behind_eyes schrieb:Ein Schuss ist laut, ja. Hör ich ihn trotzdem im Getöse von hunderten Menschen? Aus jedem Winkel? Nein.
Nachdem ich Ohrenzeuge von Schüssen wurde: Ja, man hört sie deutlich und es hört sich auch anders an als Fehlzündungen, Böller oder ähnliches. Ich konnte mich auch exakt erinnern, dass es vier Schüsse waren... obwohl ich in der Küche, im hinteren Teil der Wohnung saß, im Zimmer nach vorne raus die Fenster offen waren und die Schüsse einen Block entfernt fielen. Allerdings hatte ich keine Musik o.ä. an, aber in Dallas gab es ja auch keine Nebengeräusche außer der applaudierenden Zuschauer.
behind_eyes schrieb:Diese Menschen haben sich an diesem Tage stundenlang über das Erlebte unterhalten - in der Regel sinkt dann die Qualität der Erinnerung ins Bodenlose.
Das ist wohl wahr. Mir scheint, umso mehr, je mehr man am Geschehen beteiligt war, denn der Kopf versucht, damit zurecht zu kommen. Das funktioniert oft besser über Vergessen und Verdrängung, als über präzise Erinnerung. In meinem konkreten Fall habe ich einmal eine sehr scheußliche Situation in den nächsten Tagen aufgeschrieben und 20 Jahre später (!) hat mein Damaliger mir die Tagebücher, die er in einem Karton im Keller gefunden hatte, gebracht. Ich musste feststellen, dass meine Erinnerung die schlimmsten Erlebnisse des einen Abends getilgt hatte.
In den Tagen danach hätte ich noch Anzeige machen können, aber später nicht mehr, weil mir die entscheidenden Szenen fehlten.
Die vier Schüsse bleiben mir wohl im Gedächtnis, weil ich sie nur von weitem gehört habe, sie so klar waren und ich nur die Zahl vier behalten muss. Ich war nicht direkt betroffen. In einer angespannten, dann chaotischen Situation, mit allen emotionalen Erschütterungen, die das Attentat bei den Zeugen auslöste, halte ich es für möglich, dass man sich nicht exakt erinnern kann, wie viele Schüsse es waren. (Gab es eigentlich zwischen den hohen Gebäuden Echos?)
Lambach schrieb:Alle anderen Beobachtungen wie doppelte Gesichter, seltsame Lichtphänomene, Folien, viel zu lange Arme, extrem schnelle Kopfbewegungen muss man allesamt dem Reich der Phantasie zuordnen oder sie mit dem Zauberwort "Perspektive" oder "Pixelbrei!" killen.
Das sind nur leider keine Zauberworte, wie leidgeplagte Analog-Filmer Dir bestätigen könnten, und die, die Analog-Filme digitalisieren.