http://www.wwf.de/themen/suesswasser/wasserknappheit/Wasserknappheit auf der blauen Kugel
Obwohl unser Planet zu mehr als 70 Prozent damit bedeckt ist, wird Wasser zunehmend ein knappes Gut. Denn gerade mal drei Prozent dieser gewaltigen Mengen sind trinkbares Süßwasser, und wiederum nur ein Drittel davon ist für die menschliche Nutzung erreichbar.
Über zwei Drittel des Süßwassers ist in unseren Gletschern gespeichert. Flüsse und Seen hingegen halten nur 0,3 Prozent unserer Reserven.
Etwa vier Milliarden Menschen haben bereits heute nur ungenügenden oder keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Steigende Bevölkerungszahlen und schlechtes Management der Wasservorräte verschärfen die Situation weiter. Auf dem UN-Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung in Johannesburg setzte man sich 2002 ein ehrgeiziges Ziel: bis zum Jahr 2015 soll die Zahl der Menschen halbiert werden, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.
Konfliktfeld Wasserversorgung
Jeder Deutsche verbraucht im Schnitt 127 Liter Trinkwasser pro Tag, in Norwegen sind es sogar 260 Liter. Industriestaaten verbrauchen in der Regel zehnmal mehr Wasser als Entwicklungsländer. Schon in den 1990er Jahren wurde prophezeit, dass die Kriege der Zukunft nicht mehr um Öl, sondern um Wasser geführt werden. Tatsächlich haben bereits Dammbau-Projekte oder Pläne zur Trinkwasserprivatisierung in einigen Ländern zu politischen Spannungen und sogar blutigen Auseinandersetzungen geführt.
Bewässerungslandwirtschaft
Süßwasser wird sehr vielseitig verwendet und benötigt. Es ist nicht nur ein wichtiges Lebensmittel, sondern auch für die Industrie als Rohstoff, Reinigungs- oder Kühlmittel wichtig. Der größte Wasserverbraucher weltweit ist jedoch die Landwirtschaft. Besonders wasserintensive und daher meist künstlich bewässerte Produkte sind Baumwolle, Reis und Zuckerrohr. Oft werden kilometerlange Kanäle angelegt, die das Wasser zu den Feldern leiten. Doch bevor es die Felder erreicht, gehen bereits durch Verdunstung oder schlechte technische Anlagen enorme Mengen verloren.
Der WWF bemüht sich nicht nur im Rahmen seiner politischen Arbeit um die Förderung nachhaltiger Landwirtschaftsmethoden, sondern führt auch Feldprojekte durch, in denen Wasser sparende Bewässerungs- und Anbaumethoden getestet werden.
Wüste Mittelmeer
Bestes Beispiel für die Auswirkungen einer Wasser verschwendenden Landwirtschaft ist die aktuelle Situation im Mittelmeergebiet: leere Stauseen, ausgetrocknete Flussbetten und verdorrte Felder sind Zeichen der verfehlten Landwirtschaftspolitik in der Region. Denn statt Produkte anzubauen, die mit den klimatischen Bedingungen zurechtkommen, gehen Länder wie Spanien oder Griechenland immer mehr auf bewässerten Anbau über, beispielsweise von Mais oder Baumwolle. Diese Fehlpolitik wird oft auch noch durch EU-Subventionen gefördert.
Wasserverschwender Landwirtschaft
Anbau besonders durstiger Pflanzen
Erdbeeranbau in Spanien. © WWF-Canon / Michel Gunther
In der Landwirtschaft werden weltweit 70 Prozent unserer Trinkwasservorräte verbraucht. Meist ist die Bewässerungstechnik veraltert oder den Bedingungen nicht angepasst. Auch die Wahl der Feldfrüchte wird eher von ökonomischen Überlegungen und nicht aufgrund klimatischer Bedingungen getroffen. Die Folge sind hohe, aber vermeidbare Wasserverluste.
Einige Produkte – wie Baumwolle, Reis, Zuckerrohr oder Weizen – benötigen besonders viel Wasser. Beispielsweise sind bis zu 20.000 Liter Wasser nötig, um ein Kilogramm Baumwolle anzubauen. Diese so genannten „Thirsty Crops“ sind deshalb in den Fokus der WWF-Arbeit gerückt.
Durstige Baumwolle
Etwa drei Viertel des weißen Goldes stammen von Feldern, die künstlich bewässert werden müssen. Die hohen Wasserverluste dabei haben fatale Folgen für die Flüsse und Seen, denen das Wasser entnommen wird. Die Austrocknung des Aral-Sees beispielsweise ist zum großen Teil eine Folge der Baumwoll-Bewässerung in der Region.
Zur Vermeidung solch katastrophaler Auswirkungen entwickelt und testet der WWF in Feldprojekten umweltfreundlichere Anbaumethoden für Baumwolle. In Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Textilbranche engagiert sich der WWF zudem in der so genannten „Better Cotton Initiative“ für den Aufbau eines Absatzmarktes dieser Baumwolle.
Menschgemachte Dürre
Leere Stauseen und ausgetrocknete Flächen waren die prägenden Bilder der letzten Sommer im Mittelmeergebiet. Dies sind nicht nur die Auswirkungen des Klimawandels, sondern auch ganz stark auf menschliches Verhalten zurückzuführen. Niedrige Wasserpreise sowie EU-Subventionen für wasserintensive Früchte wie Mais oder Zuckerrüben fördern eine Landwirtschaftspolitik in der Region, die auf Kosten der Natur geht.
Die andalusische Provinz Huelva ist Spaniens Hauptanbaugebiet für Erdbeeren. Die Plantagen bedecken mehr als 5.300 Hektar und liefern etwa 95 Prozent der spanischen Erdbeeren. Nach Schätzungen des WWF wird etwa die Hälfte davon durch illegale Brunnen bewässert. Wo vorher oft natürliche Pinienwälder wuchsen und dem vom Aussterben bedrohten Iberischen Luchs Lebensraum boten, zerschneiden nun Treibhäuser die Landschaft.
Der WWF setzt sich vor Ort für die Bekämpfung der illegalen Wassernutzung ein und kämpft für die Einrichtung von Schutzkorridoren für die gefährdete Raubkatze.