Tötungsdelikt Gabriele Obst
17.09.2013 um 15:48
So, nach dem "Inhalieren" eines starken Kaffees geht es wieder - und der zweite
Teil folgt:
Der Richter fragte den Angeklagten nochmal nach seinem Gespräch mit einigen
Mithäftlingen, denen er den Mord gestanden haben soll. Herr Obst verneinte das
vehement und behauptete, von einigen Mithäftlingen regelrecht gemobbt zu werden.
Erstaunlich war die Aussage vom Richter, dass er einen Antrag eines Rechtsanwalts
auf Akteneinsicht erhalten habe - und Auftraggeber sind zwei der Mithäftlinge, denen
GO angeblich den Mord gestanden hat. Er befragte Staatsanwaltschaft und Verteidigung,
wie sie zu dieser Eingabe stehen und alle lehnten diesen Antrag ab. (DAS wäre ja auch
noch schöner, wenn ein Zeuge erstmal Akteneinsicht bekommt, BEVOR er aussagt!!)
Der Richter verlas ein Gutachten eines Prof. der Rechtsmedizin, wonach G.O. keinen
Alkohol im Blut hatte und auch keine Spuren für ein Sexualdelikt nachgewiesen werden
konnten.
Der nächste Zeuge war ein Gutachter der Rechtsmedizin:
Die Todesursache sei wohl ein Kopfschuss gewesen; es gäbe aber keinen eindeutigen
Schusskanal. Auch seien keine weiteren Verletzungen am Körper feststellbar gewesen;
keine Druckstellen, blaue Flecken etc. Eine andere Kopfverletzung, die durch den
Schuss evtl. überlagert worden wäre, schloss der Gutachter nicht aus. Es wurden wenig
bis gar keine weiteren Blutspuren gefunden. Nur zwei kleine Blutspritzer auf der Hand-
fläche der rechten Hand und einer auf der linken Hand der Getöteten. Der Gutachter
sagte weiter aus, dass ihm die Auffindesituation von Frau Obst sehr gestellt ausge-
sehen habe, normalerweise würden Tote, die durch einen Mundschuss einer Flinte
sterben, nicht so rücklings liegen mit Armen und Beinen lang ausgestreckt.
Der Richter fragte den Gutachter, ob ein evtl. Täter nicht Blut- und Gewebespuren
auch auf der Kleidung haben müsste - und der Gutachter bestätigte das. Das wäre
mit Sicherheit so.
Auch wäre die Waffe mit aller Wahrscheinlichkeit nicht auf dem Körper zum Liegen
gekommen bei einem Suizid. Bei allen Äußerungen des Gutachters konnte er nie
mit Sicherheit eine Sache untermauern. Es kamen immer letzte Restzweifel, wenn
auch sehr unwahrscheinlich.....Eine erstaunliche Aussage dieses Gutachters fand
ich, dass er nicht sagen konnte, WANN Frau Obst starb (7 bis 10 Tage nach Ver-
schwinden war der Zeitraum) und ob Frau Obst noch lebte, als ihr in den Mund
geschossen wurde! Alle Zeichen wären auch vorhanden, wenn man einer Leiche
in den Mund schieße.
Allerdings relativierte sich diese Aussage dann, als er aussagte, Frau Obst wurde
nicht im Liegen erschossen; sie müsse gestanden oder gesessen haben.
Der nächste Gutachter sagte etwas zu den gefundenen DNA-Spuren aus: Er war
leider so schwer zu verstehen und nuschelte seine Aussage runter, dass es fast
unmöglich war, Näheres zu verstehen :( Vielleicht kann einer der anderen dort
anwesenden User was dazu sagen?! Ich habe nur das schon bekannte verstanden:
DNA in der Waffe von Günter Obst, DNA am Lenker des Fahrrads von Gabriele
Obst, Günter Obst und Michael Obst, dem Sohn. DNA von Gabriele Obst an dem
Leinenbeutel. Viel mehr habe ich nicht verstanden. Wie gesagt, vielleicht sass
jemand näher dran und konnte das besser hören?!
