Bielefeld/Hüllhorst
Fall Meyer: 80.000 Euro im Schließfach
Bargeldbeträge weiterhin stärkstes Tatmotiv
VON TYLER LARKIN
Bielefeld/Hüllhorst. Nachfragen des Verteidigers der angeklagten Christiane R. haben nochmals ein Licht auf die finanziellen Verhältnisse des verschwundenen Hüllhorster Physiotherapeuten Karl Friedrich Meyer geworfen. Nach Angaben des Leiters der Mordkommission hat die Steuerfahndung 2013 Ermittlungen eingeleitet und dabei eine "erhebliche Steuerschuld" der Praxis im Heideweg festgestellt.
Meyer verschwand im Oktober 2012 spurlos aus Hüllhorst. Polizei und Staatsanwaltschaft vermuten, dass er Opfer seines Nebenbuhlers Jörg Z. wurde, gegen den seit Ende Juli vor dem Bielefelder Landgericht verhandelt wird.
Die vermeintlichen Bargeldsummen, die Meyer zur Verfügung standen, sind für den Prozess von Relevanz, weil sie ein mögliches Motiv für den vermuteten Totschlag an dem 47-jährigen Physiotherapeuten darstellen.
Als die Kriminalpolizei im Frühjahr 2013 die Ermittlungen im damals noch Vermisstenfall Meyer aufnahmen, fand sie keine Patientenkartei in der Praxis vor. "Wir wollten erfahren, was für ein Mensch Karl Friedrich Meyer war und versuchten, mit Patienten Kontakt aufzunehmen", sagte der Leiter der Ermittlungskommission, die erst später zu einer Mordkommission werden sollte.
Doch anstatt einer Kartei fanden sich nur Zettel, lose Unterlagen und wenige Rechnungen. Auch der Praxiskalender half kaum weiter. Einzige Erkenntnis: "Bis auf wenige Rezepte hat Meyer weitestgehend Bargeld kassiert", sagte der leitende Kommissar. Eine polizeiliche Anfrage beim Finanzamt führte zu Recherchen der Steuerfahndung. Inzwischen sind die Konten bei der Sparkasse Minden-Lübbecke gepfändet. Der vom Gericht bestellte Abwesenheitspfleger beschrieb die Bargeldeinkünfte Meyers als "außergewöhnlichen Fall".
Brisant ist in diesem Zusammenhang auch die Aussage eines Mannes, der von der angeklagten Christiane R. erfahren haben will, dass große Mengen Bargeld vorhanden gewesen seien. Sowohl in einem Tresor im Anwesen Schnathorster Holz sowie in einem Bankschließfach der Sparkasse sollen sich jeweils rund 80.000 Euro befunden haben. Allerdings kennt die Polizei die Identität des Hinweisgebers nicht. Weil der sich offenbar bedroht fühlte, zog er sich hinter den Mandantenschutz seines Anwalts zurück. Bis heute ist nicht bekannt, wer der Mann ist.
Am 23. November 2011 - etwa vier Wochen nach dem Verschwinden Meyers - fand der Abwesenheitspfleger das Bankschließfach leer vor. Auch im Tresor soll sich kein Geld befunden haben.
Der Prozess wird am 30. Oktober fortgesetzt.
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