@mathematiker mathematiker schrieb:Nein, dem ist nicht so. Das Universum ist gänzlich unabhängig von unserer Existenz, es existierte Milliarde Jahre vorm Erscheinen des ersten modernen Menschen und wird noch existieren, wenn alle Menschen und ihr kreatives Schaffen längst zu Staub zerfallen sind.
Das ist (d)ein Weltbild - ein's von vielen möglichen, aber nicht das universell einzig wahre und absolut gültige. Du magst es so glauben, aber das macht es längst nicht zur ultimativen Wahrheit. Deine Sicht wird übrigens selbst wissenschaftlich längst nicht so absolut gültig betrachtet, wie du das hier machst.
Ich sehe das gegenteilig: das Universum ist nicht objektiv existent - es ist eine Schöpfung desjenigen, der es wahr-nimmt.
mathematiker schrieb:Physikalische Gesetze sind zwar stets statistischer Natur, jedoch lässt sich bis jetzt alles mit ihnen beschreiben.
...innerhalb ihrer Prämissen, was nichts, aber auch gar nichts besagt.
Die moderne Physik bedient sich ...
...
je mehr Experimente die von einem physikalischen Theorem prognostizierten Vorhersagen bestätigen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit - dass der Satz auch tatsächlich die Wirklichkeit modelliert.
Du brauchst mir die Methodik der Wissenschaft nicht zu erklären; ich habe selber studiert, wenn auch keine Naturwissenschaft (sondern Jura). Ich weiß, was du meinst und kann deine Sicht schon verstehen. Du verlässt aber diesen Rahmen nicht - noch nichtmal theoretisch, sondern versuchst das, was ich sagte, mit den Maßstäben dieses deines Rahmens auf seinen Wahrheitsgehalt zu prüfen. Das Resultat ist zwangsläufig, dass du zu dem Schluss kommst, dass deine Perspektive die einzig zutreffende ist. Die gleichen Strukturen kannst du im Kampf der Religionen (der nichts anderes ist, als ein Kampf der Wahrheiten) beobachten - dafür bringen sich die Menschen sogar gegenseitig um, und das nicht zu knapp.
mathematiker schrieb:Physikalische Gesetze können auch gar nicht von der Existenz des Menschen abhängen, da der Mensch ein Produkt dieser Gesetze ist, die Evolution brachte den Menschen ja erst hervor und die Evolution ist reduziert auch nur ein physikalischer Prozess gewesen ( Stichwort Reduktionismus: Reduktionen sind transitiv: Lässt sich die Chemie auf die Physik reduzieren und die Biologie auf die Chemie, so lässt sich die Biologie auch auf die Physik reduzieren ).
Und wieder machst du hier nichts anderes, als mir (d)eine Wahrheit zu erklären, von der du 'glaubst', sie wäre die einzig zulässige, einzig gültige und ganz wirklich wahre Wahrheit. Es ist aber nicht minder ein Glaube, den du hier vertrittst; ein Weltbild, aber nicht die absolute Wahrheit, die es m. E. ohnehin nicht gibt. Zu früheren Zeiten hat man übrigens mit dem gleichen absoluten Wahrheitsanspruch, wie du ihn hier vertrittst, gänzlich andere Wahrheiten vertreten. Ich bestreite nicht, dass die Aspekte (die du hier z. B. aufzählst und erklärst) innerhalb eines solchen Weltbildes wahr wären. Sie sind wahr und innerhalb dieses Weltbildes und seiner Maßstäbe sind sie auch gültig und beweisbar. Nur absolut gültig sind sie eben nicht.
mathematiker schrieb:Physikalische Gesetze können auch gar nicht von der Existenz des Menschen abhängen, da der Mensch ein Produkt dieser Gesetze ist...
Ich versuche mal mit einem Gedankenspiel, dich aus deinem "Wissenschaftsfundamentalismus" etwas rauszuholen: was, wenn du eines Tages aufwachst und feststellst, dass deine "irdische Existenz" nichts weiter als ein realitischer Traum war? Wer hat dann diese sog. "physikalischen Gesetze" darin, die du hier als so absolut gültig vermeint hattest, hervorgebracht? Du sie oder sie dich?
;)mathematiker schrieb:In diesem Universum gibt es keinerlei Argumente, auf deren Basis man die Existenz eines Schöpfers begründen könnte.
...und damit meinst du tatsächlich aber: "In diesem Universum gibt es keinerlei Argumente nach Maßstäben meines Verständnisses, auf deren Basis man die Existenz eines Schöpfer begründen könnte". Denn Fakt ist, dass jene, die einen solchen für wahr halten, nicht weniger Recht haben, als jene, die einen solchen nicht für wahr halten. Der Fehler ist ein uralter der Menscheit, nämlich dass die Wahrheit des Andersdenkenden/Andersgläubigen stets an den Maßstäben der eigenen bemessen wird. Das führt natürlich nie zu einem Konsens oder zu einer Coexistenz, sondern stets zum Ergebnis, dass der Andere falsch liegt, dumm, ignorant, verirrt oder verblendet ist.
mathematiker schrieb:Nun ja, ich bin angehender Mathematiker, mit "Weißkittel" könntest Du wahrscheinlich auch mich meinen, da Du es als Oberbegriff für Wissenschaftler zu verwenden scheinst.
