alibert schrieb:Wo ist dein persönlicher Vorteil, wenn jetzt mehr von den Dingern unterwegs sind?
Mein persönlicher Vorteil wird Airbus und Airlines nicht dazu veranlassen, weiterhin riesen Flugzeuge zu bauen bzw. in Dienst zu stellen.
Ich glaube zwar nicht, dass es hier jemanden interessiert, aber das ist der Grund, warum ich den A380 am Leben erhalten möchte:
Seit Mitte der 1990er Jahre, als er noch A3XX hieß, ist er schlicht und einfach mein Liebling von allen Flugzeugen geworden. Damals gab es natürlich nur Zeichnungen, aber er war schöner als die B747 und mir gefiel, dass auch das Oberdeck durchgehend ist und nicht wie bei der 747 „aufgesetzt“ wirkt.
Er ist riesengroß, wunderschön, wirkt etwas plump und tollpatschig (genau das macht ihn ja so süß).
Auch mein erstes persönliches Zusammentreffen mit ihm war für mich außergewöhnlich und einzigartig:
Im Oktober 2006 organisierte ein kleines, exklusives Reisebüro in unserer Stadt einen Sonderflug nach Toulouse zu Airbus – mit Besichtigung der A380 Montage.
Es wurde ein A320 gechartert, der uns von unserem Mini Regionalflughafen in der Früh nach Toulouse bringen und am späten Abend wieder heimfliegen sollte. Der Inhaber des Reisebüros hatte die Befürchtung, dass nicht genug Leute für einen A320 in Charterbestuhlung (hat es damals gegeben) zusammenbringt.
Ich war eine der Ersten, die buchten – innerhalb kürzester Zeit war der Flieger ausgebucht! Allein von unserem Verein flogen fast 70 Mitglieder.
Mein Partner war sauer, dass ich alleine flog, er wollte sich das auch ansehen, aber: zu meinem Baby wollte ich alleine!
Er wollte mich nicht alleine mitlassen und ging auch in dieses Reisebüro, es war aber schon ausgebucht! Ich war sogar erleichtert darüber, denn mir war es wirklich enorm wichtig, allein zu meinem Baby fliegen.
Als es so weit war, saß ich nicht einmal bei den anderen Vereinsmitglieder – ich wollte dort für mich alleine sein und jede Kleinigkeit voll und intensiv erleben.
Ich war von meinem Baby begeistert – der Blick von oben auf die Fertigungshalle, ich wäre dort am Liebsten ewig stehen geblieben. Das Beste kam aber noch: ein A380 ohne Bemalung (ganz gelb) stand im Freien und unsere Gruppe durfte ganz nahe hin. Es war zwar absolutes Fotografierverbot, aber der Reiseleiter hatte eine Sondergenehmigung für ein Gruppenfoto.
Ich sonderte mich nach dem Foto ein kleines Stück von der Gruppe ab ( es waren nur etwa 20 Meter) und stand alleine vor meinem Baby. Ich hätte es in dieser kurzen Zeit auch nicht registriert, wenn mich jemand gerufen hätte. Da gab es nur mein Baby und mich. Das Schönste daran war: das Riesenbaby war leer und alleine. (keine lästige Crew oder Bodenpersonal)
Dieser Moment dauerte nicht lange, denn die Gruppe ging weiter und ich wurde von einem Werkssecurity aufgefordert, zu Gruppe zu gehen (den habe ich erst registriert, als er vor mir stand und mich ansprach)
Für mich war das ein einschneidendes, wunderbares Erlebnis, was mir keiner wegnehmen kann. Es hat meine Bindung zum Riesenbaby derart intensiv gemacht, das kann sich niemand vorstellen!
Nie wieder werde ich die Möglichkeit haben, mein Riesenbaby ganz für mich alleine zu haben, denn wenn ich einen Flug buche, sind Crew und andere Passagiere dabei – das ist nicht das Selbe.
