paxito schrieb:Sollte Leben auf der Venus existieren kann es nicht mehr etwas extrem seltenes sein. Es müsste dann in unserer Milchstraße nur so von Leben wimmeln.
Das ist damit noch nicht gegeben. Leben auf mehreren Himmelskörpern des selben Sternensystems wäre durchaus durch Transspermie erklärlich. Ich halte auch von Transspermie nicht wirklich viel, doch erscheint diese mir immerhin weit weniger illusorisch.
Auf der Erde wurden Gesteine gefunden, die nicht aus dem freien Raum stammen (Meteoriten), sondernvon anderen Himmelskörpern. Am bekanntesten ist ja der Marsmeteorit ALH84001, aber es gibt noch deutlich mehr. Solche Gesteinsbrocken gelangen vom Ausgangs-Himmelskörper ins All, wenn auf besagten Himmelskörper ein größeres Objekt (Asteroid) niedergeht und genügend große Impaktenergie freisetzt. Nun stellte sich heraus, daß die gefundenen Objekte in der Regel mehrere Millionen Jahre durchs All flogen, bevor sie hier auf der Erde niedergegangen sind.
Gerade ALH84001 war ja ein hoch gehandelter Kandidat, mikrobielles Leben auf dem Mars nachweisen zu können. OK, wenn die darin gefundene Struktur mal Leben war, dann nur in fossiler Form. Aber Panspermie geht ja davon aus, daß so auch was Lebendiges transportiert werden könnte. Wäre es also möglich, daß auf einem Planeten Leben entstanden ist, und durch einen Impakt sei ein Gestein ins All befördert worden, in dem auch was Lebendiges steckte, und dies sei schließlich auf nem anderen Planeten (oder Mond) gelandet und hätte diesen dann mit Leben versorgt?
Wie gesagt, ich sehe das nicht rosig. Die Impaktenergie erzeugt enorme Drücke, auch Beschleunigungsdrücke beim Auswurf von Material, ebenso enorme Temperaturen. Beides wäre geeignet, jegliches Auswurfmaterial zu sterilisieren. Auch bei der Landung auf einem anderen Himmelskörper, auch da gibts wieder enormen Abbrems- und Impaktdruck sowie hohe Temperaturen. Aber selbst wenn da irgendwas überleben könnte, so fliegt sowas wie gesagt erst mal scheißenlang durchs All, bevor es dann auf nem anderen Objekt niedergeht. Und muß binnen dieser Zeit nicht nur sehr niedrige Temperaturen aushalten, sondern auch einen akuten Nahrungsmangel aushalten. Und das Millionen von Jahren lang. Selbst ein paar tausend Jahre könnten schon das Ende allen Lebens bedeuten.
Das ist nämlich ein Problem. Auf der Erde werden zahlreiche pflanzliche Samen tiefgefroren und gelagert, um seltene, aussterbende oder bereits mittlerweile ausgestorbene Pflanzen zu retten. Das Dumme daran ist, nichts hält Kryostase ewig aus. Manche Samen müssen nach wenigen Jahren wieder aufgetaut werden, bevor sie endgültig absterben. Andere halten es hingegen viele Jahrzehnte aus, bevor auch sie ihre Keimfähigkeit verlieren und absterben. Und das ist Kryostase unter sehr kontrollierten Bedingungen, kein zufälliges Schockfrosten im All.
Also schon bei einer hypothetischen Transspermie, also einer Besamung weiterer Himmelskörper des selben Planetensystems, aus dem die Ausgangs-"Lebensprobe" stammt, gibt es zahlreiche Möglichkeiten für Leben, eher zu sterben als andere Himmelskörper zu beleben. Aber mit was für Zeiträumen wäre zu rechnen, damit auf diesem Wege Leben von einem System bis auf einen Himmelskörper des nächstbenachbarten Systems zu gelangen? Und wie lange würde es wohl dauern, daß Leben sich von Strn zu Stern durcharbeitet, um die gesamte Galaxie zu besamen? Panspermie also? Für eine galaxisweite Panspermie dürfte alle Zeit des Universums seit Urknall
nicht ansatzweise ausgereicht haben. Und bei solchen Zeiträumen, die in soundsoviel Milliarden statt Tausenden Jahren anzugeben wären, rechne ich nun
absolut nicht mehr von einem Überleben des so transportierten Lebens.
Sollte es Leben auf der Venus (oder dem Mars, auf Europa oder Enceladus) geben, bestünde immerhin die Möglichkeit, daß dies von der Erde stammte (oder das irdische Leben von der Venus). Doch hieße das keineswegs, daß damit auch Himmelskörper außerhalb des Sonnensystems ebenfalls belebt sein müßten. Daher:
Sollte Leben auf der Venus existieren kann es nicht mehr sehr wohl etwas extrem seltenes sein.