Monsanto - mit Gift und Genen
09.02.2014 um 23:13@CarlSagan
Da gab es also die Bt-Maissorte MON863 von Monsanto und die sollte nach einer umfassenden Untersuchung, die die Unbedenklichkeit bescheinigen sollte, auf dem Markt erscheinen. Die EFSA stufte also auf der Basis einer Studie des RKI die Maissorte erst als "unproblematisch" ein, führte dann aber später selbst eine Studie mit Ratten durch, bei denen signifikante Abweichungen im Wachstum und anderen biologischen Parametern zwischen denen mit konventionellem Mais und denen mit MON683 gefütterten Ratten auffielen. Diese Abweichungen stufte die EFSA als "biologisch nicht relevant" ein.
Greenpeace forderte etwas später die Herausgabe des vollständigen Datenblatts von Monsanto, wo sich der Konzern aber weigerte, aber einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster weichen musste. Indes machte Greenpeace auf die Bundesregierung Druck, die Zulassung von MON863 zu torpedieren.
Natürlich gab auch Monsanto seinen Senf dazu:
Abschließend bewertete die EFSA die Studie als nicht an wissenschaftliche Standards gemessen und somit beleglos.
Wikipedia: Transgener Mais#Seralini u. a. .282007.29 (ff.)
Dem Ganzen liefere ich mal einen Denkanstoß. Ich will niemanden beeinflussen oder von einer Seite überzeugen, sondern nur mal zum Hinterfragen anregen:
CarlSagan schrieb:Ich meinte damit, dass es meiner Meinung nach sinnbefreit und fehlerhaft ist, Monsanto dafür herzunehmen, die moderne Gentechnik als Technologie zu diskreditieren.Joa klar, geh ich vollkommen mit d'accord.
Man sollte zwischen den beiden immer Unterscheiden, sonst wird man schnell unfair und schießt über's Ziel hinaus.
CarlSagan schrieb:Man darf nicht gleich eine ganze Technologie aus dem Fenster werfen, weil einem eine Firma und deren Praktiken nicht passt.Liegt auch an der medialen Berichterstattung, in der Kritik an grüner Gentechnik und der Name Monsanto oft in einem Zug genannt werden.
Aber es geht mir auch darum, berechtigte und wichtige Kritik an einem Unternehmen, von bloßer Hexenjagd gegen eine Technologie abzugrenzen.Richtig. Aber in diesem Thread soll es doch nicht a priori um die Nachteile von Gentechnik gehen, sondern um Monsanto, oder nicht :ask: Dabei sollte es selbstredend sein, dass Kritik an Monsanto ≠ Kritik an Monsanto darstellt und umgekehrt.
CarlSagan schrieb:Heute kommt ja auch niemand mehr daher und sagt, wir müssen die moderne Chirurgie abschaffen, weil im Zuge ihrer Entwicklung von einzelnen Personen höchst fragwürdige Experimente gemacht wurden und in einigen Gegenden bestimmt auch noch gemacht werden.Natürlich nicht.
CarlSagan schrieb:Man könnte z.B. die Seralini-Studie anführen.Seeehhr interessant. (@all)
Da gab es also die Bt-Maissorte MON863 von Monsanto und die sollte nach einer umfassenden Untersuchung, die die Unbedenklichkeit bescheinigen sollte, auf dem Markt erscheinen. Die EFSA stufte also auf der Basis einer Studie des RKI die Maissorte erst als "unproblematisch" ein, führte dann aber später selbst eine Studie mit Ratten durch, bei denen signifikante Abweichungen im Wachstum und anderen biologischen Parametern zwischen denen mit konventionellem Mais und denen mit MON683 gefütterten Ratten auffielen. Diese Abweichungen stufte die EFSA als "biologisch nicht relevant" ein.
Greenpeace forderte etwas später die Herausgabe des vollständigen Datenblatts von Monsanto, wo sich der Konzern aber weigerte, aber einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster weichen musste. Indes machte Greenpeace auf die Bundesregierung Druck, die Zulassung von MON863 zu torpedieren.
