Narrenschiffer schrieb:Mehr als einen überarbeitungswürdigen Wikipedia-Artikel bringst du nicht.
Mehr als solche Wikipediakritik hast jedenfalls Du nicht.
Klar, Du hast ja noch den Kühner. Nur daß der ein Buch über die lateinische Grammatik verfaßt hat (und eins über die griechische), woraus Du zitierst. Und was schreibt er extra dazu?
Die Griechische Sprache ist sehr reich an Aktivverben, welche neben der transitiven zugleich auch die intransitive Bedeutung haben; namentlich gehören hierher die Verben der Bewegung, üebrigens hat diesen Gebrauch die Griechische Sprache mit anderen gemein; vgl. die Vögel ziehen, der Wagen bricht u. s. w., vertere, mutare, declinare u. s. w., changer, decliner, sortir, to move, io turn. Im Deutschen werden die intransitiven Aktive oft durch Reflexivverben übersetzt, als: έπιχλίνω, ich neige mich (;;u £tw.), der Grieche aber hat sie als Intransitive aufgefasst.
Kühner spricht von den griechischen Intransitiva, die zugleich auch Transitiva sein können. Schließlich zählt er auch ausdrücklich griechische Verben der Bewegung auf, bei denen das so ist wie von ihm behauptet.
Was Du hier meinst, ist hingegen was völlig anderes. Auch im Deutschen gibt es Verben, die sowohl Transitiva als auch Intransitiva sind, und Kühner bringt sogar selbst Beispiele. Ziehen, brechen. Was Dir aber nicht auffällt: Im Griechischen wie im Lateinischen wie im Deutschen ist das Subjekt der transitiven Verbform das Objekt der intransitiven. Der Stab bricht - ich breche den Stab. Versuch
das mal mit den deutschen Verben der Bewegung!
Viele transitive Verben unterscheiden sich von ihren intransitiven Pendants dadurch, daß der Vokal in der Wortwurzel anders ist, ein Umlaut oder ein Diphthong (zuweilen verändern sich auch Konsonanten).
sitzen - setzen
stehen - stellen
trinken - tränken
futtern - füttern
hangen* - hängen
schlafen - schläfern
fallen - fällen
...
(* noch im Mittelhochdeutschen war die Grundform hangen; heute hängen. In den anderen Tempora sieht man, daß es sich um getrennte Verben handelt, nicht um getrennte Bedeutungen desselben Verbes: hangen, hing, gehangen - hängen hängte gehängt; völlig regelkonform gebildet wie fangen und drängen)
Dieser Unterschied findet sich übrigens auch in anderen indogermanischen Sprachen wie Latein und Griechisch: Stehen - stellen auf griechisch: histêmi - histanai. Letztlich handelt es sich beim Transitiv um eine alte urindogermanische Aktionsart, also sowas wie Aktiv, Passiv, Reflexiv, Medium. Medium kommt dem Intransitiv sehr nahe, und das Transitive ist der Kausativ. Während wir nur noch besagte vier Aktionsarten des Verbes kennen und selbst bei denen nicht mehr eigene aktionsartgebundene Verbformen kennen, sondern nur noch die conjugatio periphrastica, also die Umschreibung unter Verwendung von Hilfsverben oder Pronomina, muß es in vorantiken Zeiten deutlich mehr gegeben haben. Im Althebräischen sind z.B. vierzehn Aktionsformen belegt. Und wie man an der regelmäßigen Bildung der Transitiva zu den Intransitiva sehen kann, müssen auch die Vorgängersprachen von Deutsch, Griechisch, Latein (,...) genaus so etwas gekannt haben. Periphrasierend kann man ein transitives Verb mit der intransitiven Verbform folgendermaßen umschreiben: "jemanden etwas tun lassen; machen, daß jemand etwas tut". Ich stelle Dich - ich mache, daß Du stehst.
Narrenschiffer schrieb:Es folgen altgriechische, lateinische und deutsche Beispiele. Das deutsche lautet "den Weg gehen".
Tja, und hier irrt der Gute, aber sowas von! An anderer Stelle weiß er es besser, mit "ziehen" und "brechen" bringt er ja echte Beispiele. Wie gesagt, probier es doch aus mit "einen Weg gehen", wandle das ins Intransitive um. Der Weg geht?
"Einen Weg gehen" ist nicht die transitive Version zu "gehen". Da liegst Du meilenweit falsch. Und Kühner auch.
Narrenschiffer schrieb:Eine transitive Verwendung des Verbs /gehen/ abzulehnen, entspricht nicht der sprachwissenschaftlichen Gepflogenheit.
O doch, und wie! Ich kenn das aus meinem Studium, und das war nicht 1870. (Und aus hobbymäßiger Beschäftigung zuvor und seither.)