Es war eine Verhandlung, bei der nicht viel Neues herausgekommen ist - und meiner
Meinung nach keine neuen und belastendenen Spuren gegen den Angeklagten!
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Tötungsdelikt Gabriele Obst
17.09.2013 um 16:12
Erst mal danke Euch beiden für die ausführliche Berichterstattung!
Dieser Anwalt kommt aber nicht in irgendeinen Konflikt wenn er gleichzeitig Anwalt eines Belastungszeugen und des Angeklagten ist, oder?
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Tötungsdelikt Gabriele Obst
17.09.2013 um 16:14
@diegraefin Ich kann mich nicht an eine Zeit erinnern.
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Tötungsdelikt Gabriele Obst
17.09.2013 um 16:14
@diegraefin
nein, eine Uhrzeit wurde meines Wissens nicht gesagt, wann der Polizist
Herrn Obst am Radfundort traf. Da Herr Obst aber in der letzten Verhandlung
aussagte, dass er gegen 7.20 Uhr von zuhause losgegangen sei, wird es in
etwa die Zeit gewesen sein. Und er hatte auch ausgesagt, einen Streifenwagen
dort angetroffen zu haben.
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Tötungsdelikt Gabriele Obst
17.09.2013 um 16:23
Ich habe heute an dem Verhandlungstag als Zuschauer teilgenommen:
Gerade die Aussage des zweiten Polizeibeamten (welcher zuerst mit dem ersten Zeugen/ Polizeibeamten bei der Leiche war) war sehr aufschlussreich.
Er machte sehr anschaulich deutlich, dass ein vom Angeklagten behaupteteter Suizid (durch Erschießen vor Ort) seiner Frau, aufgrund des Auffindesituation auszuschließen ist und dass belastet Herrn Obst, unter Berücksichtigung der Gesamtumstände, ja nun wesentlich.
Auch, dass der Beamte die Brille von Frau Obst am Tatort gefunden hat, welche ja nach Herrn Obst zuhause sein sollte, spricht für sich.
Dass der Sachverständige wieder rumeierte mit , "ja ein Suizid ist auszuschließen, aber es bleibt ja immer eine Restmöglichkeit" war nicht nachzuvollziehen.
Wie soll die denn bitte schön aussehen, wenn, wie der erfahrene Polizeibeamte, nachvollziehbar deutlich machte, nichts auf einen vom Angeklagten behaupteten Suizid hinweisst und der Sachverständoge diese Aussage ja auch eigentlich unterstützt.
Der Sachverständige wollte sich wohl eine kleine "Ausstiegslücke" lassen, was aber der Klärung der Tat nicht wirklich hilft.
Also ich sag mal so, der Angeklagte Obst hat seit heute aber wirklich Erklärungsnöte in Hinsicht auf den behaupteten Suizids seiner Frau.
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Tötungsdelikt Gabriele Obst
17.09.2013 um 16:25
Als Ergänzung gestattete ich mir, an Zeitangaben aus Pressemitteilungen bzw. -berichten vom 16. und 17. April zu erinnern:
6.40 Uhr - Mitarbeiter des städtischen Bauhofs findet das Fahrrad der Zeitungsbotin am Steinhausener Weg (Pressemitteilung Polizei Gütersloh 16.04., 17.05 Uhr)
7.15 Uhr - Bauhofmitarbeiter informiert telefonisch den Bauhof über den Fund (Haller Kreisblatt online 17.04.2013)
9.00 Uhr - Bauhof informiert Zeitungsverlag über Fund des Zustellfahrrads (Haller Kreisblatt online 17.04.2013)
kurz nach 9.00 Uhr - Tochter von Frau Obst informiert Zeitungsverlag, dass ihre Mutter nicht bei ihrer zweiten Arbeitsstelle in Bielefeld erschienen sei (Haller Kreisblatt online 17.04.2013)
ca. 9.30 Uhr - Tochter von Frau Obst informiert Polizei Halle über unklaren Verbleib ihrer Mutter (Haller Kreisblatt online 17.04.2013)
9.34 Uhr - Arztpraxis in Bielefeld informiert Polizei Bielefeld, dass Frau Obst nicht zur Arbeit erschienen ist (Pressemitteilung Polizei Gütersloh 16.04., 17.05 Uhr)
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Tötungsdelikt Gabriele Obst
17.09.2013 um 16:31
Danke für eure Berichterstattung, nur viel weiter ist man nicht gekommen.