Mathematiker vs. Jurist... schau'n wa mal, wessen Logik weiter reicht
;)mathematiker schrieb:Und nein ich bin kein Priester - ich predige nirgendswo Behauptungen, die ich nicht auch beweisen oder zumindest belegen kann. Ich appelliere an der gesunden Menschenverstand.
...und meinst mit "gesunder Menschenverstand" aber im Grunde genommen dein subjektives Verstehen der Dinge. Die einen argumentieren "im Namen Gottes", die Anderen im Namen "der Natur" und du im Namen des "gesunden" Menschenverstandes (bzw. was du halt eben mal so als "gesund" siehst)
;)Tatsächlich aber predigst du nicht minder ein Weltbild als das einzig wahre. Auf den Umstand, dass du es im Namen (oder im Deckmantel) des gesunden Menschenverstandes tust, kommt es sowenig an, wie auf den Umstand, dass du deine Behauptungen innerhalb der Gesetzmäßigkeiten und Maßstäbe deines Wahrheitskonstruktes/Weltbildes beweisen kannst.
mathematiker schrieb:Kannst Du ein jpg. - Bild auf einer Festplatte sehen ? Analog dazu verhält es sich mit dem Bewusstsein. Ex existiert nicht mehr, wenn die Struktur des Gehirn zerstört wird.
Und du willst mir hier weißmachen, du würdes nicht predigen? Was machst du anderes, als der Gottesgläubige, der sagt, du würdest existieren, weil Gott es so wollte und dich erschaffen hat? Er wird dir das Gleichnis aufstellen, dass es dich überhaupt nicht gäbe, hätte Gott es nicht gewollt und deine Existenz als Beweis anführen, dass er es wollte.
Aber um dich mal am eigenen Kragen deiner vielbemühten Wissenschaft zu packen: wie beweist du deine Feststellung, dass Bewusstsein nicht mehr existieren würde, wenn die Struktur des Gehirns zerstört ist? Weil es physisch nicht messbar ist? Das würde wiederum bedeuten, dass alles Materie ist und es nichts außer Materie gibt - eine These, die sich selbst klotzmaterialistischste Wissenschaftler nie zu behaupten wagen würden, so sie denn seriös sind.
mathematiker schrieb:Zum Beispiel verändern Hirntumore auch das Bewusstsein. Wäre das Bewusstsein unabhängig von Gehirn, dürfte dem ja nicht so sein.
Das habe ich nirgendwo behauptet, dass es unabhängig in diesem Sinne wäre. Aber ich behaupte, dass es Ausdruck von Bewusstsein ist, der sich physisch entsprechend materialisiert - in deinem Beispiel eben in Form von Tumoren.
mathematiker schrieb:Der Mensch klammert sich immer an Rettungsanker, in diesem Fall die Hoffnung auf ein vom Gehirn unabhängiges Bewusstsein, auf die Möglichkeit auf ein Leben nach dem Tod.
Nun könnte man auch gleiches seitenverkehrt dir unterstellen... ich meine das mit dem Klammern... Rettungsanker... Hoffnung
:DEs gibt m. E. kein "Leben nach dem Tod", weil es sowas wie "davor" oder "danach" nicht in absolut gültiger Weise gibt. Es gibt kein "diesseits" oder "jenseits", weil Zeit und Raum keine absolut gültige Wahrheit ist, sondern eine Handlung, mit der diese Dimension erfahrbar wird.
mathematiker schrieb:Da muss jedoch ganz klar festgestellt werden, dass Nahtoderfahrungen dafür keineswegs ein hinreichender Beleg sind. Dadurch wird lediglich bewiesen, dass das Gehirn in gewissen Situationen (Nahtoderfahrungen lassen sich auch in nicht lebensbedrohlichen Situationen reproduzieren ) eben ein gewisses Programm vor dem geistigen Auge abspielen lässt.
Aha, und das erkärt einer, der keinerlei solche Erfahrungen gemacht hat, jemanden, der eine solche gemacht hat. Tatsächlich ist das aber nur eine Art, wie du dir halt diese Dinge erklärst bzw. sie dir innerhalb deines Weltbildes zurecht rückst, ohne es aber wirklich zu wissen. Es läuft halt dann halt mal eben ein Programm vor dem geistigen Auge ab und das eigene Weltbild ist wieder in Ordnung. Damit erschaffst du bereits Wahrheit, aber eben deine. Andererseits kreidest du genau das jenen an, die nicht wissenschaftlichen Maßstäben folgen. Dat passt nicht so recht zusammen, Jung'.
Ich war übrigens nicht "nur" in einer lebensbedrohlichen Situation, sondern klinisch tot.