kalamari schrieb:Die gängige Argumentation in diesem Thread seitens der "Gottesanbeter" ist, dass Gott keinen Beweis für seine Existenz benötigt, stattdessen ist es die Aufgabe der Anderen Gott zu widerlegen.
... was natürlich wieder einmal ein aufschlussreiches Zeugnis darüber ist, dass
@kalamari den Inhalt der Diskussion in diesem Thread völlig verfehlt erfasst und daher entsprechend verpeilt hier wiedergegeben hat.
In Wahrheit ist es so, dass aus prinzipiellen Gründen, die in der Methode wissenschaftlichen Arbeitens begründet liegen, weder ein Nachweis noch ein Ausschluss der Existenz Gottes gelingen kann.
Die Frage des Threaderstellers, ob man den Umstand, dass es vom Urknall bis zur Entstehung des Menschen etwa 13,8 Milliarden Jahre gedauert hat, als Argument gegen die Existenz Gottes (Gott hier als Schöpfergott gedacht) anführen kann, muss mit Nein beantwortet werden, weil es als Beweisgrund nicht hinreichend ist.
Die ausführliche Begründung dazu, warum das so ist, schreibe ich gern noch einmal hier hin, damit es im Störgeplapper einiger chronisch Merkbefreiter nicht untergeht:
Die Hypothese, "Gott existiert" bzw. "Gott existiert nicht", ist nicht verifizierbar, weil sich dabei die Selbstbeschränkung des methodischen Atheismus gewissermaßen selbst im Wege steht. Der Grundwiderspruch besteht darin, dass aus der Perspektive des methodischen Atheismus, der im Rahmen der wissenschaftlichen Forschung strikt eingehalten wird, auf eine Entität geschlossen werden soll, die dem Fundament dieser Perspektive diametral entgegengesetzt ist.
Es kann also aus rein methodischen Gründen mit Methoden der Wissenschaft kein Nachweis der Existenz Gottes gelingen. Aus denselben Gründen kann auch das Gegenteil, also die Nichtexistenz Gottes nicht geschlussfolgert werden, weil diese methodisch bereits vorausgesetzt ist. Man würde mit Hilfe der Wissenschaft also nur das bestätigen, was bereits vorausgesetzt war.
Neue Daten, die nicht in das Theorienraster passen, geben allenfalls dazu Anlass, den Theorienrahmen zu erweitern, um die Daten kompatibel zu machen. Ein Beispiel ist hier vielleicht das Michelson-Morley-Experiment, das den Rahmen der Newtonschen Physik sprengte. Es wäre keinem Forscher jemals in den Sinn gekommen, dass die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ein von Gott verursachter Effekt ist. Also werden "komische" Daten immer naturalistisch interpretiert und nach Überarbeitung des Theorienrahmens dann auch integriert.
Das bedeutet also, dass jede Messung notwendigerweise eine naturalistische Interpretation nach sich zieht, so dass der Schluss auf "Beleg für göttliches Wirken" aus Gründen unterbleibt, die in der wissenschaftlichen Methode verortet sind.
Um daran etwas zu ändern, müsste man den methodischen Atheismus aufgeben, was aber aus nachvollziehbaren Gründen zugleich die Aufgabe jeglicher Wissenschaft wäre. Das will (hoffentlich!) keiner und das sollte auch nicht getan werden, aber dies wäre eine (wenn auch äußerst zweifelhafte, weil Tür und Tor für allerlei Feen, Elfen und Spaghettimonstern öffnende) "Chance", Belege für göttliches Wirken nachzuweisen, wobei dann allerdings immer noch die Frage offenbleibt, nach welchen Kriterien man dabei vorgehen will, diese Belege auch als solche zu erkennen.