Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin
15.04.2014 um 16:12
Ich denke auch nicht, dass Glauben ausschließlich auf "dumm" sein beruht oder die Leute blöder werden.
Ich denke sogar, der Zugang zu übermäßig vielem Wissen und Geschwurbeltem, und die Schwierigkeit, es zu unterscheiden, schafft die Bedingungen, unter denen es leicht möglich wird, in die falsche Richtung zu laufen. Denn wenn ich nur nachlese oder nachgoogle, habe ich immer noch keine Möglicheit, etwas auch zu überprüfen. Das gilt allerdings analog für alles, dass ich nur passiv nachlese.
Am besten helfen eigentlich Schulen und Schulungen, soferne sie von kompetenten Lehrpersonen durchführt werden. Nicht nur, dass diese Institutionen die absolut notwendige Möglicheit der sofortigen Nachfrage bieten, sondern auch die Möglichkeiten, aktiv einiges zu überprüfen.
Hinzu kommt, dass eine breite Palette weiterer Bildung dem Lernenden die Möglichkeiten schafft, Querverbindungen zu erstellen.
Das Problem, das Gläubige aller Art haben, ist, dass sie irgendwo in ihren Recherchen auf den falschen Weg eingebogen sind und es wegen fehlender ehrlicher, anständiger, kompetenter Guides, Tutors, Anweiser,... lange nicht oder gar nie bemerken.
Aber im Grunde genommen kann ein Anfänger auf einem Wissensgebiet tatsächlich kaum wissen, was Sache ist, besonders, wenn es sich um ein Gebiet handelt, von dem er vorher noch nicht einmal gehört hatte.
Und man begehe bitte nicht den Fehler, anzunehmen, dass ein paar Unterrichtstunden zu einem Thema aus einem Schüler sofort ein Genie machen.
Zum Einen ist das zu wenig, weshalb es ja, liebe Kinder, Hausarbeiten zum Üben gibt. :)
Zweitens hängt es davon ab, auf wieviel Vorwissen ein neuer Stoff trifft, sodass Verknüpfungen her gestellt werden können.
Drittens spielt die praktische Anwendbarkeit und das damit verbundene stetige Üben eine Rolle. Aus gutem Grunde wiederholt sich ja der Stoff ständig. Was man in der Oberstufe hört, hat man durchaus schon in der Unterstufe vernommen. Nur das Niveau ändert sich ein bisschen.
Viertens können Schulen bei der Fülle des des mittlerweile angewachsenen Wissensstoffes einfach kein reines Faktenwissen mehr verbreiten oder aus Schülern wandelnde Lexika machen.
Fünftes, und das ist enorm wichtig, spielen Wollen und Können des Lernenden eine große Rolle, vor allem auch im psychischen Bereich. Ist ein Schüler zu schnell frustriert, und das hängt halt von seiner persönlichen Frustrationstoleranz genaus so ab wie von seinem tatsächlichem Können, dannn gibt der auf.
Allerdings nicht auch gleichzeitig zu, dass das Problem bei ihm liegt, sondern jetzt wirkt ein toller Psycho-Mechanismus: blöd sind die Anderen. Schule ist blöd, Chemie ist blöd, Physik ist blöd, Alles, das anstrengt, ist blöd, der blöde Lehrer hackt immer auf mir rum oder bemerkt nicht, welch Genie mein faules Kind ist, etc.
Moderne Medien, Computer, etc, verhindern auf der einen Seite, aauch in den tollsten Familien, wenn Kinder zu früh und zu lange damit Kontakt haben, dass sich ihre körperlichen, geistigen und psychischen Fähigkeiten optimal entwickeln. Es gibt zB jede Menge Kinder, die im einschulfähigen Alter nicht in der Lage sind, einen Bleistift zu benutzen, zu halten oder eine Linie zu ziehen. Die bis dahin nie gemalt oder gezeichnet haben! Weil der Computer oder das TV bieten besserer Bilder.
Wer einmal davor fest wächst, geht auch ohne CT gläubige Eltern nicht mehr so oft ins Freie, bewegt sich weniger, und entwickelt auf diese Art und Weise weder Grob- noch Feinmotorik zufrieden stellend.
Fragt mal Turnlehrer: die heutigen Kids halten keine fünf Minuten Laufen durch und schaffen es auch nicht, nur einen halben Meter eine Stange hoch zu klettern.
Sind aber absolut "super"!! Und gieren nach einem Übermaß an Bestätigung, dass sie dank kaum vorhandener maßregelnder Erziehung auch hemmungslos narzistisch einfordern.
Wenn da jetzt Schwurbler kommt, mit einer "Theorie", die in fünf Minuten "klar" ist, und die gleichzeitig all das "Mainstreamwissen" als falsch und die "Schafe" als Desinformanten anprangert, obendrein dem neuen Gläubigen Aufnahme in eine intelligente Elite verspricht, ohne dass er sich plagen müsste, und durch diese leichte Zugänglichkeit zu komplexen Themen psychischen, vor allem narzistischen, Bdürfnissen entgegen kommt, ja, dann haben die einfach "die besseren Argumente".
Das ist, als würde man Einem das Schlaraffenland versprechen: bestes Futter ohne den Plagen und dem Mühsal, das Feldarbeit mit Säen und Ernten halt so mit sich bringt.
Und, ja, nicht zu denen zu gehören, die problemlos Sachverhalte lernen können, hilft natürlich genauso, wie ein übergroßes Geltungsbedürfnis bei gleichzeitiger niedriger Frustrationstoleranz.