Nemon schrieb:Welchen Anteil einer solchen Abbildung ...
[...]
... muss man wörtlich nehmen, welchen nicht?
Wörtlich is jut! Aber ich versteh Dich schon...
Bilder sind wie Texte nicht die Fakten selbst, sondern Behauptungen von Fakten. Damit aber gilt, und das wird in den Geschichtswissenschaften ernst genommen: Artefakte haben für historische Rekonstruktionen stets den Vorrang der Verläßlichkeit vor textlichen oder bildlichen Wiedergaben. Dennoch kommen wir nicht ohne die "behaupteten Fakten" aus, müssen sie aber mit Vorsicht genießen.
Selbst wenn wir das Bild für sehr verläßlich halten, ist damit beileibe nicht gesagt, wie viele Menschen in welcher Funktion da tatsächlich dran beteiligt waren. Hat der, der das Bild anfertigte, sich überhaupt erkundigt, wie viele Menschen an den Seilen beschäftigt waren? Oder hat er halt irgendne Menge dargestellt, womöglich "nur so viel, wie sein Bild breit sein durfte"? Vielleicht hat er ja sogar zu viel Leute eingezeichnet. Wie sollen wir das herausfinden können?
Das einzige, was wir sagen können, ist, ob es denn so, wie es dargestellt wurde, überhaupt geht. Es ist also völlig legitim nachzurechnen, ob es mit den dargestellten 172 Leuten machbar ist. Wir können so immerhin herausfinden, ob das so, wie dargestellt, realistisch ist oder nicht. Mehr geht nicht. Aber das ist schon was.
Auf mittelalterlichen Darstellungen von Baustellen finden sich oft pro Arbeitsgang nur je ein dargestellter Arbeiter/Handwerker, selten zwei. Aber es ist fraglich, ob jeweils nur einer allein einen Steinblock trägt, einen Hebekran oder eine Seilwinde (mit Griffen für zwei) bedient. Hier wurde wohl schlicht "aufs Wesentliche reduziert".
Dieses "Wesentliche" aber ist das Entscheidende, und wohl auch das Verläßliche. Auf solchen Bildern wird nicht gezeigt, wie jemand nen Stein levitieren läßt, oder wie ein Helikopter nen Sphinxkopf durch die Lüfte fliegt. Die dargestellten Werkzeuge und Werkmittel sowie die Arbeitsgänge / -schritte dürften "realer Alltag" sein. In diesem Sinne ist diese bildliche Darstellung "Beweis genug", daß die Ägypter genauso und nicht anders (höchstens
auch anders, aber technologisch auf vergleichbarem Level) schwere Lasten durch die Landschaft oder via Rampen (es gibt archäologisch bezeugte Rampen) auf eine höhere Ebene transportiert haben. Ob sie nun 160 Leute für jene 58-t-Statue einsetzten oder 400, das werden wir wohl nicht herausfinden. Es reicht aber herauszufinden, daß 172 Leute durchaus dazu in der Lage gewesen wären, wenn die Statue nur "relativ kurze Zeit und nicht dauerhaft" bewegt werden sollte, wobei wir noch herausfinden müssen, wie lang "relativ kurze Zeit" sein kann, wie viele hundert Meter das bedeuten, und wie lang der Landweg für diese Statue vom Steinbruch bis zum Zielort bzw. vom Steinbruch zum Nil und vom Nil zum Zielort war. Damit können wir dann sagen, ob bei relativ kurzen Wegen tatsächlich diese 172 Leute reichen, oder ob bei längeren Strecken 3...500 Transporteure wahrscheinlicher wären.
Aber das ist nebensächliche Pillepalle für die Machbarkeit mit damaligen Mitteln. Und Frank hat auf seiner Seite denn auch für den Pyramidenbau weder die 750N jener Darstellung noch seine eigenen 500+ N zugrunde gelegt, sondern deutlich weniger. Er hat also mit mehr Arbeitern gerechnet. Seine Berechnungen sind zweifelsohne damit auf der sicheren Seite.
Nemon schrieb:Davor Männer, die kleine Beutel am Balken, der über die Schulter gelegt ist, hängen haben.
Die hab ich für Wasserträger gehalten. Für den Transport der Statue bis zum Zielort sollte der Wasserausgießer mehr als eine Kruke voll Wasser zur Verfügung haben. Ich würde sogar von mehreren Wasserausgießern gleichzeitig sowie von mehr als nur drei Wasserträgern ausgehen. Der Transport der Pharaonenstatue dürfte darüber hinaus nicht nur ein profaner Transport sein, sondern zugleich eine religiöse Prozession. Irgendwo sollten da auch Priester, Kultpersonal, Adoranten sein. Letzteres könnten die wie Soldaten wirkenden Leute in der obersten Reihe sein, die ja der Statue zugewandt sind. Zumal die sowas wie Palmwedel tragen bzw. der Statue entgegenhalten / präsentieren. Würden die hinterdreingehenden Leutz die Ersatz- bzw. Austauschmannschaft symbolisieren, wären da wohl deutlich mehr dargestellt worden. Durch drei oder mehr Köpfe nebeneinander pro Person zum Andeuten von Gruppen. Ich denke, die sind Teil der Prozession, nicht der Arbeit. Der Typ, der dem oberen "Mitfahrer" die "zwei Pinten" reicht, macht auf Thorsteens weit besserer Darstellung eindeutig was anderes, und das auch ohne Bezug auf den oberen Typen. Was er da macht, wiederum k.A.