@DragonRider DragonRider schrieb:Ganz einfach, weil wie du früher selbst sagtest, die Empirie darauf hindeutet, dass alles der Entropie zustrebt. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: In einem ewigen Universum war entweder das Maximum an Entropie schon immer erreicht oder es bewegte sich irgendwann darauf hin. Nehmen wir an, dass das Universum schon immer die Maximale Entropie erreicht hätte, wäre es ein Universum, in dem sich nie etwas bewegt hat. Das scheint mir unvernünftig zu sein, da man soetwas wohl nicht als Universum bezeichnen könnte und wirderpricht ja auch den Beobachtungen. Wenn es nicht schon immer die Maximale Entropie erreicht hat, muss es einen Zeitpunkt gegeben haben, zu dem die maximale Entropie noch nicht erreicht war. Dann könnte dieser Zeitpunkt jetzt sein.
Erst mal, es strebt nicht der Entropie zu, sondern dem Entropiemaximum. Beim Erhitzen strebt nichts der Temperatur zu, sondern der hohen Temperatur.
Ein ewiges Universum, in dem schon längst, also schon immer das Entropiemaximum erreicht wurde, erscheint Dir unvernünftig? Das ist schön für Dich, aber keine Erklärung. Das "widerspricht den Beobachtungen" setzt ja schon voraus, daß das Beobachtete ein ewiges Universum sein
muß. Vielmehr könntest Du aus eben diesem Beobachteten folgern, daß es also kein ewiges Universum sein
kann.
Bei einem ewigen Universum hingegen, bei dem zu einer bestimmten Zeit die Entropiezunahme überhaupt erst anfing (sodaß eine 13,7 Milliarden Jahre später existierende Zivilisation erstens leben und zweitens das Nochnichtmaximumerreichthaben der Entropie beobachten kann), steht das Problem, wie die Zunahme der Entropie ausgelöst worden sein kann. Wie ich bereits geschrieben habe, ist das praktisch das selbe Problem der Erstursache wie bei einem nichtewigen Universum. Das sollte Dir weit unvernünftiger erscheinen als ein ewiges Universum, in dem sich nichts rührt und ruckelt.
DragonRider schrieb:Richtig, aber auch bei einem ewig bestehenden Universum, muss die Entropie irgendwann beginnen. Das kann dann logischerweise nicht am Anfang (zeitlich) des Universums geschehen, da es diesen nicht gibt. Man müsste eben ein anderes Ereignis als Anfang annehmen (Den Urknall).
Grundsätzlich, rein hypothetisch, wäre ein Universum denkbar, in dem sich nichts bewegt, nichts interagiert, und also auch kein nichtmaximaler Entropiewert sich verändert und damit aufs Maximum zustrebt. Dieses ewige Universum würde seinen nichtmaximalen Entropiewert natürlich ewig beibehalten. Wäre aber auch ewig "tot", unveränderlich. De facto wirkt in so nem Universum wie dem unsrigen immer sowas wie Gravitation, sodaß es keine interaktionsfreie Zone gibt. Daher findet Energieumwandlung statt, damit nimmt Entropie im Gesamtsystem zu.
Damit aber muß es auch einen Anfang der Interaktion gegeben haben. Einen Entropiezustand als Ausgangspunkt. Wie aber soll es davor "Ruhe" gegeben haben? Und wie soll diese Ruhe gestört worden sein? Und worin unterscheiden sich diese Fragen von denen zum nichtwewigen Universum mit seinem Anfang?
DragonRider schrieb:Spätestens hier muss ja aber auch nochmal unterschieden. Wir verwenden Universum hier in zwei verschiedenen Bedeutungen. Einmal wird es als das verwendet, was die Physik unter Universum versteht und was mit dem Urknall begann. In diesem Falle gibt es offensichtlich einen Anfang. Im vorherigen Sinne bei dem unendlichen Universum sprechen wir aber von dem, was die Philosophen als Welt bezeichnen und damit ist alles existierende gemeint, als auch solches, das außerhalb unseres Universums liegen würde.
Diese Definitionsdiskussion ist echt schwer. Für einige ist ein Paralleluniversum einfach schon das, was jenseits unseres "Lichthorizontes" liegt, also jener Raumbereich unseres expandierenden Universums, der sich durch die Expansion schneller von uns fort"bewegt", als Licht von da bis zu uns im selben Zeitraum zu überwinden imstande ist. Das Dumme an dieser Definition ist, daß ein Objekt, das von uns aus betrachtet in einer bestimmten Richtung kurz vor dem Ende dieser Sichtbarkeit liegt, sein eigenes Universum ganz anders definiert als wir. Das, was für uns jenseits dieses Objektes schon "Paralleluniversum ist", gehört für dieses Objekt noch zum selben Universum wie wir, aber was in die andere Richtung geschaut für uns noch unser Universum ist, gehört für jenes Objekt schon zu einem Paralleluniversum.
