@paco_ Einen Artikel speziell zu Fliegerbomben hab ich jetzt nicht. Aber allgemein:
Österreich und sein Militär haben eine ganz andere Beziehung zueinander als in anderen Staaten. In der öffentlichen Meinung gelten folgende Grundsätze:
1) Ausgaben fürs Bundesheer sind sowieso und in jedem Fall völlig sinnlos, eigentlich kann man den ganzen verein abschaffen. Aber wehe die Kaserne in meinem Ort wird zugesperrt, dann verliert unser Wirtshaus/Tankstelle/Table-Dance-Lokal ja den ganzen Umsatz!
2) Die Neutralität hat uns dan kalten Krieg lang beschützt und wenn der dritte Weltkrieg ausgebrochen wäre, hätten wir ihn ohne ein gekrümmtes Haar überstanden.
3) Verteidigung der Neutralität? Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Hat ja keiner was gegen uns!
4) Jetzt wo wir von EU-Ländern umgeben sind, brauch ma des Zeug erst recht ned.
5) Beteiligung an der europäischen Sicherheit? A geh, die anderen erledigen das schon für uns.
Aber gut, ich glaub ich schweife ab...
Besonders prägnant ist das beim Thema Abfangjäger. Als in den 80ern unsere alten Flugzeuge vollends schrottreif warn und wir Ersatz brauchten, sollten eben neue gekauft werden. Da allerdings keine Partei vor den Bürgern eine so teure Ausgabe fürs Militär verteidigen wollte, gabs eine Übergangslösung - 24 gebrauchte (und damals schon eher alte) Saab Draken im Jahr 1987.
Jede weitere Regierung wollte das Thema ebenfalls nicht anschneiden, deshalb wurde die Übergangslösung zum notdürftigen Normalprogramm.
Dann wurde mal eine große Ausschreibung eingeleitet, wer denn nun wirklich den Zuschlag für erst 30, dann 24, dann 18 und schließlich 15 Jets erhalten sollte, Kandidaten waren die F-16, der Saab Gripen und der Eurofighter. Schnell wurde klar, dass sich die Parteien kaum um Fakten scherten sondern viel mehr um Symbolwirkungen (böse amerikanische Jets? Maschinen aus den vereinten Europa? Oder doch lieber die traditionell-neutralen Schweden?)
Inzwischen waren die Draken so uralt, und die Ersatzteillieferungen wurden eingestellt, so das - kein witz - Eine Übergangslösung für die Übergangslösung hermusste. Also wurden ein paar F-5 von der Schweiz geleast.
Schließlich kam die Entscheidung für den Eurofighter, und da ging das politische Gezerre erst richtig los. Bestechungsvorwürfe, Ich-bin-plötzlich-Luftfahrtexperte-Kommentatoren, "zu was brauch ma des"-Diskussionen und Schlagwörter wie "Neutralitätsflieger" und "Kampfbomber" waren - ohne Übertreibung - ein Hauptthema in zwei Wahlkämpfen und einen dritten durchaus mitbestimmt hat.
Was das mit den Fliegerbomben zu tun hat? Nun, bei der ganzen Sache wurde jedes Detail der Abfangjäger zu einem brisanten Politikum. Europäische Lenkraketen oder amerikanische? Brauchen wir diese Zusatztanks wirklich? Was tun wir wegen der Feinstaubbelastung? Dieser Jet hat ja mehr Raketenaufhängungen als der andere, sollten wir aus Neutralitätsgründen nicht lieber den mit weniger Kriegspotential nehmen?
Kurz gesagt: In diesem politischen Klima wäre allein die Vorstellung, einer unserer Luftpolizisten hätte auch nur die Möglichkeit, eine Bombe zu werfen, vollkommen abzulehnen, und da eine solche Anschaffung riesige Wellen schlagen würde, ist sie absurd.
So das war jetzt etwas länger als erwartet und irgendwie offtopic...