Selbstverständlich habe ich mir das Gruppenfoto nachmachen lassen. Ich habe es aber nirgends aufgehängt – mich stören die anderen ca. 180 Menschen, die darauf abgebildet sind. Ich sehe es aber oft an. Ich trau es mich nicht posten, weil ich es nicht selbst fotografiert habe. (da brauche ich das Einverständnis vom Fotografen). Ich kaufte mir dort im Shop auch ein Airbus T-Shirt (ich habe es nur anprobiert, nie getragen, damit es ja nicht kaputt wird) und ein A380 Model.
Ich habe mich bis heute gewehrt, gemeinsam mit meiner Familie einen A380 Flug zu buchen. Das sind zwei Dinge, die für mich nicht zusammengehören.
Lange kann ich mich dagegen nicht mehr wehren, denn sowohl mein Partner, als auch die Kids möchten endlich mit dem Doppeldecker (diesen Ausdruck empfinde ich abwertend und beleidigend) fliegen. Ich kann noch nicht sagen, ob ich mich dazu überwinden kann, unseren Sommerurlaub 2019 mit dem A380 zu buchen. Mit meiner Familie geht es an Bord ärger zu, als am Jahrmarkt – so stelle ich mir keinen A380 Flug vor.
Das war die Vorgeschichte, jetzt kommt der Grund, was mein persönlicher Vorteil ist, wenn ich mit dem A380 fliege:
Ich buche meine Flüge ca. 6 Monate vorher. Wenn ich weiß, es ist ein A380 Flug, habe ich eine gigantische Vorfreude darauf. Ich freue mich zwar über jeden bevorstehenden Flug, aber es gibt trotzdem Unterschiede. Kleinflugzeuge und Narrow Body erzeugen normale Vorfreude, bei Wide Body steigt sie mit der Größe des Flugzeugs. Aber A380 übertrifft alles! Das ist einfach so.
Ich komme vor jedem Abflug früher als andere zum Flughafen. Beim A380 ist es noch eine Spur früher. Nach der Sicherheitskontrolle suche ich mir einen Platz mit schöner Sicht auf das Flugfeld. Bei jedem Flieger, den ich sehe denke ich mir: „In dich steige ich heute nicht ein – heute darf ich in mein Riesenbaby!!!!!“ Das ruft Glücksgefühle hervor, die ich nicht erklären kann.
Wenn ich mein Baby zur Fluggastbrücke rollen sehe, muss ich aufpassen, dass ich nicht laut sage: „Da kommt ja mein süßer Schatz – heute gehörst du mir, ich fliege mit dir in den Himmel!“
In der Zeit bis zum Boarding lass ich mein Baby (mit Ausnahme eines kurzen Toilettengangs kurz vor dem Einsteigen) keine Sekunde aus den Augen. Ich sehe es einfach an.
Beim Eisteigen streichle ich dezent den Rumpfausschnitt der Tür – endlich habe ich mein Baby berührt. Jetzt bin ich in meinem persönlichen Garten Eden. Ich genieße jeden Moment (alle Geräusche und Gerüche). Ich wünsche mir, dass er noch lange am Boden steht, weil es die Zeit die ich an Bord sein darf verlängert. Alles ist geräumig und wuchtig – das bietet kein anderer Flieger!
Beim Start, wird mir die Kraft bewusst, die in meinem Baby steckt. In voller Reiseflughöhe stelle ich mir vor, wie ich neben dem Baby von Wolke zu Wolke mitspringe. Nirgends schmeckt mir das Essen besser, auch wenn es nur ein verschrumpeltes Sandwich ist.
Schlimm wird es erst, wenn der Landeanflug beginnt – dann wird mir bewusst, dass ich den für mich schönsten Ort bald verlassen muss.
Ich wünsche mir, dass es keine sofortige Landeerlaubnis gibt – jede noch verbleibende Sekunde koste ich voll und ganz aus.
Beim Aussteigen verspüre ich einen schlimmeren Trennungsschmerz als ein kleines Kind, dass von seiner Mutter weggerissen wird – ganz schlimm!
Abgesehen von den mir wichtigen Menschen, gibt es einige Dinge, die mir am Herzen liegen und zu denen ich einen ganz persönlichen Bezug habe. Dazu gehört auch der A380. Darum ist es mir wichtig, dass noch ganz lange, ganz viele Riesenbabys den Himmel verschönern!