Ich bereite gerade einige Beiträge mit wesentlichen Neuerkenntnissen zum Mythos vom "Tesla Pierce-Arrow" (s.
hier) vor. Eines der Probleme in diesem Zusammenhang ist, dass ein grosser Teil des Publikums durch krasse Fehlinformationen aus dritt- und viertklassigen Quellen eine völlig falsche Vorstellung u.a. von Tesla's Lebenssituation um 1930 hat, als die angeblichen Fahrten mit dem "Tesla Pierce-Arrow" stattgefunden haben sollen. Deshalb hier als Kontrast die Überschrift eines Artikels über Tesla in einer bekannten New Yorker Zeitung von 1929:
(
Brooklyn Daily Eagle am 22.09.1929)
Wichtig: Tesla's Vorname ist in dem Artikel falsch geschrieben, er hiess Nikola. Das war ihm wichtig, weshalb ich hier besonders deutlich darauf hinweisen möchte.Es geht in dem Artikel um die Teilnahme Tesla's als Ehrengast an der Radio-Weltausstellung dieses Jahres. Der "Brooklyn Daily Eagle" war eine Tesla wohlgesonnene Zeitung, in der im Laufe der Jahrzehnte Hunderte von Artikeln über ihn erschienen sind. Aber selbst in dieser Zeitung galt er bereits 1929, als er 73 Jahre alt war, als "long forgotten". Tesla hatte ungefähr seit Mitte der 1920er kein Labor mehr, und hat nach 1922 nur noch ein einziges, eher fragwürdiges Patent angemeldet (siehe
List of Nikola Tesla patents). Er lebte zunehmend zurückgezogen allein in wechselnden New Yorker Hotels. Einer seiner wichtigsten Lebensinhalte seit ungefähr 1920 war -- das ist kein Scherz! -- das Füttern und die Hege von Tauben. Über seine Aktivitäten ungefähr ab Ende der 1920er schrieb der nach Tesla's Tod im Januar 1943 mit der Untersuchung seiner umfangreichen technischen Unterlagen beauftragte
Dr. John G. Trump vom MIT (aus den freigegebenen Tesla-FBI-Akten):
(
John G. Trump am 30. Januar 1943, S. 179)
Den Titel "Technical Aide" bezieht sich übrigens nur auf Trump's Tätigkeit in dem Untersuchungsteam, er war zu dieser Zeit bereits ein angesehener Wissenschaftler.
Aufgrund der besonderen Bedeutung dieser Schlussfolgerung möchte ich sie auch noch mal auf Deutsch übersetzt wiedergeben:
Es sollte dem Ansehen dieses hervorragenden Ingenieurs und Wissenschaftlers, dessen solide Beiträge zum Gebiet der Elektrizität zu Beginn dieses Jahrhunderts geleistet wurden, nicht schaden, festzustellen, dass seine Gedanken und Bemühungen während der letzten mindestens fünfzehn Jahre in erster Linie spekulativ, philosophisch und in gewisser Weise von werbendem Charakter waren -- oft mit der Produktion und drahtlosen Übertragung von Energie befasst -- aber keine tragfähigen, praktikablen Prinzipien oder Methoden zur Realisierung solcher Resultate einschlossen.
Auch mir geht es in keiner Weise darum, Tesla in irgendeiner Weise ungerechtfertigt herabzusetzen. Tesla's oben beschriebene Situation ungefähr ab Mitte der 1920er war ganz einfach die
Realität, die sich in zahllosen Einzelinformationen widerspiegelt. Das wirkt auf viele Leute nur deshalb so irritierend, weil sie völlig abwegige Darstellungen von Tesla aus unbrauchbaren Quellen gewohnt sind.
