@Niselprim Niselprim schrieb:Hast du eine Idee für das Fleckchen?
Ich würde da ganz stark auf das von den alten Griechen so bezeichnete Nephelokokkygia tippen.
@Niederbayern88 Niederbayern88 schrieb:Hallo Horst. Ich heiße Florian
Mein Kommentar war ein Insider-Witz; Realo wird ihn schon verstehen. Und nein, ich werd ihn nicht erklären.
Niederbayern88 schrieb:Glaube ich habe auch ein wenig dn Überblick verloren. Aber irgendwie erinnert mich das alles an "Wiege der Menschheit" und die war eher in Südafrika.
Yepp, bevor Ostafrika unter den Leakeys zur Nr. 1 der Homininen-Ausgrabungsstätten wurde, galt Südafrika als die Region, wo sich die Menschwerdung abspielte. Streng genommen konkurrieren diese beiden Regionen noch immer (noch strenger genommen konkurrieren keine Örtlichkeiten); und aus der "Wiege der Menschheit" kommen noch immer bedeutsame Funde wie in den letzten rund 10 Jahren Australopithecus sediba und Homo naledi. Aber wenn wir nach unseren direkten Vorfahren suchen, dann finden wir in Südafrika eher die Seitenlinien unserer Ahnenreihe, also Tanten und Onkel, Cousins und Cousinen, Omas Basen und Opas Vettern. Suchen wir hingegen nach unseren Eltern, Großeltern, Urgroßeltern, dann helfen uns die ostafrikanischen Funde weit besser.
Ostafrika meint paläanthropologisch übrigens vor allem Tansania und Kenia. Die Olduvai-Schlucht und den Turkanasee. Mit dem Fund von Lucy 1973 etablierte sich dann auch Äthiopien bzw. die Afar-Region als bedeutsame ostafrikanische Homininenfundstätte.
Aber selbst aus dem Tschad weit im Westen am Südrand der Sahara stammen bedeutsame Vormenschenfunde, und jüngst erst machten marokkanische Funde von sich reden, die für die Entstehungsgeschichte des Homo sapiens von hoher Bedeutung sind. Ein wichtiger Punkt in der Stammesgeschichte der Gattung Homo ("Mensch") war, wie aus dem noch sehr australopithecus-ähnlichen Homo habilis und Homo rudolfensis der deutlich menschenähnliche Homo ergaster/erectus wurde (aus dem dann alle anderen, jüngeren Homo-Arten einschließlich uns hervorgingen). Funde, die genau dazwischen vermitteln, wurden im georgischen Dmanisi gemacht, also außerhalb Afrikas, in Asien, direkt vor der europäischen Haustür. Und der Anfang der Homininenentwicklung, also die Abspaltung unserer Vorfahrenlinie von der Vorfahrenlinie der Schimpansen. könnte in Griechenland und Umgebung stattgefunden haben, was dortige Funde nahelegen.
Ostafrika ist archäologisch gesehen die ergiebigste Quelle für die Homininenentwicklung. Aber diese Region ist nicht die einzige. Und manche
wichtige Entwicklung auf dem Weg zu uns seit Abspaltung von den engsten lebenden Menschenaffen-Verwandten(-Vorfahren) fand
zumindest auch woanders statt.
Niederbayern88 schrieb:Wobei man hier auch wegen "Besiedelung Europa`s" ein wenig mit gehobener Augenbraue es betrachten muss weil soweit ich weiß gab es hier, auch in Bayern bei uns, Funde von Werkzeugen, die schon 200.000 Jahre alt sind und nicht nur 40.000 Jahre.
Es gibt weit mehr solcher Funde, auch weit ältere. Vor +/- 40.000 Jahren kam ja nur der Homo sapiens nach Europa. Von dem und dessen direkten Vorfahren findet sich auch tatsächlich nichts früheres hier. Aber schon sehr früh kam der Homo erectus (bzw. eine Unterart von ihm) nach Europa und durchlebte hier eigene Entwicklungen, bis hin zum Neandertaler und Denisovaner. Mit dem "Homo georgicus" zog es wie gesagt sogar vor bereits knappst zwei Millionen Jahren frühe Menschen (Gattung Homo, nicht Art Homo sapiens) haarscharf an Europa vorbei.
