HORROR-SCHILDERUNG VOM MORD AN SANDRA D. (42)
Ist dieses Ekel-Geständnis nur frei erfunden?
Kronzeugin belastet Angeklagten schwer
Von G. XANTHOPOULOS
Bonn – Dirk D. (41) wurde am zweiten Tag im Mord-Prozess schwer belastet – von seiner Geliebten! Ihr soll er die Tat in grausigsten Details geschildert haben!
Tanya A. (40) ist Kronzeugin der Anklage und sagt gegen jenen Mann aus, der angeblich seine Frau Sandra D. (42) zerstückelt und die Leichenteile für immer hat verschwinden lassen.
Die Hausfrau und zweifache Mutter soll Dirk D. (41) ein Geständnis entlockt haben. Nur darauf stützt sich die Mordanklage. Ein reiner Indizienprozess. Denn gegen Dirk D. (41) gibt es ansonsten keinerlei Beweise, die die Mord-Anklage stützen!
Tanya A. erfährt im November 2012 von dem mysteriösen Fall. Durch ein Schreiben der Kripo. Als sie den Namen des Opfers googelt, schreckt sie auf. Das Gesicht kennt sie. Tanya und Sandra waren vor vielen Jahren miteinander befreundet, waren Nachbarinnen. Jetzt ist ihre alte Bekannte plötzlich weg.
Mord-Rätsel im Internet
Und Sandras Mann Dirk D., ein Klinik-Koch, gilt als dringend tatverdächtigt. Der Krankenhauskoch soll sie erwürgt, zerhackt und im Klinikmüll entsorgt habe. Motiv: Angeblich wollte seine Frau ihn verlassen.
Tanya A. wird neugierig. Sie recherchiert, stößt dabei auf das Onlineportal „Allmystery.de“, wo sich die Besucher über die „Rätsel dieser Welt“ auslassen. Der Fall Sandra D. wird heiß diskutiert. Einhellige User-Meinung: Dirk D. ist ein Killer!
„Anfangs dachte ich auch, dass er sie ermordet hatte“, so Tanya A. am Dienstag im Zeugenstand. Sie will es aber genauer wissen. Über eine Nachbarin von Dirk D. gelingt es ihr, Kontakt zu ihm aufzunehmen.
Sandras einstige Freundin trifft deren bis dahin ihr fremden Mann – und mutmaßlichen Mörder! Ihr erster Eindruck: „Der sieht ja ganz nett aus.“ Aus Sympathie wird Liebe. „Er war ein humorvoller und fürsorglicher Mann.“
Der Schock kam beim Sex
Im Mai 2013 landen die beiden Alleinstehenden im Bett. Sie entschuldigt sich öffentlich auf „allmystery.de“, dass „ich ihn für den Täter hielt“. Und wäscht ihn rein.
In der Zwischenzeit hält sie aber ständigen Kontakt mit einem in dem Fall ermittelnden Kriminalhauptkommissar. Und die Mordkommission hört den Koch ab. Tanya A. gestern vor Gericht: „Ich wollte Herr D. helfen, um seine Unschuld zu beweisen.“ Doch dann soll er ihr eines nachts beim Sex Sandras letzte Worte ins Ohr geflüstert haben: „Ich habe dir doch nichts getan.“ Ein Schock für Zeugin: „Denn sonst gab er nie einen Ton von sich.“
„Hast Du sie erwürgt?“ Er nickte
Sie kommt ins Grübeln: „Ist Dirk doch ein Mörder?“ Als sie über sexuelle Praktiken reden, soll er ihr gesagt haben: „Sandra wollte beim Sex gewürgt werden.“ Daraufhin sie: „Hast du sie erwürgt." Seine Antwort: Er nickte mit dem Kopf.“ Und nach und nach, über Wochen hinweg soll der Koch den Grusel-Mord in allen Details beschrieben haben.
Die Zeugin unter Tränen: „Er sagte, dass Menschenfleisch wie Rindfleisch sei; dass er ihren Busen abgeschnitten und an die Hunde verfüttert hatte; dass er ihren Kopf abgetrennt und ausbluten habe lassen.“
Frage des Richters: „Wieso sind Sie damit nicht zur Polizei gegangen?“ Tanya A.: „Ich wollte Beweise finden, zum Beispiel den Kopf. Und ich hatte Angst vor ihm, denn er machte Andeutungen, dass ich die Nächste bin.“
Merkwürdig: Die Beziehung setzte sie fort. Und ließ sich verwanzen, damit die Polizei bei einem Picknick an der Erft sein angebliches Grusel-Geständnis hören konnte.
Frei erfunden?
Der Koch behauptet: „Die Horror-Story hab' ich frei erfunden. Wie alle anderen im Umfeld glaubte mir auch Tanya nicht, dass ich unschuldig bin. Und deswegen bekam sie das zu hören, was sie hören wollte.“
Der Prozess wird am Montag mit der Kronzeugin fortgesetzt.
http://www.bild.de/regional/koeln/mord/koch_zerstueckelt-35417042.bild.html