@Aperitif Lebewesen sind nicht einfach nur Ansammlungen chemischer Moleküle. Diese Moleküle befinden sich als Komponenten in verschiedensten chemischen Reaktionskreisläufen, die sich als Ganzes wiederum in einem Fließgleichgewicht befinden.
Und solche Reaktionskreisläufe entstehen nicht einfach mal so, wenn man einige Chemikalien zusammenkippt und darauf wartet, dass dann irgendwann die ersten Amöben die Gefäßwand entlangkrabbeln. So etwas braucht Zeit und ein komplexes Umfeld, aus dem Energie und Rohstoffe angezapft werden können.
Die konkreten Begleitumstände, aus denen Leben entstanden ist, kennen wir noch nicht. Es gibt aber eine Reihe von experimentell gut gesicherten Einzelschritten, die so oder ähnlich auf der Urerde abgelaufen sein müssen.
Beispiele:
Simulationsexperimente mit verschiedenen Gasmischungen ergeben u.a. Aminosäuren, die die Bausteine der heutigen Proteine sind. (Miller-Urey-Experiment und Nachfolgeexperimente)
Nach dem Eintrocknen von Aminosäurelösungen verketten sich diese spontan zu Protein-ähnlichen Polypeptiden, die sich nach erneuter Wasserzugabe spontan zu kleinen Bläschen formen (Mikrosphären), die sich über Knospung vervielfältigen.
Das Forscherteam um Sutherland fand 2009 einen plausiblen Weg, wie RNA-Nucleotide als Ganzes entstanden sein konnten. Die vorherigen Versuche, zunächst die RNA-Basen und dann Ribose und dann Phosphat miteinander zu Nucleotiden zu verknüpfen, gestalteten sich als zu umständlich, um gangbar zu sein.
Der Umstand, dass RNA sowohl als Enzym wie auch als Matrize für Vervielfältigungsprozesse geeignet ist, lässt die Theorie der "RNA-Welt" als Zwischenschritt hin zu einer "DNA-RNA-Protein-Welt" , die heute in Lebewesen vorhanden ist, plausibel werden.
Fettsäuren aus Meteoritenmaterial formen sich in Wasser spontan zu zellähnlichen Vesikeln, die u.a. RNA-Moleküle in ihrem Innern anreichern können, nachdem diese durch die Lipidschicht diffundiert sind. (Experimente von Deamer)
Es gibt also schon eine Reihe von Befunden, die zeigen, dass der Weg zu ersten Zellen nicht so unwahrscheinlich gewesen ist, wie es zunächst scheint, wenn man einfach nur die daran beteiligten Chemikalien isoliert vom Kontext betrachtet.
Von daher: Ja, im Lauf der Zeit und bei anhaltend stabilen Bedingungen eines Nichtgleichgewichtszustandes im Fließgleichgewicht kann aus einer Chemikalienmischung etwas Vernünftiges entstehen.