Der deutsche Artikel (Der,Die,Das)
25.04.2012 um 10:13
Das sehe ich genauso, es ist für uns Muttersprachler zwar selbstverständlich, dass wir die Geschlechter - und Fallartikel (meist) richtig verwenden, aber die Zuordnung des Geschlechtes ist meines Erachtens auch eher arbiträr.
Deutsch ist eben die konservativste aller germanischen Sprachen, im Gegensatz zu der wandelhaftesten, Englisch, die gleichmal aus "der, die, das" einfach "the" macht, und aus "ein, eine, ein" wurde simpler Weise "a".
In meinem Dänischunterricht, und das gilt soweit auch für norwegisch und schwedisch, habe ich auch über die Artikel der anderen germanischen Sprachen gelernt. Es ist doch fast absurder, was die Skandinaver machen, als die Deutschen, oder im Gegensatz zu den romanischen Sprachen, die schlicht zwischen männlich und weiblich unterscheiden
z. B.
*Italienisch il/lo/ l´(männlich), la, l´(weiblich)
* Franzzösisch le, l´(männlich), la, l´(weiblich)
* Spanisch el (männlich), la (weiblich
* Portugiesisch O (männlich), a (weiblich)
Die romanischen Sprachen scheinen mir mind. genauso sinnvoll, wenn nicht gar weniger, als DEUTSCH. Sicher, am simpelsten sind Chinesisch (ohne Artikel) und Englisch (the).
Doch Dänisch, genau wie Schwedisch, besitzt schlicht eine Unterscheidung, die aus dem Germanischen stammt, aber nur noch zwischen den folgenden Artikeln
* Utrum (fælleskøn): en
* Neutrum (intetkøn): et
unterscheidet.
Nun suggeriert uns ja das Dänische hier erst recht, dass "Dinge" ein Geschelcht haben (mit seinem Utrum "en"), aber dieses Ding "hat einfach ein Geschlcht", ohne dass es als "männlich" oder "weiblich" definiert wird. Das Utrum also sagt nur, ein Ding habe ein Geschlecht; der Artikel "en" ist aber nur ein Sammelbegriff geworden, für die in deutsch spezifisch benannten Geschlechter "der" und "die".
Was es aber heißt, von einem Ding zu sagen, es habe ein Geschlecht, ist noch nebulöser, als zu sagen, etwas sei männlich oder weiblich. Nur Lebewesen haben ein Geschlecht, en mand (ein Mann) und en fru (eine Frau), Kinder aber z. B. nicht ("et barn"). Die Dänen ziehen es also auch nicht ganz durch, dass es immer logisch ist, wann ein "Ding" ein Geschlecht hat, obwohl meine Lehrerin sagte, es wäre so, dass ca. 80% der dänischen Wörter "sächlich" (Neutrum) sind.
By the way, vielleicht ist es gar nicht so unsinnig, zwischen Geschlecht und Nicht-Geschlecht zu unterscheiden, denn ein bipolares Artikelsystem wie in den romanischen Sprachen, aber auch das tripolare Artikelsystem der Deutschen, schlägt uns ja regelrecht vor, dass es unter den Geschlechtern nur "weiblich" und "männlich" gäbe, doch es gibt noch vielmehr heute: Transvestiten, Transsexuelle, Crossdresser, Androgyne, etc.
Deswegen ist es in einer solch konservativen Sprache wie DEUTSCH, in der die grammatischen Strukturen am veraltesten sind, umso wichtiger, ständig sprachlich zu reflektieren, ob die grammatischen Geschlechter auch die sozialen Geschlechter beeinflussen. Diese These ist nicht abwegig, denn romanische Sprachen und deutsch neigen dazu, unter dem männlichen Geschlecht, die weiblichen "Dinge"/ "Personen" einfach zu subsummieren und gleichzeitig aber, das weibliche Geschlecht als "das zweite/ das besondere/ das andere Geschlecht" zu behandeln, womit eine Diskriminierung in Sprachen, die zwischen männlich und weiblich unterscheiden auch gesellschaftlich subliminal gegeben ist!
Was bei den skandinavischen Sprachen nicht der Fall ist!