Hab noch den Bericht von der NOZ, wo es auch heißt das an der Patrone DNA von Frau Obst vorhanden war.
Halle/Bielefeld. Im Fall Gabriele Obst aus Halle kamen jetzt im Landgericht Bielefeld Gutachter der Rechtsmedizin Münster und des Landeskriminalamtes zu Wort. Sie konnten jedoch wenig Erhellendes zum Tathergang beitragen. Offenbar gibt es keine handfesten Beweise, die den Ehemann der Zeitungsbotin als Täter überführen können. „Das ist in der Tat ein reiner Indizienprozess“, sagte Staatsanwalt Christoph Mackel gegenüber der Presse.
Zunächst wurde die 53-jährige Joggerin, die Gabriele Obst am 26. April in einer Mulde im Wald bei Halle tot aufgefunden hatte, befragt. Sie sei dort im Wald joggen gewesen, als ihr Hund die Leiche fand. Die Frau folgte ihrem Hund und sah die 49-Jährige tot am Boden liegen. Dann sei sie so schnell wie möglich zu ihrem Auto gelaufen, nach Hause gefahren und habe die Polizei verständigt. Ein Polizeibeamter aus Halle, der einer der ersten am Tatort war, sagte aus, dass ihn die Lage der Leiche verwundert habe. In seiner Laufbahn als Polizist habe er schon mehrere Selbstmordopfer gesehen. Nebeneinanderliegende, ausgestreckte Beine und gerade am Körper anliegende Arme seien höchst ungewöhnlich. „Das kam mir arrangiert vor“, sagte er. „Aus meiner Erfahrung heraus schließe ich Suizid aus.“
Auch der Rechtsmediziner aus Münster fand die „Neutral-Null-Stellung“ der Leiche untypisch und gab an, dass die symmetrische Position der Arme und Beine gegen einen Selbstmord sprächen. Er sagte weiter, dass weder der Todeszeitpunkt noch die Todesursache sicher festgestellt werden konnte. Sicher sei, dass die Leiche etwas länger im Wald gelegen habe. Sieben bis zehn Tage seien mit dem Bild, das die Leiche geboten hatte, jedoch gut vereinbar. Er könne jedoch nicht sagen, ob Gabriele Obst zu dem Zeitpunkt, als der Schuss auf sie abgegeben wurde, noch lebte. „Die gefundenen Blutspritzer entstehen auch bei dem Beschuss einer Leiche“, sagte er. Sicher sei wiederum, dass die Frau im Sitzen oder Stehen erschossen wurde.
Der Rechtsmediziner führte weiter aus, dass die Frau durch den geöffneten Mund erschossen wurde, und zwar ohne große Gewaltanwendung. Ob sie den Mund freiwillig geöffnet hatte, konnte der Experte nicht sagen. „Das wäre reine Spekulation“, sagte er. Letztendlich habe man vonseiten der Rechtsmedizin weder für einen Mord, noch für einen Selbstmord aussagekräftige Beweise oder Indizien gefunden. Von der Ausführbarkeit her käme das eine wie das andere infrage.
Ein Molekularbiologe des LKA berichtete schließlich noch über die Ergebnisse der DNA-Untersuchungen. Zu Beginn seiner Ausführungen verdeutlichte er, dass die DNA des Angeklagten und die seines Sohnes so ähnlich seien, dass die gefundenen männlichen Spuren oftmals nicht eindeutig zuzuordnen seien.
