kairos schrieb:Mich würde der Ablauf des Verständnisses der Mathematik interessieren. Hier müsste irgendwo noch der Faktor Mensch/Gehirn miteinfliessen
Dahingehend habe ich mich einem Psychologen zusammengesetzt, weil ich eben wissen wollte, ob es überhaupt möglich wäre, dass jeder Mensch gewissermaßen eine Mathe-Ass oder zumindest ein Einserschüler werden könnte.
Das wurde aber teilweise verneint.
Jedes Gehirn ist anders, was man ja auch in den Neigungen von Kindern und Jugendlichen sieht. Die einen können unheimlich detailgetreue Bilder malen, andere musizieren, wiederum andere schrauben an Mopeds herum, usw.
Das Gehirn ist eine Art Muskelkomplex, was man trainieren kann. Jemand der sich nie für Mathematik interessiert hat wird das formale Denken auch nicht sofort und perfekt können. Also um einem Künstler Mathematik beizubringen muss man anders herangehen als bei einem Architekt, weil der Künstler eben andere Denkmuster trainiert hat. Jedoch hat jedes Training und jeder Muskel seine Grenzen.
Der Psychologe meinte auch, dass gewisse Gehirne grundlegend nicht für das formale Denken gemacht sind. Man kann sie zwar dahingehend trainieren, aber der Trainingserfolg ist bei manchen eben grundlegend geringer. Es ist also nicht möglich ausnahmslos jeden Menschen zu einem betagten Mathematiker zu machen. Anders herum gibt es aber auch viele, die ihre Potential noch gar nicht kennen.
kairos schrieb: So in der Art wir nehmen ein Bild visuell aus dem Universum auf, verarbeiten es in unserem Gehirn, wenden Formalität und Mathematik auf das Bild in unserem Gehirn an(was genau bei diesem Prozess wirklich passiert wäre interessant zu erfahren) und spiegeln das Bild(jetzt natürlich mit Formalität und Mathematik) wieder zurück ins Universum und vergleichen anschließend obs übereinstimmt. Sollte der Vergleich passen sagen wir dieses Bild unterliegt mathematischen Gesetzmäßigkeiten.
Beim Formalisieren geht es wie gesagt darum zu vereinfachen und es ist unheimlich schwer, wenn nicht sogar unmöglich, etwas so komplexes wie ein ganzes Universum in einer einzigen Formel zu beschreiben.
Bei einer Gleichung kann man immer nur 2 Dinge miteinander gleich setzen. Muss man nun aber mehrere Gleichungen formulieren, so entsteht eben ein Gleichungssystem.
Klassisches Beispiel sind solche Bauernhofaufgaben in denen Bauer Kunze 10 Eier für 3 Euro und 2 Liter Milch für 1 Euro verkauft und du mit 10 Euro dem Bauer einen Besuch abstattest. Den gesamten Bauernhof in einer einzigen Formel zu beschreiben wird schwer.
;)Jetzt zu formalisieren bedeutet wieder die überflüssigen Informationen zu entfernen. Aus den Eiern und der Milch werden irgendwelche Variablen und die Währung ist absolut uninteressant. Das System ist aber vereinfacht und erst einmal von jedem realen Bezug entfernt worden.
Und nun kannst du damit Mathematik betreiben. Optimierung zum Beispiel.
Aber egal, was du nun mit den Gleichungen im Rahmen mathematischer Methoden anstellst, der Inhalt wird sich nicht verändern. Stellst du eine Gleichung nach einer bestimmten Variable um, so bleibt die Aussage dieser immer die selbe, solange du dich strikt an die Mathematik hälst.
Anders ist es bei der Rückinterpretation.
Diese Formalität, die du dann hast kannst du ganz beliebig interpretieren. So kannst du aus dem Bauernhof auch einen Tante Emma Laden machen oder die Variable, die einst die Milch darstellte, zu Tafeln Schokolade uminterpretieren.
Der Punkt ist, dass die Interpretation aber nichts an der Mathematik und dem Zusammenhang deiner Gleichungen ändern wird.
Ein anderes Beispiel: Würfel = Stuhl ?
Nimm dir ein Stück Papier und male fix einen Würfel.
Jetzt formalisiere diesen Würfel! Was hast du dann noch? An sich nur waagerechte, senkrechte und schräge Striche.
Diese Aussage, dass es nur Striche sind, das ist Formalisierung. Du hast dich von dem eingänglichen Bild gelöst und es in seine kleinstmöglichsten, unabhängigen Bestandteile vereinfacht.
Jetzt komme ich daher und meine, dass man mit diesen drei Sorten von Strichen doch auch einen Stuhl malen könnte? Du wirst kurz überlegen und dann sicher bemerken, dass deine Zeichnung von einem Stuhl genau die selben 3 Stricharten beinhaltet. Formalisiert ist beides das selbe, interpretiert sind es zwei zusammenhangslose Dinge.
Was sagt uns das jetzt? Ist ein jeder Stuhl auch immer ein Würfel? Das ergibt keinen Sinn.
Auf der formalisierten/vereinfachten Ebene muss es das auch gar nicht. Den 3 Arten von Strichen ist es vollkommen egal, ob du mit ihnen einen Stuhl, ein Aquarium oder einen Würfel malst, denn das sind Bilder, die wir als solche interpretieren und diese formale Ebene kennt eben keines dieser Bilder.
