avyarius schrieb:Es wäre doch im Sinne einer Art Energie-Effizienz viel sinnvoller, wenn nichts da wäre.
Diese Überlegung ist alt, und Martin Heidegger hat sie dann als griffige Frage formuliert "Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr nichts?" (wobei viele das "Seiendes" durch "etwas" ersetzen).
Letztlich stehen wir vor dem Dilemma: wenn alles, auch die Materie einen Anfang hat, was soll den Anfang ausgelöst haben, und wenn alles schon ewig existierte, wieso ist dann nicht schon seit ebenfalls ewigen Zeiten die letzte Sonne ausgebrannt, das letzte Atom zerfallen? Sorum oder sorum, die Existenz des Seienden in seiner heutigen Gestalt läßt sich nicht erklären.
Dr.AllmyLogo schrieb:Eines Tages sicher, wenn wir Raumschiffe bauen könnten die schneller Fliegen, als die Lichtgeschwindigkeit, so könnten wir auch ausserhalb des Universum fliegen.
Verständlicher Irrtum, aber dennoch ein Irrtum.
Der Raum ist keine absolute Größe, nichts, was "einfach da" ist. Und das Universum ist nicht ein Punkt im Raum, der seit Urknall explodert und in diesen bestehenden Raum hineinexpandiert. Dann wären die Galaxien und all der Schmonz nicht so hübsch verteilt im Raum, sondern alles befände sich auf einer Art Kugelschale, die durch die "Explosion" immer größer wird. Im Innern dieser Kugel befände sich dann gar nichts.
Mit dem Universum beim Urknall entstand der Raum mit. Und das Universum wird größer, weil Raum weiterhin entsteht. Es gibt keinen Rand des Universums, hinter dem einfach nur nichts läge, sondern egal wohin man fliegt, da ist schon unser Universum. Wenn wir von einem Rand sprechen wollen, dann liegt dieser Rand überall, wirklich überall.
Stell Dir das mit nem Luftballon vor. Ein Luftballon, der immer weiter aufgeblasen wird. Darauf leben und krabbeln Ameisen. Die sehen, wie die benachbarten Ameisen immer weiter weg "fliegen", ohne daß die auch weg laufen. Und nun denkt sich eine, ok, mein Universum dehnt sich aus, dann krabble ich mal an den Rand und schaue nach, was dahinter liegt. Dumm nur, daß die Ameise an keinen Rand gelangt, so weit sie auch krabbelt. Der Rand des Luftballons ist dessen Oberfläche, also das Ballonameisenuniversum insgesamt.
Die erste Dimension ist eine Linie. Der "Rand" dieser Linie, das sind nicht die beiden Endpunkte einer abgeschlossenen Strecke, sondern das ist die gesamte Linie. Denn die zweite Dimension schließt sich nicht als Verlängerung der Linie über den Endpunkt einer Strecke an, sondern die zweite Dimension hat die eindimensionale Linie als Rand.
Wenn wir also fragen wollen, in welchen Raum das Universum der Ameise hinein expandiert, dann ist das kein Raum, der sich am Rand der Luftballonoberfläche befindet, so als gäbe es da noch kein Stück Ballongummi, der würde erst nachwachsen. Vielmehr ist der Raum die dreidimensionale Umgebung des Ballons. Und der Rand des Ballons zu diesem neuen Raum hin, das ist der ganze Ballon, kein Seitenrand des Ballongummis.
Nerok schrieb:dumm nur dass dadurch das problem nur verschoben wird und es exakt NICHTS erklärt.
und
DragonRider schrieb:Das verschiebt die Frage nur nach "wer hat Gott erschaffen?".
Auch wieder: verständlicher Irrtum, aber doch Irrtum.
Wenn das Universum ewig existiert, dann wäre auch seit Ewigkeiten das Entropiemaximum erreicht, und nichts würde sich mehr bewegen, alles wäre schon zu seinem Ende gekommen, zerfallen, tot, finito. Wenn das Universum aber einen Anfang hat, dann fehlt das Etwas, das diesen Anfang als dessen Ursache überhaupt erst losgetreten hat. Und wenn es dieses Etwas gab, dann wäre
dieses ja der Anfang, von dem wir gefragt haben, was hat das denn angestoßen.
Sorum oder sorum, wir scheitern entweder an der unverursachten Erstursache oder daran, daß jedes abgeschlossene System zwangsläufig auf sein Entropiemaximum zustrebt und nie seine Gesamtentropie verringern kann.
Die Lösung dafür hieße, es muß ein "Etwas" geben, das selbst nicht der Kausalität unterworfen ist oder der Entropie (oder beidem nicht). Wenn wir erst einmal dieses Etwas annehmen, egal, wie wir es nennen, können wir ja schlecht dieses Etwas damit "widerlegen", indem wir fragen "und wer hat nun dieses Etwas erschaffen / verursacht / angestoßen?" Wie auch immer wir das Dilemma der Existenz unseres Universums lösen wollen, wir müssen den Zwang der Kausalkette oder den Zwang der Entropie durchbrechen und eben ein Etwas annehmen, das dem nicht unterliegt, aber in der Lage ist, etwas zu kreieren oder zu initiieren, das diesen beiden dann unterliegt. Ergo: Irrtum. Ein verständlicher, aber ein Irrtum.
xotix1 schrieb:Einige driftne hier ab und machen sichs einfach mit "Gott wars".
Oder mit "war schon immer da". Oder mit "is halt entstanden". Da berücksichtigt das "Gott wars" wenigstens noch das Dilemma von Entropie und Ursachenkette, ist also wenigstens intelligenter.
";) (Nehmts mit Humor, falls sich wer angegriffen fühlt)"
Pertti