Seralini sagte dort, angesichts der auffälligen Ergebnisse sei es notwendig, die Versuche zu wiederholen. Im Oktober 2004 bekräftigte das EFSA-Expertengremium, dass die Fütterungsstudien keine Hinweise auf gesundheitliche Bedenklichkeit lieferten. Die EU-Zulassung erfolgte als Futtermittel im August 2005, als Lebensmittel im Januar 2006.Seralinis Ergebnisse riefen die EFSA erneut auf den Plan, die diese überprüfte und als Resultat konstatierte, dass für Seralinis Fazit in dem Datenblatt keinerlei Beleg existiere, denn
Im März 2007 veröffentlichte Seralinis Gruppe die von Greenpeace Deutschland finanziell unterstützte Studie „New Analysis of a Rat Feeding Study with a Genetically Modified Maize Reveals Signs of Hepatorenal Toxicity“ auf Basis einer Neubewertung von Monsantos Fütterungsdaten.[95][93] Seralini u. a. kamen darin zu dem Schluss, dass Ratten, die mit MON863-Maiskörner gefüttert wurden, geringfügige, aber dosierungsabhängige Abweichungen im Wachstum bei beiden Geschlechtern zeigten. Außerdem könnten einige der statistisch signifikanten Abweichungen etwa bei den Blut- und Urinmessungen als Hinweise auf Leber- oder Nierentoxizität gedeutet werden.[93][92][93][94
Im Unterschied zu Seralini habe EFSA die biologische Relevanz aller statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den mit gv-Mais gefütterten Tieren und der isogenen Kontroll-Gruppe eingeschätzt. Insgesamt gebe die Studie von Seralini u. a. keine neuen Hinweise auf toxikologische Effekte.[93]Um Seralini quasi den Todesstoß zu versetzen, rief Monsanto ein 6-köpfiges Wissenschaftler-Team ("Expertenteam") aus den USA, DL, Kanada und Großbritannien zusammen, um dessen Analyse nachhaltig mit eigener Interpretationsgrundlage zu entkräften. Unterstützung kam danach noch von der Kommission für Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel des BfR, die ebenfalls auf die fehlende toxikologische Relevanz verwies. Interessant ist auch, was die Australisch-Neuseeländische Zulassungsbehöre FSANZ dazu sagte, nachdem auch die Vendomois-Untersuchung gelaufen war:
Laut FSANZ bieten Vendomois u. a. keine plausible wissenschaftliche Erklärung für ihre Hypothese. Sie verzerrten die toxikologische Signifikanz ihrer Ergebnisse, indem sie außer statistischen keine biologischen Aspekte berücksichtigen würden, was keiner robusten toxikologischen Analyse entspreche. FSANZ geht davon aus, dass die berichteten Unterschiede vor allem zufällig aufgetreten seien und äußerte sich bezüglich der Sicherheit der zugelassenen Sorte MON863 zuversichtlich.[104]Wieder ein paar Jährchen später startete Seralinis Team eine neue Studie mit interessanten Ergebnissen:
Am 19. September 2012 veröffentlichte Seralinis Team im Journal Food and Chemical Toxicology eine peer-reviewte, über zwei Jahre durchgeführte Langzeitstudie, in der 200 Ratten mit einer Kombination aus der herbizidtoleranten transgenen Maissorte NK603 und Roundup gefüttert wurden. Die Ratten wurden in insgesamt neun Gruppen zu je 20 Ratten eingeteilt, wobei drei Gruppen mit GVO in verschiedenen Konzentrationen, drei Gruppen mit GVO und Roundup und drei Gruppen mit konventionellem Mais, der mit Roundup besprüht wurde, gefüttert wurden. Als Kontrollgruppe dienten Ratten, denen konventioneller Mais ohne Herbizidbelastung verabreicht wurde[106]. Der Studie zufolge traten die auffälligsten Unterschiede zur Vergleichsgruppe nach etwa einem Jahr auf[106]. Gemäß der Studie starben 50 bis 70 % der behandelten Ratten vor Ablauf des zweijährigen Beobachtungszeitraums, in der Kontrollgruppe 30 %.[107] Bei den männlichen Ratten traten Leberstauung und Lebernekrose 2,5 mal bis 5,5 mal häufiger auf, schwere Nierenschäden waren 1,3 bis 2,3 mal häufiger festzustellen. Brusttumore entwickelten sich bei allen behandelten Gruppen vermehrt, dies aber nicht immer in statistisch signifikanter Ausprägung.[106] Die Autoren führen diese Unterschiede auf Endokrine Disruptoren in Roundup sowie der Überexpression im Mais zurück.[107] Bisher wurden gentechnisch veränderte Pflanzen gewöhnlich nur über drei Monate hinweg hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Gesundheit getestet.Jetzt wird's makaber: Die EU-Kommission gab danach eine Überprüfung der Analyse in Auftrag, und zwar ausgerechnet wieder von der EFSA. Als faden Beigeschmack an Seralinis Studie kann die durch anti Gentechnik eingestellte Konzerne stattgefundene Finanzierung und die Vorenthaltung einiger Datenblätter vor anderen unabhängigen Wissenschaftlern zwecks Kontrolle angesehen werden. In der Folge wurden Seralinis Ergebnisse auch harsch kritisiert aus aller Welt.