Diese Gesetzmäßigkeiten der Mathematik entstehen eben innerhalb dieser Formalebene.
Mathematisierst du nun unser Universum, so wirst du eben irgendwann an Zusammenhänge stoßen, die wir beispielsweise als Naturkonstanten oder Naturgesetze kennen.
Ebenso gibt es Formulierungen, die die Wechselwirkung dieser Konstanten und Gesetze festlegen. Also du kannst dir nicht so einfach ein neues Universum zusammenbasteln, außer du ignorierst die Zusammenhänge, die du selbst in der Formalebene manifestiert hast.
So kannst du aus den 3 Stricharten zwar die unterschiedlichsten und komplexesten Gebilde konstruieren, aber du kannst nicht einfach noch einen Bogen dazu malen.
Ebenso musst du vorher auch festgelegt haben, ob sich die Striche kreuzen dürfen oder ob es spezielle Vorraussetzungen gibt, wann oder wo sie sich kreuzen dürfen.
Ich möchte das Beispiel der Striche jetzt nicht weiter ausreizen.
Was ich nur verdeutlichen will ist, dass Motive immer eine Eigeninterpretation des Menschen sind und man sich nicht zu sehr von ihnen blenden lassen darf, wenn man Mathematik betreiben will.
kairos schrieb:Inwieweit spielt hier das Universum eine Rolle? Was wäre wenn es keine Menschen gäbe, die Informationen aus dem Universum nehmen, Formalität und Mathematik darauf anwenden und diese dann mit dem Universum abgleichen. Gäbe es dann keine Mathematik?
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Mathematik eine Erfindung des Menschen ist, um Zusammenhänge und Logik beschreibbar zu machen.
Gäbe es uns nicht, so könnten wir sie auch nicht betreiben.
Nach unserem Verständnis gäbe es aber auch ohne Menschen die Zusammenhänge, die wir kennen, nur es gäbe eben keinen Menschen, der diese mit den Worten benennen bzw. beschreiben würde, die wir eben jetzt benutzen.
kairos schrieb:Und was ich mich auch frage ist, wenn eine mathematische Gesetzmäßigkeit festgestellt wurde, wann gilt sie als universell gültig?
Kurz und knapp: Wenn sie beweisbar ist.
Ich muss wieder meine Facharbeit aufgreifen. Darin geht es eben um eine Gesetzmäßigkeit bzw. um einen Zusammenhang, die den Professoren, die ich bisher dazu befragt habe noch nicht bekannt war.
Bei Erläuterungen zu diesem Zusammenahng kam irgendwann immer die Zwischenfrage, ob das wirklich allgemeingültig und kein Spezialfall sei. Daraufhin holte ich meine 5 Seiten Beweisführung aus der Tasche und konnte mathematisch belegen, dass dieser Sachverhalt eine Allgemeingültigkeit besitzt.
Konkret geht es eben um eine geometrische Beziehung am allgeimenen Dreieck zur Konstruktion von eines gleichseitigen Dreiecks mit Hilfe von Translationen und Transformationen. Einfach ausgedrückt: google nach "Napoleon-Dreieck" und dieses Verfahren habe ich optimieren bzw. erweitern können.
Mir konnte zwar bislang noch keiner sagen, ob der Inhalt meiner Arbeit wirklich neu ist, weil es zu dem Thema so gut wie keine Fachliteratur gibt, aber ich habe mit mathematischen Mitteln gezeigt, dass es ein allgemeingültiger Zusammenhang ist. Einen Gegenbeweis dazu anzustellen würde schwer bis aussichtslos werden, außer ich habe innerhalb meiner Beweise doch Fehler gemacht, die noch keinem aufgefallen sind.
Wöllte ich diesen Zusammenhang jetzt unbedingt patentiert haben, so müsste ich einfach ausgedrückt, die Welt der Mathematiker von meinem Sachverhalt überzeugen können. Solange irgendjemand begründete Zweifel erhebt oder mir gar einen Gegenbeweis an den Kopf knallen kann, wird mein Name und mein Verfahren nirgendwo öffentlich auftauchen.
Bei Beweisführungen im Allgemeinen greift man auf Axiome und Theoreme zurück. Die formalsten Bausteine der Mathematik.
Willst du nun etwas universell gültig machen, so musst du auch mit diesen Bausteinen arbeiten, sonst wird das nichts.
Anders herum kannst du aber ganze Wissenschaften (Beispiel: die Physik mit der Quantenphysik) ins wanken bringen, wenn du eben diese elementaren Bausteine ersetzen oder neue Bausteine dazu stellen kannst.
Bei unserem Beispiel fehlt eben noch irgendein Baustein, der die Menge der Primzahlen beschreibt. Sobald es diesen gäbe könnte man eine Vielzahl von Problemen lösen, aber eben erst dann. Man muss bei der Suche nach diesem Baustein aber auch die bisherigen Zusammenhänge beachten. Man kann auf und nieder springen, aber 1+1 bleibt in der Summe 2. Also kann man bei einer Beweisführung für einen Primzahlalgorithmus nicht einfach behaupten die Summe wäre 3.
Sollte es aber zum Beispiel mit so einer Neudefinition gelingen einen solchen Algorithmus zu beweisen, so müsste man sich schon fragen, ob 1+1 wirklich 2 ist.
;)