Michael Jackson noch am Leben?
28.10.2009 um 21:16
Filmpremiere
"This Is It" stürzt Michael-Jackson-Fans in Wechselbad der Gefühle
(3) Von Soo Youn 28. Oktober 2009, 17:38 Uhr
Die Premiere des Films "This Is It" über die Proben zu den geplanten Comeback-Konzerten von Michael Jackson hat weltweit tausende Menschen bewegt. Zahlreiche Prominente und Fans feierten in Kinosälen auf der ganzen Welt. Viele weinten, nachdem sie das dokumentarische Vermächtnis des "King of Pop" gesehen hatten.
Filmausschnitte von "This is It"
In langem Silbermantel haucht er den Refrain von „Human Nature“ ins Mikro, zu „The Way You Make Me Feel“ wirbelt er mit blauer Jacke über die Bühne. Immer wieder bricht er ab, beginnt erneut, will die Songs perfekt einstudieren. Der Film „This Is It“, der in der Nacht zu Mittwoch weltweit Premiere feierte, zeigt einen fitten, hart arbeitenden Michael Jackson bei den Proben für seine Comeback-Show. Tänzer und Background-Sänger geben ihr Bestes, um die Shows einzigartig und unvergesslich zu machen. Doch kurz vor dem geplanten Beginn der Konzertreihe starb die Pop-Ikone – die Fans können nun bei „This Is It“ ihr Idol noch einmal feiern und Abschied nehmen.
Euphorie, Liebe und grenzenlose Trauer – kaum ein Gefühl, das die Fans nach dem Film, der simultan in 18 Kinos auf fünf Kontinenten Premiere feierte, nicht verspüren. Manch einer kann es kaum in Worte fassen, schwankt zwischen Freude, dass es Jackson gab und Schmerz, dass er nicht mehr ist. „Er ist perfekt. Wie er tanzt, wie er singt, einfach Wahnsinn“, sagt ein Mann nach der Premiere in Paris mit einem Lächeln. „Wirklich, mir fehlen die Worte. Ich gehe jetzt tanzen und werde es ganz genauso machen.“ Ein anderer Fan mit weißem Hut weigert sich, in der Vergangenheitsform von seienm Idol zu sprechen. „Er hat es in seiner Seele. Und ich sage ’er hat’, denn so ein Künstler stirbt nie.“
Die zentrale Premierenfeier fand in Los Angeles im Nokia Theater im Beisein von Jacksons vier Brüdern statt. Vor den Augen hunderter Fans zogen Prominente wie die Will Smith, Jennifer Love Hewitt, Jennifer Lopez, Paula Abdul und Paris Hilton in den Kinosaal. Tänzer Shannon Holtzapffel, der bei den Proben zur „This Is It“-Show gemeinsam mit Jackson getanzt hatte, sah den Film mit gemischten Gefühlen. Er bezweifelt, dass es dem erklärten Perfektionisten Jackson gefallen hätte, dass seine Fans Rohmaterial der Shows statt der Endversion sehen. „Aber er wird trotzdem zu uns hinabschauen und lächeln.“
Auch Jacksons ehemaliger Manager Frank DiLeo kann die Aura des im Alter von 50 Jahren verstorbenen Sängers geradezu spüren. „Er ist glücklich. Man spürt, wie er hier durch die Luft wirbelt.“ DiLeo gestand, er habe den Film bisher dreimal gesehen und jedesmal geweint. „Aber heute Nacht weinen wir nicht, heute feiern wir Michael.“
Auch im Berliner Sony Center griffen die Fans beim Wiedersehen mit ihrem Star zum Taschentuch. „Wir sehen ihn in seiner gesamten Kraft. Er tanzt wie ein junger Gott. Er singt wie ein junger Gott“, sagt Schauspielerin Lisa Martinek. „Ich bin gerührt.“ Freilich überwiegt bei einigen das Bedauern, die bereits erstandenen Konzertkarten nun nicht mehr einlösen zu können. „Ich hätte die Show lieber live in London gesehen, mit einem lebendigen Michael“, gibt der stellvertretende „Bravo“-Chefredakteur Alex Gernandt zu.
„This Is It“ wurde zeitgleich in Kinos in Nordamerika, Südamerika, Europa, Afrika und Asien übertragen. Zahllose Fans gingen in London, Peking oder Paris in Kostümen ihres Idols ins Kino, vielen Premieren folgten spontane Tanzeinlagen auf der Straße. Ob nun Trauer oder Glück überwogen – einig waren sich die Fans rund um den Globus, dass die Konzerte unvergesslich geworden wären. „Das wäre ein Wahnsinnsspektakel geworden“, glaubt ein Fan in Paris. Ein anderer sagt wehmütig: „Er hatte noch so viel zu geben.“
(Quelle: www.welt.de, 28.10.09)