Die Abriebspuren an der Waffe seien größtenteils dem Opfer zuzuordnen. Ihre DNA fand man am Abzug der Waffe ebenso wie an der Patrone. An einer Stelle des Schaftes habe man zwei männliche DNA-Spuren gefunden. Die eine Spur sei sicher dem Angeklagten zuzuordnen, bei der anderen sei nicht auszuschließen, dass sie zu dem Sohn gehöre. Auch an der Innenseite des Kartoffelsacks, auf dem die Leiche lag, wurden männliche DNA-Fragmente gefunden. Der Angeklagte und sein Sohn seien als „Spurenleger“ nicht auszuschließen. Die männliche DNA am Leinenbeutel sei wiederum sicher dem Angeklagten zuzuordnen.
Der vorsitzende Richter bemerkte, dass aus den DNA-Spuren keine sicheren Aussagen gezogen werden könnten, da alle drei Personen in einem Haushalt lebten. Beim nächsten Verhandlungstag sollen die Mithäftlinge des Tatverdächtigen aussagen. Es soll eine Gruppe an Häftlingen geben, denen gegenüber der Angeklagte den Mord gestanden haben soll und eine weitere Gruppe, die gehört haben soll, wie sich Mithäftlinge belastend gegen den Tatverdächtigen verschworen haben.
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Tötungsdelikt Gabriele Obst
17.09.2013 um 16:35
Wenn sich Mithäftlinge belastend verschwören gegen einen alten Mann, frag ich mich, warum sie das tun sollten? Vaterkomplex? Oder steckt mehr dahinter (z.B. gekaufte Zeugen von jemandem, der aus persönlichem Interesse gern möchte, dass Herr Obst als Täter überführt wird)?
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Tötungsdelikt Gabriele Obst
17.09.2013 um 16:37
Also, irgenwie komm ich da jetzt nicht so ganz mit. Wenn Herr Obst bei dem Polizisten, der beim Fahrrad stand relativ ruhig und einfach nur besorgt um seine Frau wirkte, riecht das nicht unbedingt nach dem Affekt. Körperlich anstrengend dürfte das ganze auch zumindest im Ansatz gewesen sein.
Das mit der Brille kommt mir seltsam vor. Natürlich gibt es Brillenhasser und Brillenvergesser-ich persönlich wäre nicht ohne Brille auf mein Fahrrad gestiegen. Sie hätte aber auch noch eine Zweite haben können(eine die wohlmöglich der anderen gleicht) die sie anstelle der aktuellen getragen hat- Wurde das abgeklärt oder zumindest mal während des Prozesses gefragt?
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Tötungsdelikt Gabriele Obst
17.09.2013 um 16:40
Bisher ging man davon aus, dass der Fundort auch der Tatort sei. Nun weiß der Gerichtsmediziner nicht, ob der Mundschuss der tödliche war oder ob sie schon vorher tot war. Und den Zeitpunkt des Todes kann er auch nicht feststellen. Man weiß nicht, ob Frau Obst überhaupt auf dieser Tour war, oder ob jemand anders die Zeitungen verteilte. Wo war Frau Obst zum Zeitpunkt, als Hr. Obst mit dem Polizeiwagen zusammentraf am Fundort des Fahrrades? Viele offene Fragen...
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Tötungsdelikt Gabriele Obst
17.09.2013 um 16:43
Ja statt Antworten auf das ein oder andere kommen immer viele neue offene Fragen. In dem Bericht steht das an dem Leinenbeutel DNA Spuren von Herrn Obst gefunden wurden, hatte er letzte Woche doch ausgesagt er kenne den Beutel nicht!
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Tötungsdelikt Gabriele Obst
17.09.2013 um 16:45
Wenn alle Berichte online sind, kann man vielleicht mal zusammentragen was an Spuren vorhanden war und wo das Fahrrad stand resp. wie viel Hr. Obst an diesem Morgen herumwirbelte mit oder ohne Brille/Fahrrad/Hund.
Wieso sollte die Tochter Waffen entfernen? Hilfe... ich muss doch wieder an die Lidl-Kassierin denken.
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