Der Beitrag von
@matraze106 mag gut sein, aber ob Verschwörung oder andere Theorie, ich habe es satt, dass Menschen, welche Soziologie oder Theorie betreiben, wie auch immer, stets die Gesellschaft als Produkt einer Gruppe von Menschen sehen.
Nicht, dass ihr mich falsch versteht: sicher definiere ich genauso wie ihr Gesellschaft als ein Interaktionszusammenhang menschlicher Individuen im Rahmen institutionalisierter und organiserter Rahmenbedingungen, sowie natürlich auch in anderen Kontexten, die hier einmal zu marginalisieren wären. Doch stört mich an Soziologen wie auch an Verschwörungstheoretiker in ihrer minimalsten Gemeinsamkeiten die Personifizierung verdinglichter menschlicher Strukturen, sehen wir einmal von Systemtheoretikern ab, welche Strukturen und Prozesse, nicht jedoch die zu reproduzierenden Elemente der Gesellschaft, also Menschen, im Auge haben. Denn ich denke, es ist nicht so, dass die Gesellschaft als etwas "Gemachtes" gesehen werden sollte.
Sicher, da bin ich anmaßend, werfe es voreilig den Soziologen zu, so zu denken. Sicher tun es nicht alle Sozialwissenschaftler, wie es auch z. B. die Denker der Kritischen Theorie wie Adorno, aber doch schon wieder hier Marcuse tat, und das macht mich traurig, bei Linken eben auch, dass sie nicht die Gesellschaft real und objektiv sehen, nämlich so kann man nur eine vernünftige Gesellschaftstheorie betreiben, wenn man sich nicht wie die Verschwörungstheoretiker selbst als Subjekt aus seiner eigenen Theorie exkludiert oder schlimmer noch die subjektion als Subordination der permantenen Opferrolle unter die einen bemächtigenden fremden Mächte, deren Spielball man ist, sieht.
Ich hoffe, ihr seht es auch so, dass ein Verschwörungstheorie einer realistischen Gesellschaftstheorie doch gerade da widerspricht, über den Horizont der eigenen Kenntnis der menschlichen Umwelt zu transzentieren und anzufangen zu spekulieren, wo man mehr vermutet, als man erfahren kann, wo da jedenfalls der belesene Soziologe nicht so irren kann, wie die Verschwörungstheoretiker im Internet, die Intentionalität in allerlei Gruppen von Menschen legen, um die nicht erklärbaren Artefakte menschlicher Handlung, wie eben auf dieser Seite die Personalausweise wieder einmal durch personifizierung der objektivierten Vergegensträndlichung der Gesellschaft, wie sie auch bei Macht oder Herrschaft zu finden ist, aber niemals nie durch eine agglomerierte Intentionalität von einer Pluralität von Menschen, welche da Herrschaft etc. ausüben erklärt werden.
Kurzum: VTs schwächeln darin, verdinglichten Strukturen der Gesellschaft Intentionalität zu unterstellen.
Am anderen Ende der Vts würden wir dagegen mehr verdinglichende Gesellschaftstheorien wiederfinden, welche die inhärente Stellung des Subjekts im Institutionalisierungsporzess gesellschaftlicher Strukturen herausstellt, was sich aber eben gegen die Opfermentalität der Verschwörungstheoretiker nur insofern erfolgreich durchsetzt, dass sie im Rahmen der Handlungszusammenhänge liberativere Strategien mutmaßt, die entgegen der Vt-Spinnereien nicht zu leugnen sind.
Letzten Endes frage ich mich, warum Menschen mit Intentionsattributierung gesellschaftlicher Prozesse ihre Zeit verschwenden und nicht agitativ und kreativ eine eigene Position in eben dem zu explorierenden gesellschaftlichen Gefüge suchen.
Sozioklinologisch sind VTs demnach wohl eine Erkrankung der Gesellschaft nach Ende des Kalten Krieges, als eine neue globale Demokratisierungswelle ein Machtvakuum in der kosmopolitologischen Weltbevölkerung entweder hinterließ, oder eine Explikationslücke der schnell ereilten Transnationalisierung der Erde schloß.
Beide Thesen zur sozioklinologischen Diagnose, warum die Internet- und anderweitige Community an Verschwörungstheoretischen Explikationen der liberativ expansiven Gesellschaft leidet, sollen hier zur Diskussion gestellt werden.
Also was denkt ihr? Glaubt ihr an VTs weil ihr die Welt nicht mehr versteht, oder etwa, weil sie euch krank macht, weil sie sich so schnell dreht? Ich bin auf eure Antworten gespannt!