Psychologische Beeinflussungen im Alltag
09.07.2011 um 11:24
Beeinflussungen finden permanent statt. Weil uns letztendlich alles beeinflusst. Es gibt Nichts, was uns nicht beeinflussen würde. Das ganze Leben besteht im Grunde aus Beeinflussungen. Das meiste allerdings geschieht unbewusst. Und selbst wenn man sich einzelne Beeinflussungen bewusst macht, heißt es ja nicht, dass sie uns dann nicht mehr beeinflussen.
Alles was wir wahr nehmen beeinflusst uns auch. Allerdings gibt es da natürlich quantitative und qualitative Unterschiede. Es gibt Dinge, die uns nur wenig beeinflussen und andere Dinge, die uns ganz gehörig beeinflussen. Aber frei sprechen kann sich keiner davon, weder dass er selbst, dadurch dass er da ist, seine Umwelt mitbeeinflusst, noch, dass er sich durch seine Umwelt etwa nicht beeinflussen lassen würde. Das gibt es nicht.
Im Wort Be-einflussen steckt das Wort Einfluss. Und alles was wir wahr nehmen übt auf unsere Psyche irgend einen Einfluss aus. Der kann positiv sein oder negativ sein, er kann gering sein oder stark. Es fließt also beständig etwas in uns ein - Wenn das nicht so wäre, könnten wir auch nichts wahr nehmen.
Durch jede Art der Wahrnehmung verändern wir uns aber auch. Denn wir verarbeiten schließlich auch alles das, was wir wahr nehmen. Das Verarbeiten von Sinnesreizen oder Sinneswahrnehmungen ist in etwa Vergleichbar mit der Verdauung. Wenn wir Speisen zu uns nehmen, kann der Körper diese nicht so wie wir sie uns in den Mund schieben, verwerten. Er muss sie also erst einmal verarbeiten. In dieser Verarbeitung, auch Verdauung genannt, wird die aufgenommene Speise erst einmal Körpergerecht zerlegt. Anschließend holt sich der Körper aus ihr das, was er braucht und der Rest wird ausgeschieden.
Mit der Verarbeitung von Sinnesreizen, unseren Wahrnehmungen ist es im Prinzip auch nicht anders. Das was laufend an Reizen auf uns einströmt würden wir nicht ertragen können, daher fängt unser Gehirn erst mal an, zwischen für uns wichtigen und unwichtigen Dingen an zu sortieren. Ein wichtiger Faktor ist auch unsere eigene Aufmerksamkeit dabei. Denn das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit legen, beeinflusst uns auch am meisten. Allerdings kann es auch sein, dass unsere Aufmerksamkeit bewusst auf etwas hin gelenkt wird, etwas was wir eigentlich sonst nicht beachtet hätten - Dann spricht man von Manipulation.
Die eigene Psyche ist sozusagen die Instanz, welche festlegt, was für den einzelnen jeweils Bedeutsam und Wichtig ist und was in den Hintergrund gelangt. Ich kann an einer stark befahrenen Autostraße stehen und wenn ich plötzlich einen großen roten Ballon am Himmel sehe, der meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht, nehme ich den Straßenlärm um mich herum gar nicht mehr wahr.
So ungefähr funktioniert das auch mit der Be-einflussung. Wenn in einem Supermarkt (ich weiß, das ist ein beliebtes Beispiel) ein Angebot von Waren unsere Sinne geradezu erschlägt, sodass wir orientierungslos werden und entweder gar nicht mehr wissen was wir suchen oder wir wissen es zwar, finden es aber nicht, genau dann würden wir durch ein großes rotes Schild (das ist wie der große rote Balon) einer bestimmten angepriesenen Ware dermaßen von unserer Aufmerksamkeit genau da hin gelenkt werden, dass wir den Rest des Warenangebotes (das ist der uns umgebende Straßenlärm) kaum noch wahr nehmen, das tritt dann in den Hintergund.
Das wissen die Marketingexperten aber schon lange und daher wird versucht mit immer neuen und immer stärkeren Reizen die Aufmerksamkeit auf etwas zu ziehen. Denn wenn Geschäftsführer A mit großen roten Schildern wirbt, macht Geschäftsführer B es mit großen gelben Schildern und Geschäftsführer C mit großen orangenen Schildern natürlich auch. Und in diesem Überfluss an Reizen muss dann ein noch höherer Reiz alle anderen sozusagen wieder übertreffen, der dann letztlich unseren Aufmerksamkeitsfokus einfängt.
Be-einflussungen geschehen aber auch ganz unspektakulär, in jedem Augenblick. Auch dieser Text den ich gerade schreibe be-einflusst denjenigen, der ihn ließt. Allerdings ist das bei jedem anders. Denn ich weiß nicht, welche Assoziationsketten sich beim Leser bilden werden. Aber dass so etwas laufend geschieht, kann einjeder bei sich selbst beobachten. Auch wenn man nur irgendwo hin schaut, und seine Umgebung wahr nimmt, be-einflusst einen dies. Man achte mal auf die Gedanken, die einem dann kommen, wenn man zB. nur aus dem Fenster guckt und frage sich dabei dann mal: Welche Objekte haben mich zu eben diesen Gedanken geführt? Warum dachte ich zB. als ich die Rosen im Garten sah, ausgerechnet dabei dann an die Beerdigung meiner Oma? Wir bilden durch alles was wir aufnehmen und wahr nehmen laufend irgendwelche Assoziationsketten. Es ist quasi jede Aufnahme eines neuen Sinnesreizes so wie ein permanent ablaufendes Suchprogramm auf einer Festplatte auf dem PC, welches alle Daten abtastet, ob es irgend etwas vergleichbares schon gibt - Und dabei tauchen dann alle möglichen anderen Gedanken auf, mit denen wir Assoziationsketten bilden.
Durch gezielte Reize können einem so zB. auch ganz entfernte Dinge, schon längst wieder vergessenes oder sogar verdrängtes in einem wieder auftauchen. Das kann gut sein, oder auch ungut. Aber es geschieht und es wird auch gerne genutzt. Man sollte es sich zumindest bewusst machen, dass es so ist. Denn ändern können wir daran wenig.
Je weniger Sinnesreize wir aufnehmen, um so geringer ist allerdings auch der Einfluss. Wenn wir uns in einer ruhigen Atmosphäre befinden und uns irgendwo hin setzen oder legen und die Augen dabei schließen, sodass wir von den Umwelteinflüssen so wenig wie möglich wahr nehmen, also wenn man so will, in einen meditaiven Zustand begeben, dann gibt es nur noch einen, der uns beeinflussen kann - Unser eigenes Ich. Es ist interessant zu beobachten, welche Gedanken uns in so einem Zustand kommen und warum.
Wir korrigieren im übrigen auch laufend unser eigenes Weltbild. Durch jeden Reiz den wir bewusst oder unbewusst aufnehmen, wird unsere eigene Sicht der Dinge ja eben durch diesen Reiz schon wieder um ein kleines Stück erweitert. Und diese Erweiterung ist somit auch schon eine Veränderung im Vergleich des vorherigen. Unser Bewusstsein ist immer bemüht, jeden Reiz in sein eigenes Weltbild einzuarbeiten, damit es nicht als störend empfunden wird und nicht als Fremdkörper betrachtet wird, mit dem wir nichts anfangen können. Dabei wird auch laufend unser bisheriges Weltbild verändert, sodass jede neu aufgenommene Wahrnehumg auch ins Bild passt. Wir passen also alles gemäß unserer eigenen inneren Welt entsprechend an.