caligae168 schrieb:ZB woher weiss der, dass das 2000-Seelendorf unter Kairo weiter geht
Hatte mir den Film jetzt nicht nochmal komplett angeschaut, nur kurz reingesehen, bis ich wußte, welcher das war. Daher weiß ich jetzt nicht, worauf Du Dich da genau beziehst.
Was so ne archäologische Erfassung einer solchen Bauarbeiter"stadt" betrifft, so kann man durchaus ganz gut abschätzen, ob man alles gefunden hat oder nur einen kleineren Teil.Hat man zum Beispiel Verwaltungsgebäude gefunden, Lagerhäuser, die Unterkünfte der Höherrangigen? Wenn ja, und drum herum die einfachen Arbeiterhütten, dann hat man wohl das Gros der "Stadt" erfaßt, und allenfalls noch ein Rand mag im unausgebuddelten Randbereich schlummern. Fehlen aber diese "Sonderbauten" neben dein einfachen Unterkünften ganz oder teilweise, hat man noch einen erhebnlichen, womöglich den größten Teil noch nicht ergraben.
caligae168 schrieb:Kurz darauf ist die Rede von 2000 Bäckerein.Das wäre eine Bäckerei pro Mann.
Wäre durchaus denkbar. Klar, für die Versorgung der Arbeiter während ihrer Arbeit mag es wenige große Bäckereien gegeben haben, auch für die Entlohnung mit fertigem Brot. Aber ein gut Teil der Bezahlung bestand auch in Getreide, und da mußte dann jeder selber sehen, was er draus macht. Denkbar ist also, daß jeder seinen eigenen Backofen hatte.
Dennoch vermute ich eher, daß das aufs Konto der Filmemacher geht, denn ein häuslicher Backofen ist genauso wenig eine Bäckerei, wie eine Kochecke kein Restaurant ist.
caligae168 schrieb:Ausserdem wusste er, dass ein paar tausend Arbeiter 30 Jahre lang daran gearbeitet haben.
Klingt nach einem etwas modifizierten Herodot.
Erst mal stellt sich schon mal die Frage, wie Herodots 100.000 Arbeiter auf 20 Jahre in dreimonatigen Bausaisons zu verstehen ist. Haben da 100.000 Arbeiter zwanzig Jahre lang jedes Jahr eine Bausaison lang malocht? Oder haben jedes Jahr pro Saison 5000 Leute gearbeitet, was auf 20 Jahre halt 100.000 ergibt?
OK, realistische Rechnungen liegen in jedem Fall irgendwo zwischen beiden Interpretationen der herodotschen Angaben. Es werden wohl eher maximal 10.000 Leute gewesen sein (wohl inclusive Aufseher, Bäcker udgl.), und die Saison wird wohl auch mehr als drei Monate gedauert haben. Ob man nun mit 20 oder 30 Jahren Bauzeit rechnet, ist da fast schon nebensächlich, den Unterschied kann man mit 50% mehr bzw. 1/3 weniger Personal kompensieren.
caligae168 schrieb:Ausserdem war ihm klar dass die bis oben hin mit Rampen gearbeitet haben.
Rampen immerhin sind für jene Zeit belegt, Kräne, Flaschenzüge, Kippwippen, Antigrav-Technologie und sonstiges sind es nicht. Stets ist einem Erklärungsvorschlag, der mit den belegten Mitteln und Methoden auskommt, der Vorzug zu geben. Alles andere ist stets "spekulativ". Weißt schon, Occam und Zusatzannahmen...
caligae168 schrieb:Zur Sklaven-Sache
Sklaven spielten volkswirtschaftlich in Ägypten schlicht keine Rolle. Zumindest in späteren Epochen Alt-Ägyptens könnte man in gewisser Hinsicht sagen, daß alle Ägypter so ne Art Sklaven waren, da dem Pharao letztlich alles und jeder "gehörte". Kein Bauer besaß Land, sondern nach jeder Nielflut wurde für jeden ein Stück Land abgesteckt, das er zu bewirtschaften hatte, und von dessen Erlös er einen Teil für sich selbst verwenden durfte. Das Gros aber ging in "Staatsbesitz" und wurde dann als "Versorgung für die Bediensteten" eingesetzt.
Dennoch würde ich nicht von Sklaven sprechen, sondern von "freien Staatsbürgern mit (arg) eingeschränkten Freiheitsrechten". Selbst Kriegsgefangene waren keine Sklaven, sondern eher sowas wie "schanghaite Neuuntertanen", denen auch gleich ihre neuen Jobs zugeteilt wurden (kriegsgefangene Söldner kamen ins Heer, Beamte wurden wieder Beamte, Bauern zu Bauern gemacht usw.). Wirklich Sklaven gabs auch, im Großen und Ganzen aber eher "ne Handvoll".