Diese Universumsdefinition ist rein willkürlich und kann keinenn wirklichen Grund nennen, daß das alles nicht nur ein einziges Universum ist. Darum sage ich, solange zwei benachbarte Objekte noch miteinander interagieren können, also innerhalb des "Lichthorizontes" liegen, gehören sie zum selben Universum, das sämtliche dieser interagierenden Objekte umfaßt, auch wenn die weiter entfernten Objekte für sich betrachtetschon jenseits dieses Horizontes liegen. Solang alle Glieder einer Kette noch halten, ist das erste Glied mit dem letzten Glied noch verbunden, über die Zwischenglieder eben. Noch ist es eine einzige Kette.
Mit dieser Definition kann ein Paralleluniversum nicht mit unserem interagieren. Denn wenn es das könnte ---> was interagiert, ist ein Universum.
Diese Interaktion wäre denn auch etwas schwierig. Raum gilt unserer Physik ja nicht als absolute Größe, so als ob unser Universum sich in einem absoluten Raum befände. Erst wenn das Universum existiert, existiert auch der Raum, und Raum außerhalb des Universums ist nicht. Wenn ich mir aber ein anderes Universum vorstelle, wie es mit unserem kollidiert und dadurch interagiert (indem es z.B. die Interaktion bei uns lostritt und damit auch die Entropiezunahme initiiert), dann stelle ich mir sowas wie zwei Billardkugeln vor, die nix miteinander zu tun haben, dann aber gegeneinander dotzen und damit was beim andern auslösen. Das geht jedoch nur, weil die beiden Kugeln sich im selben Raum befinden, einen "Zwischenraum" haben, den sie überwinden können. Gibt es den aber nicht, können sie sich in diesem auch nicht bewegen und nichts "Benachbartes" treffen. Wenn es Parallelwelten gibt, die mangels Interaktion von uns getrennt sind, stecken diese nicht "im selben Raum" und können auch nie, never, "diesen Raum" überwinden, um auf uns zu treffen.
Wenn wir nicht die Einsteinsche Raumzeit über Bord werfen und den Alten Euklid in neuem Gewand zurückholen, sehe ich schwarz für Paralleluniversen als Erklärung fürs Lostretens des Anfangs vom Universum / des Anfangs der Entropiezunahme.
DragonRider schrieb:Das stimmt ja aer so nicht, da ich auch das 40 Grad warme Wasser ohne weiteres noch nutzen kann, um irgendetwas weiteres zu erwäremen usw.
Aber nur so lange, wie Du noch weiteres Wasser mit einer Temperaturdifferenz hast. Und auch nur, solange diese Temperaturdifferenz noch groß genug ist, damit die Energie geteilt werden kann (quasi Planck-Temperatur
Wikipedia: Planck-Einheiten#Grundgr.C3.B6.C3.9Fen ). Mein Beispiel war schon so gemeint, daß "sämtliches Wasser des Universums" darin enthalten ist. (Und auch alles andere, das Temperatur haben kann.)
DragonRider schrieb:Ich sehe nicht, wie eine Energiedifferenz jemals völlig verschwinden können sollte
Grundsätzlich hast Du recht, nur ändert das effektiv nichts am Wärmetod eines abgeschlossenen Systems. Ein unbedeutendes Wellengekräusel auf der Oberfläche des Quantenvakuums.
DragonRider schrieb:und sehe des weiteren nicht, wie das mit dem Universum zu vergleichen sein soll, das sich ständig ausdehnt und wieder zusammenzieht.
Daß das Universum dies tut und damit ein ewiges ist, steht ja zur Disposition, kann also nicht schon zur Voraussetzung gemacht werden, die dann über die Realität und deren Möglichkeit entscheidet.
DragonRider schrieb:Das beantwortet außerdem die Frage nicht, wo die Energie hingehen soll, die bei jedem Durchgang verloren gehen soll.
Wie, wo geht sie hin? Das ist doch keine Frage, die Energie "geht" nicht "weg". Die Energie im Bottich mit 20 und 60 Grad warmem Wasser ist nach Durchmischung zu einheitlich 40 Grad warmem Wasser natürlich noch immer im Bottich. Wäre sie weg, wäre das Wasser ja kälter geworden.
DragonRider schrieb:Wäre es nicht denkbar, dass die Expensionsumkehr nicht einfach irgendwann später noch eintritt, selbst wenn sie im Moment noch größer wird?
Welche empirischen Daten, welche Beobachtungen führen Dich zu dieser Überlegung?
Pertti