@navi12.0 navi12.0 schrieb:Das muss zwar nicht bedeuten, dass hier besondere Bedingungen für die Menschwerdung herrschten, aber das kann es. Das macht eben die Annahme doch wieder nicht so abwegig.
Doch, das macht es. Bis vor ca. einer Million Jahren lebten unsere Vorfahren praktisch ausschließlich in Regionen, in denen Klimata herrschten, unter denen bis heute Primaten anzutreffen sind. Erst mit der Besiedlung des eiszeitlichen Europa stießen Homininen erstmals in Regionen vor, deren Bedingungen für Primaten eher ungeeignet waren. Aber selbst diese Frühmenschen lebten praktisch ausschließlich in Gegenden, deren Klima "mediterran" genannt werden kann. Und selbst der Inbegriff des eiszeitlichen kälteresistenten Frühmenschen, der erst spät aufkommende Neandertaler, lebte nur in Regionen, deren Klima dem des heutigen Deutschland sehr ähnelte. Für solche Klimabedingungen sind wir erst seit (sehr) wenigen Jahrhunderttausenden geeignet. Zuvor waren wir also wie alle Tiere (und Pflanzen) auch, nahezu ausschließlich auf unsere genetischen Voraussetzungen angewiesen in der Frage, unter welchen klimatischen und sonstigen Bedingungen wir leben können. Erst mit zunehmender kultureller Entwicklung, erst mit "Kleidung, Feuer und Hüttenbau" konnten wir uns bedingungsunabhängig machen. Und das erfolgte hauptsächlich in den letzten 2...300.000 Jahren vielleicht.
Und bezeichnenderweise spielt Ostafrika für die davorliegende Zeit eine (zumindest archäologisch) bedeutsame Rolle. Aber nicht für die Zeit danach. Wenn die Bedingungen in Ostafrika für unsere Vorfahren nicht nur ideal, sondern sogar notwendig waren, so galt dies nicht mehr seither. Es ist also abwegig, aus jener früheren Bedeutsamkeit ein Indiz zu machen für die Annahme, daß deutlich jüngere wesentliche Ereignisse der menschlichen Entwicklung wenn, dann hier zu erwarten wären. Ostafrika war für den Menschen da schon längst zu einem "Ort wie jeder andere" geworden.
Wenn er jemals was anderes als das gewesen war.
navi12.0 schrieb:Mal ganz naiv gefragt, wo wären denn die Bedingungen für die kulturelle Entwicklung am besten?
1) Losgehen kann die kulturelle Entwicklung natürlich nur in Gegenden, in denen die Bedingungen für unsere rein biologische Spezies günstig sind. Sonst hätten wir nicht lange genug gelebt, um eine kulturelle Entwicklung vorzulegen.
- Allein hierbei hat Ostafrika die Chance, als ein "besonderer Ort" gelten zu können.
2) Die Bedingungen sollten zwar gegeben sein, sogar günstig. Dennoch dürfte auch eine gewisse Mangelsituation vonnöten sein, damit wir irgendeinen Antrieb haben "was dagegen zu machen" und also eine kulturelle Entwicklung loszutreten.
- Bezeichnenderweise entstanden aus den frühen Ackerbaukulturen mehrheitlich dort die ersten Hochkulturen, wo das Land zu trocken war und man künstliche Bewässerungssystem erfinden mußte.
3) Je weiter unsere kulturelle Entwicklung voranschreitet, desto unwichtiger werden die natürlichen Bedingungen.
- Daß es noch heute eine regionale Verteilung von Ländern der ersten Welt und jenen der Dritten Welt gibt, ist rein historisch erklärlich. Heutzutage kann ein Wirtschaftsboß seinen Hauptwohnsitz im ärmsten Land der Welt haben und seine Geschäfte von dort aus regeln. Die "Globalisierung" zeigt, wie unabhängig wir von natürlichen Umweltbedingungen geworden sind. Durch unsere kulturelle Entwicklung. (Paläanthropologisch ist "technologisch" ein "kulturell", siehe "Werkzeugkulturen", "Kulturstufe"...)