Der alte Mann und die Bitströme (2)
Wer sich mit dem Thema KI auseinandersetzt kommt auch um DIESEN Kritiker nicht herum:
http://www.manager-magazin.de/it/cebit/0,2828,337897,00.htmlAuszug aus dem link:
Von Urs Zietan
"Uterus-Neid" als Antrieb der KI-Forscher?
Zuwider ist ihm das vermeintliche "Dogma" mancher seiner Forscherkollegen: "Der liebe Gott war ein mittelmäßiger Ingenieur und wir können es viel besser."
© DPA
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Analogrechner: Konrad Zuse, Erfinder des ersten Computers der Welt, vor dem Nachbau des sogenannten "Z 1", der ersten programmierten Rechenmaschine
Er wirft denjenigen, die Künstliche Intelligenz (KI) schaffen wollen, "Uterus-Neid" vor: "In der KI-Community gibt es nur Männer. Die besten Köche, Komponisten und Autofahrer sind Männer, aber wir können keine Kinder gebären. Jetzt glauben wir, dass wir es könnten."
Doch ein künstliches Gehirn könne man niemals einem anderen Menschen einsetzen, egal wie perfekt und ausgereift die Technik auch noch werde - immer bleibe ein profunder Unterschied: "Das Gerät hat nicht das Bedürfnis, die Mutter zu riechen." Den Forschern fehle es an Demut, wenn sie versuchten, Antworten auf alle Fragen zu bekommen: "Nicht jeder Aspekt ist berechenbar."
Doch wird Weizenbaum darauf angesprochen, warum er zum Technik-Kritiker geworden sei, streitet er das ab: "Ich bin kein Computerkritiker. Computer können mit Kritik nichts anfangen. Ich bin Gesellschaftskritiker." Er sei sogar technikbegeistert.
"Der Mensch ist der Maßstab"
Tatsächlich kann er, wenn es zu diesem Thema kommt, mit der gleichen Begeisterung schwärmen, mit der er über Technik schimpft. Wenn er etwa von Supercomputern spricht, die 69 Teraflops rechnen können, dann leuchten seine Augen durch die schwarze Hornbrille: "Ich bin begeistert davon, was wir geschaffen haben." Allein die Tatsache, dass Fernsehzuschauer live und in Echtzeit in brasilianische Fußballstadien gucken können, begeistert den Apparate-Kritiker. Die Bitströme, die aus dem Stadion in den Himmel und über Satelliten wieder auf die Erde gelenkt werden, ohne dabei mit anderen Bitströmen in Konflikt zu geraten - das fasziniert ihn.
Mehr im Internet
· Wikipedia-Eintrag zu Joseph Weizenbaum
· Weizenbaums Kritik am Einsatz von Computern in der Schule
· ELIZA: Weizenbaums berühmtes "intelligentes" Script zum Ausprobieren
· ELIZA mit Protokollierung: über das "Gespräch" hinaus die Möglichkeit, den Verlauf zu beobachten
Was er verachtet, ist die Tatsache, dass viele Wissenschaftler sich keine Gedanken darüber machen, welche Folgen ihre Forschungen haben können. Seine Botschaft erzählt er, wo immer er gefragt wird, und ist dabei ein genialer Geschichten- und Witzerzähler. Sie ist einfach, aber nicht selbstverständlich und richtet sich vor allem an Naturwissenschaftler: "Frage dich immer, was der Endnutzen deiner Arbeit sein wird."
Es bestehe oft der Reiz, alles auszuprobieren, was möglich ist, selbst wenn dabei Menschen getötet würden: "Der Forscher kann etwas und es macht ihm Spaß", sagt er, "aber menschliche Probleme lassen sich nicht mit technischen Mitteln lösen."
"Wir wissen heute, daß der Mond nachweislich nicht vorhanden ist, wenn niemand hinsieht."
David Mermin