Insgesamt finde ich den Fall Obst auch nicht besonders mysteriös. Wie aus dem Artikel des WB hervorgeht, lassen sich keine Indizien in Form von Spuren finden, die den Ehemann weiter belasten.
Einen Streit kann das LKA anhand solcher Spuren nicht nachweisen. Dazu können nur die Aussagen der Streitparteien oder der Angehörigen dienen. Wenn diese sich in Schweigen hüllen, ist es natürlich ungleich schwieriger, dem Täter und dem Motiv näher zu kommen.
Es ist anzunehmen, dass es Streit gegeben hat, dieser wird lange geschwehlt haben. Und es gibt Ehepaare, die rau miteinander umgehen, so dass Außenstehende gar keinen offenen Konflikt vermuten, sondern in den Reibereien die normale Umgangsweise erleben.
Interessant finde ich die Äußerung aus einem Artikel im WB vom 30. Mai 2013, in dem Schwägerin und Schwager folgendes sagen:
Trotz des hohen Altersunterschieds von 25 Jahren habe die Ehe gut funktioniert, meint Adelheid Obst: »Gabi war eine sehr fleißige Frau und gute Mutter, die viel mit den Kindern gemacht hat.« »Und sie war auch dominant«, ergänzt Jürgen Obst. Doch sein Bruder habe sich auch gerne gefügt. Und Gabi habe den Günter verwöhnt.
Die Schwägerin weist auf die Dominanz von Gabriele Obst hin. Ich denke, dass die Getötete ganz stark durch ihren Ehemann geprägt worden ist. Immerhin hat sie mit 15 Jahren einen 40jährigen als Partner gehabt. An ihm wird sie sich orientiert haben, mit ihm hat sie ihr Leben gestaltet. Nun ist sie selbst in der Mitte des Lebens angelangt, die gemeinsamen Kinder sind groß. Der Partner ist alt. Vielleicht hatte sie den Wunsch, ihre "letzten, guten Jahre" für sich zu haben, sich einmal selbst zu spüren und zu verwirklichen. Darin sehe ich aber nicht das Mordmotiv. Das wäre eine normale Entwicklung, die der Ehemann im Falle einer funktionierenden Beziehung vielleicht sogar akzeptiert hätte, sofern damit keine Trennung einher gegangen wäre.
Der Alterunterschied allein kann meiner Meinung nach nicht für das Motiv verantwortlich sein. Vielmehr glaube ich, dass es innerhalb der Familie etwas gab, was nicht nach außen dringen sollte. Es wird sich in der Zeit vor der Tötung so sehr entwickelt haben, dass Gabriele Obst mit ihrem Leben bezahlen musste. Dieser Punkt war so wichtig, dass der Hass sich so weit entwickelte, dass derjenige, der sie erschossen hat, bereit war, ihr ins Gesicht zu schießen und die Schuld auf sich zu nehmen.