AnGSt schrieb:muß ich eine Sache erst beweisen damit sie als wahr anerkannt wird, oder ist sie wahr solange keiner sie widerlegt hat!
Also das hängt ganz davon ab, welches Gebiet Du meinst. Ich gehe mal davon aus, dass es sich hierbei um die Beschreibung der Realität - also Aufgabenfeld der Naturwissenschaft - handelt.
Und da geht man nicht einfach daher und behauptet beispielsweise "Ein grüner Drache existiert in einem anderen Sonnensystem". Würde man dies tun, bräuchte man als erstes
Anhaltspunkte, sprich Indizien, die für diese
Behauptung benötigt werden. Hat man diese nicht, fällt schonmal der Grundpfeiler für die Falsifikation weg, weil man quasi keine "Werte" hat, mit den man arbeiten könnte, womit eine solche Behauptung folglich niemals zur Theorie werden wird. Also werden schon gewisse Indizien benötigt, mit denen man zunächst eine
Hypothese aufstellen kann.
WICHTIG: Eine Hypothese ist stets als eine Vorstufe zur Theorie zu betrachten! D.h. es könnte sich zu einer Theorie (Annäherung an die Wirklichkeit) handeln, muss aber logischerweise nicht.
So, hat man nun eine Hypothese, die sich auf Indizien, Belegen oder sonstigen "Argumenten" stützt, so muss man schauen, ob sie sich bewähren kann. D.h. man muss
prüfen, ob sie ein Phänomen beschreibt, ob sie Vorhersagen trifft (und mit welcher Genauigkeit sie es tut) und, das ist sehr wichtig, sie muss stets falsifizierbar, d.h. widerlegbar sein! D.h. es kann keiner daherkommen und Dinge sagen wie "Aber das kannst Du doch gar nicht erfahren, da Du nicht so spirituell bist". Nein, SO funktioniert das nicht, weswegen wir auch so erzürnt auf Mystiker und solche Leute sind, da diese ein solches erkenntnistheoretisches Modell anbieten. Es ist stets gut, konkurrierende Hypothesen zu haben, aber solche müssen stets intersubjektiv, d.h. für jedes Subjekt, selbst falsifizierbar sein. Mystiker, wie im Beispiel genannt, immunisieren sich bewusst gegen Kritik, um eine gewisse Ideologie aufrecht zu erhalten. Denen geht es nicht um die tatsächliche Wirklichkeit, sondern darum, wie diese Wirklichkeit
aus ihrer Sicht aussehen soll.
Hat sich eine Hypothese durch Indizien, Vorhersagen, stetiger Überprüfung bewährt, so kann man sie als Theorie betrachten. Allerdings, und das ist immens wichtig, muss auch eine wissenschaftliche Theorie nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Im Gegenteil, sie muss stets, genau wie die Hypothesen, falsifizierbar, d.h. widerlegbar sein. In der Naturwissenschaft gestaltet man z.B. eine Falsifikation so: Man überlegt sich zur da liegenden Theorie ein Experiment, was sie widerlegen könnte. Ergo muss man sich die Frage stellen, wie sich die Wirklichkeit in Anbetracht dieses Experiments "verhalten" könnte und wenn sie am Ende nicht die Vorhersagen der Theorie erfüllt, kann man sie als stückweise falsifiziert betrachten. "Stückweise" sage ich jetzt, weil ein Experiment nichts aussagen muss, von daher ist es wichtig, dies so oft wie möglich zu reproduzieren (also wiederholen). Sollte das Ergebnis dabei immer gleich bleiben, dann kann man eine Theorie als falsifiziert betrachten.
Grundsätzlich gilt also: Erst mal Daten (Indizien, Messwerte, Belege, ...) sammeln, um danach Vermutungen in Form von Hypothesen aufzustellen, welche man nachher der Widerlegung aussetzt. Wenn sie der Kritik standhalten, so werden sie nach und nach zu einer Theorie, welche die bestmögliche (aktuelle!) Beschreibung der Wirklichkeit darstellt. Jedenfalls bis zur nächsten, besseren, ausgereifteren oder gar völlig anderen Theorie. Denn man muss eine Idee auch fallen lassen, wenn sie sich als falsch herausstellt.
So, hoffe Dir jetzt mal geholfen zu haben. Auch, wenn es ein bisschen länger wurde. ^^