Natürlich gab auch Monsanto seinen Senf dazu:
Monsantos Toxikologen und Experten für öffentliche Gesundheit hätten mehrere grundlegende Probleme hinsichtlich der Anlage der Studie festgestellt. Abgesehen davon existiere kein plausibler Mechanismus, der die berichteten Ergebnisse erklären könnte, und die Ergebnisse wichen von vorhandenen extensiven Erfahrungen und wissenschaftlichen Studien ab.[138]An dieser Sachlage wird sehr schön deutlich, inwieweit hier Auftragswissenschaft und Interessenkonflikte kollidieren:
In einem Kommentar der Wirtschaftswoche (22. September) stellt Susanne Kutter dar, dass im Bereich Grüne Gentechnik eine sachliche Grundhaltung seitens der Wissenschaft selten ist. So sei es mittlerweile Usus, dass bei Erscheinen einer Studie zum Thema den Autoren von der Gegenseite Käuflichkeit entweder von der Agro-Industrie oder Greenpeace vorgeworfen werde. Die Reaktionen auf Séralinis Studie bildeten hier keine Ausnahme. Der US-Konzern Monsanto habe ein vier Seiten umfassenden Schreiben, das kritische Stimmen zu Seralinis Studie listenförmig aufzählt, als Reaktion auf die Studie herausgegeben, "damit vor allem Journalisten die kritischen Stimmen nicht übersehen sollten". Séralini habe sich andrerseits geweigert, der EFSA seine Originaldaten zur Verfügung zu stellen, da er bei dieser Behörde, die die Maissorte NK 603 zugelassen hat, einen Interessenskonflkt sehe. Die Studie Séralinis sei so innerhalb kürzester Zeit zum "Gegenstand einer Schlammschlacht geworden". Daher sei das Ergebnis und die Bedeutung von Seralinis Studie schwer zu evaluieren.[140](Pauschal könnte man sich jetzt fragen, ob so betrachtet überhaupt eine Studie noch die Wirklichkeit abbilden kann.)
Abschließend bewertete die EFSA die Studie als nicht an wissenschaftliche Standards gemessen und somit beleglos.
Wikipedia: Transgener Mais#Seralini u. a. .282007.29 (ff.)
Dem Ganzen liefere ich mal einen Denkanstoß. Ich will niemanden beeinflussen oder von einer Seite überzeugen, sondern nur mal zum Hinterfragen anregen:
Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung arbeiten führende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der EFSA eng mit der Industrie zusammen. Sie seien für große Lebensmittelunternehmen wie Nestlé, Kraft Foods oder Unilever tätig, die sie andererseits kontrollieren sollten. Dadurch sei die Unabhängigkeit der Behörde stark gefährdet.[4]Wikipedia: Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit#Kritik
Nach Meinung der Umweltorganisation Friends of the Earth berücksichtigt die EFSA bei den Zulassungsanträgen nicht genügend mögliche Risiken. Die Organisation wirft der Behörde auch mangelnde Unabhängigkeit vor.[5]
Zuletzt kam Kritik von testbiotech.[13] Danach plant die EU-Kommission Mella Frewen als Mitglied des Verwaltungsrates der EFSA einzusetzen. Mella Frewen war unter anderem fünf Jahre lang für Monsanto Cheflobbyistin für Europa.