@EagleEye Deine Überlegung ist prinzipiell richtig. Je schneller die Anströmung des Ruders, desto höher die Wirkung. Daraus folgt richtig, dass ein schnelleres Boot eine bessere Ruderwirkung hat als ein langsameres. (Außenbordmotoren, bzw. jedes Konzept wo der gesamte Antrieb geschwenkt wird, (gibt da ja heute ein paar mehr von) lassen wir mal außen vor, da sie immer unabhängig von der Geschwindigkeit sind.)
Zurück zum angeströmten Ruder:
je schneller die Anströmung, desto besser die Wirkung. Soweit so klar. Läuft jetzt aber der Motor, bzw. die Schraube im Vorwärtsgang, dann drückt sie Wasser nach hinten und strömt damit das Ruder an. Dieses Schraubenwasser ist deutlich schneller als das Boot (darauf beruht ja der Antrieb). Das erklärt, warum das Boot im "Vorwärtsgang" noch besser steuert als in der Gleitfahrt (damit ist jetzt ohne aktiven Antrieb gemeint, nicht das gleiten im Vergleich zum verdrängen). Die Anströmgeschwindigkeit ist jetzt noch höher.
Wird der "Rückwärtsgang" eingelegt, hat das Blatt maximal noch die Anströmung mit seiner eigenen Fahrtgeschwindigkeit (und die beträgt nur noch einen Bruchteil im Vergleich zur Anströmung durch die Schraube). Das heißt, schon durch das bloße Gas weg nehmen (na gut, hier war es Dampf) verschlechtert sich die Ruderwirkung. Macht die Schraube rückwärtsfahrt, holt sich das Wasser also von hinten aus der Richtung des Ruders kann es in der Tat passieren, dass sich die Ruderwirkung umdreht, da das Ruder plötzlich entgegen der Fahrrichtung angeströmt wird. Dieser Effekt ist sicher bei langsamen Booten stärker, aber je nach Stärke der Schraube und Abstand zum Ruderblatt könnte das auch schon vorher zum Tragen kommen.
Wer mal ein Motorboot beim "rangieren" (also An- oder Ablegen) gesehen hat und sich schon immer gefragt hat, warum die den Motor immer mal wieder aufheulen lassen, kann es sich jetzt denken - um die Anströmgeschwindigkeit des Ruders und dessen Ruderwirkung zu erhöhen. Da aber nicht die Fahrt an sich erhöht werden soll, lernt man eben mit kurzen Gasschüben zu arbeiten.
Bei langsamer Rückwärtsfahrt ist das Ruder im Normalfall so wirkungslos, dass das Boot letztlich mit kurzen Vorwärtsschüben (Ruderanströmung) in die richtige Richtung gebracht wird und dann wieder mit langsamer Fahrt rückwärts gegangen wird.
Möglicherweise wäre also das Ausweichmanöver mit Vorwärtsfahrt tatsächlich noch geglückt. Aber das ist alles nur noch rein hypothetisch.