prof.bunsen schrieb:Solche Unternehmen erinnern mich immer an die MIT-Studenten, die die Wasserknappheit in Wüstenregionen bekämpfen und die Luftfeuchtigkeit mit einem einfachen System "anzapfen" wollten.
Als ihnen dann von einem Physiker erklärt wurde, warum das nicht so einfach funktioniert (wer Thunderfoot kennt, weiß wahrscheinlich wovon ich rede), wurde das ignoriert und ihm vorgeworfen, ihm wären die armen Menschen egal.
Die Studenten hatten übrigens Design studiert...
Edit: findet man unter "Waterseer Thunderfoot" bei Duröhre
Die Geschichte mit dem Kondesat-Generator zur Wasserversorgung ist ein hervorragendes Beispiel für eine auf den ersten Blick logische, in der Praxis aber schlecht bis gar nicht umsetzbare Scheinlösung auf die man kommt wenn man etwas, aber nicht viel Ahnung von den Sachverhalten hat. Deswegen kommt sie, in immer neuem Gewand, auch immer mal wieder hoch, teilweise mit Designpreisen und Förderung, und scheitert doch an den immer gleichen Problemen, in dem Fall zu wenig Wasser absolut in der Luft und Kontamination mit Fremdstoffen wie z.B. Algen oder Bakterien.
Im Spiegel war vor kurzer Zeit ein ähnliches System gefeatured, das auch garantiert nie sinnvoll im Einsatz sein wird:
Millionen Menschen in Nordafrika fehlt der Zugang zu sauberem Wasser. »Kumulus« soll das ändern. Die Maschine nutzt ein natürliches Phänomen.
Quelle:
https://www.spiegel.de/ausland/trinkwasser-aus-luft-und-sonne-wie-ein-start-up-nordafrika-mit-trinkwasser-versorgen-will-a-3124c850-fbbe-491f-940d-bd667200e52aAuch hier beim
Kumulus die gleiche charmante Idee wie beim WaterSeer: aus der Umgebungsluft praktisch Tauwasser gewinnen, mit Solarenergie bzw. mit Ausnutzung von tageszeitlichen Temperaturgefällen. Erfahrungsgemäß wird das auch an den gleichen Problemen scheitern.
Die Idee an sich lässt sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen, schon damals empfahlen Pfadfinder-Handbücher das Sammeln von Morgentau an aufgehängten Planen oder Folien zur Trinkwassergewinnung; vermutlich hat auch von diesen Autoren niemals jemand den praktischen Beweis antreten müssen.
Die Ottobahn stößt ja prinzipiell ins gleiche Horn: irgendwie klingt die Idee gut, wenn man nur an der Oberfläche bleibt, von der grundsätzlichen Technik her scheint alles grundsätzlich möglich oder zumindest nicht ausgeschlossen, ins Grübeln kommt man erst wenn man einzelne Claims nachprüft, mehrere Claims zueinander in Beziehung setzt oder angegebene Zahlen mal nachrechnet, überschlägt oder mit bekannten Größen aus der Branche vergleicht. Das kann aber der Laie als Leser natürlich nicht ohne Weiteres, und die Technik- und Investitionsjournalisten deren Job das eigentlich wäre anscheinend leider auch nicht. Was micht schockiert ist dass da auch angesehene Universitäten soweit drauf reinfallen, mit ihren Logos und auf ihren Präsenzen unkritisch Werbung zu machen, da hatte ich Besseres erhofft.