@ginko Die Zahl stimmt aber nicht. Entweder hat sich Jemand vertippt oder schlichtweg Unsinn verzapft. Der Königsfriedhof von Ur stammt aus der ersten Hälfte des 3. Jt. v. Chr., von mir aus der Einfachheithalber mit 2500 umschrieben. Das sind grob von heute zurück gerechnet nur etwa 4500 Jahre. Vorher gab es diesen Friedhof gar nicht.
@Aperitif Populationsgenetik.
Man will eine der zentrale Streitfragen in der Wissenschaft klären: Waren die Sumerer eine autochthone Gruppe oder im Zuge einer sonst wie gearteten Wanderung hinzugezogene? Man streitet sich, ob sie letztlich quasi "Eingeborene" oder "Migranten" waren. Daran hängt die Deutung so einiger Elemente.
So lassen sich einige Toponyme, also Bezeichnungen von Ortschaften, Bergen etc. (vermeintlich) nicht als sumerischen Ursprungs deuten. Es könnte sich um Namen aus dem Substrat einer älteren Sprache handeln, gesprochen von Personen, die dort vorher lebten, vor den Sumerern. Es könnten aber auch nur Verballhornungen sein oder uns weniger bekannte ältere sumerische Wörter, die später außer Gebrauch kamen.
Auf der anderen Seite gab es früher die Behauptung, dass einige wichtige Wörter wie Schmied, Pflug und andere bezüglich Ackerbau, Landwirtschaft und Metallurgie nicht sumerischen Ursprungs, sondern Lehnwörter seien. Man führte das darauf zurück, dass sie komplexer und mehrsilbig seien im Vergleich zu einem "eigentlichen" "echten" sumerischen Wort. Diese Behauptung lässt sich aber nicht halten und ist künstlich. Woher will man denn wissen, dass das eine "echt" Sumerisch sei und das andere nicht? Der Vergleich fehlt. Eine Unterscheidung geben die Texte nicht her. Vielleicht stechen diese Wörter deshalb heraus, weil sie im Zuge der Sprachentwicklung später erschienen so wie ja auch der Hausbau vor der Metallverarbeitung erfunden wurde. Schmiede und Pflüge kommen eben nach Häusern und Wasser. Man musste sich neue Wörter ausdenken und so wurden diese komplexer und länger.
Ein anderes Element ist die sumerische Keilschrift: Man sagt zwar immer die älteste damit verschriftlichte Sprache sei eben das Sumerische, aber da diese Schrift zu ihren Anfängen eine reine Bilderschrift war, lässt sich nicht sagen für welche Sprache sie genau konzipiert wurde. Die Bilder lassen sich in jeder Sprache lesen. Es handelt sich einfach nur um Zeichen für Dinge, die geliefert wurden ganz ohne Grammatik oder Lautung. Streng genommen lässt sich nicht beweisen, dass die Keilschrift für das Sumerische erdacht wurde. Vielleicht war es für eine andere Sprache und wurde dann für das Sumerische übernommen.
Drittens gibt es auch einen sumerischen Mythenkreis, der den Streit sumerischer Fürsten mit den Fürsten einer fremden Stadt im Osten Namens "Aratta" schildert. Als mythischer Heimatort der Sumerer, aus dem sie gekommen seien galt sie in den Texten als heilig. Es ist aber unklar ob damit tatsächlich eine echte Ortschaft gemeint war oder ob das ganze eben eher als Mythos und symbolisch zu werten ist.
Bei all diesen Punkten - und das hier wären nur die Wichtigsten - würden sich so Einige für eine DNA-Analyse eines in Sumer gefundenen Leichnams sehr interessieren, da sie ohnehin selten vorzufinden sind.
Meines Erachtens würde das Ergebnis aber nicht viel bringen.
Erstens ist das nur ein einziges Ergebnis. Welchen DNA-Typs der Mensch auch immer sein mag, es ist immernoch ein Einzelfall und Einzelfälle auf ganze Bevölkerungsgruppen auszuweiten ist absolut unseriös. Auch bei ihm haben wir außerdem kein Vergleichsmaterial. Vielleicht war er ja gar kein Sumerer (was auch immer "Sumerer" nun letztlich bedeuten mag)?
Zweitens schmeißt man wie so oft Sumerer (als Sprechergruppe des Sumerischen) und Sumerer (als Ethnie) zusammen. Wir wissen GAR NICHTS über eine Ethnie "Sumerer" und ob sich das Ganze überhaupt auf irgendeine Art und Weise genetisch festmachen ließe, Geschweige denn homogen sei und gegenüber Anderen abgegrenzt werden könnte. Auch da gibt es kein Vergleichsmaterial.
Das Einzige, was wir haben sind die Texte als Zeugnisse einer Sprechergruppe, die eine Sprache Namens Sumerisch sprach oder vielmehr für Texte gebrauchte. Der Sprung zu einem "Volk" lässt sich darüber nicht machen, solange nicht mehr Material da ist und man einen Leichnahm mit der Notiz "Ick bin ain Sumärär" findet, die man dann zweifelsfrei zuordnen könnte.
Letztlich sagt aber auch das Nichts aus. Die Sumerer als autochtone Ethnie könnten vorher eine andere Sprache gesprochen haben, die von ganz anderen Sprechern verdrängt wurde, sodass sie dann irgendwann die Sprache besaßen, mit der sie uns später in der Schrift als "Sumerisch" bekannt geworden sind. Sie könnten aber auch Zugewanderte kulturell assimiliert haben - wie es ohnehin in Mesopotamien oft passiert ist - die dann Sumerisch sprachen, aber nicht ohne vorher ihren eigenen sprachlichen Einschlag gemacht zu haben, sodass sich am Ende auch noch eine Mischpopulation ergab.
Es sind soooo viele Gedankenspiele möglich, da über diese vorgeschichtlichen bzw. frühgeschichtlichen Zeiten einfach viel zu wenig Daten vorliegen, als dass man guten Gewissens diesbezüglich etwas Genaues sagen könnte.