Es gibt also wie immer auch eine wissenschaftliche Erklärung für alles, so zumindest lautSpiegel.de
liebe Grüße,
Albaheth
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,445727,00.html"Am 19. Juli2005 zeigten die Radarbilder des Deutschen Wetterdienstes (DWD) Erstaunliches: VorHollands Nordseeküste tauchte kurz nach 12 Uhr mittags ein kleines, kompaktes Gebilde auf- offenbar ein Regengebiet. Doch das vermeintliche Unwetter wuchs mit bedrohlicherGeschwindigkeit: Innerhalb von zwei Stunden zeigte das Radar ein 300 Kilometer langesWolkenband von den ostfriesischen Inseln bis ins nördliche Ruhrgebiet. Nur: Weder vomBoden noch von Satelliten aus waren dichte Wolken zu sehen. Das Regengebiet existiertenicht.
"Geisterwolken": Mysteriöse Radarbilder
* Uni Karlsruhe
* DWD
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Als der Wetterkundler Jörg Asmus das Phänomen in den Mitteilungen derDeutschen Meteorologischen Gesellschaft unter der Überschrift "Unbekannte Flugobjekte imRadar- Bild?" beschrieb, war in Zeitungen prompt von "Geisterwolken" die Rede. Einprivater Wetterdienst, der sich offenbar auf den Arm genommen fühlte, erstattete Anzeigegegen Unbekannt. Der prominente TV-Wetterfrosch Jörg Kachelmann lästerte in seiner T-Online- Kolumne über "unwissenschaftliche Meteorologie" und argumentierte - strengwissenschaftlich natürlich -, der Artikel von DWD-Mann Asmus besitze die"Wissenschaftlichkeit eines abgetauten Kühlschranks".
Ursache: MilitärischeÜbung
Experten des Karlsruher Instituts für Meteorologie und Klimaforschunghaben das mysteriöse Phänomen daraufhin genauer untersucht - um die Diskussion "zuversachlichen", wie es heißt. Das Fazit der Forscher um Ulrich Blahak und Klaus Beheng:Die "Geisterwolken" waren, wie von Asmus ursprünglich vermutet, mit großerWahrscheinlichkeit die Folge einer militärischen Übung. Flugzeuge hättenRadar-Täuschmittel, sogenannte Düppel - feine Fäden mit metallischer Hülle - in großerMenge abgeworfen, die sich dann mit dem Wind schnell über ein großes Gebiet verteilthätten.
"Alle verfügbaren Informationen" - Wetterkarten, Radiosonden-Daten,Satellitenbilder und die Radaraufnahmen des DWD - habe man für die Untersuchungdetailliert ausgewertet, schreiben Blahak und Beheng. Natürliche Vorgänge - etwaWolkenbildung in mehreren Kilometern Höhe oder Turbulenzen bei einer Böenfront - könntenals Ursachen der mysteriösen Radarechos ausgeschlossen werden. Auch Kachelmanns These vomRegen, der den Erdboden nicht erreicht habe, ist laut Blahak nunmehr "eindrucksvollwiderlegt".
270 Kilogramm Düppel reichen aus
Als einzige schlüssigeErklärung bleibt nach Meinung der Forscher der Einsatz von Düppeln, auf Englisch auchChaff genannt. Die Täuschkörper - benannt nach dem Ort der ersten Versuche auf dem GutDüppel bei Berlin - waren früher Stanniolstreifen. Heute werden metallumhüllteKunstfasern von der Dicke eines menschlichen Haars benutzt. "Sie fallen mit einerGeschwindigkeit von nur 20 bis 30 Zentimetern pro Sekunde zu Boden", sagte Blahak imGespräch mit SPIEGEL ONLINE. Die Radardaten zeigten, dass die Fäden im Juli 2005 in einerHöhe von sechs bis acht Kilometern abgeworfen worden seien. Deshalb sei stundenlangesSchweben über große Distanzen kein Problem.
Die Düppel-Theorie kursierte bereitsim vergangenen Jahr. Von Medien befragte Experten äußerten allerdings Zweifel: Für einPhänomen der damaligen Größe müsse man tonnenweise Düppel abwerfen. Der WDR zitierteeinen anonymen Fachmann gar mit der Aussage, es seien hunderte Flugzeuge notwendig, umeinen solchen Effekt zu erreichen.
"Diese Schätzungen basierten wahrscheinlichauf den allgemein zugänglichen Daten", sagte Blahak. Die Bilder, die seinerzeit durch dieMedien gingen, seien aber aus den Radardaten unterschiedlicher Stationen in ganz Europazusammengesetzt gewesen. Für jeden Bildpunkt, der in der Realität einer Fläche von viermal vier Kilometern entspreche, habe man den höchsten Radarmesswert angenommen. "Dadurchsah die Wolke viel breiter und massiver aus, als sie war", meint Blahak.
SchmaleStreifen statt dicker Wolke
Das Karlsruher Team habe sich alle Daten dereinzelnen Radarstationen noch einmal angesehen. Am Ende sei die dicke Wolke in mehrereschmale Streifen zerfallen, für die insgesamt nur 2,7 bis 270 Kilogramm Düppel notwendigseien - je nachdem, wie gut die Länge der Fäden zur Wellenlänge der DWD-Radargerätepasse. Selbst 270 Kilo könnten "problemlos von einem einzigen Flugzeug in höchstens etwa30 Minuten abgegeben werden", heißt es in der Karlsruher Studie. Zudem reflektiertenDüppel die Radarstrahlung um ein Vielfaches besser als Regentropfen, weshalb schongeringe Mengen für ein starkes Echo ausreichten.
Wer die Düppel abgeworfen hat,ist indes weiterhin unklar. Die Bundeswehr jedenfalls will es nicht gewesen sein. Diedeutsche Luftwaffe "kommt nicht in Betracht", versicherte ein Sprecher auf Anfrage.
Die Aufregung um die "Geisterwolke" kann Blahak ohnehin kaum nachvollziehen - denndas Phänomen der Düppelwolken sei keineswegs neu. "Bei militärischen Übungen kommt dasdurchaus vor", sagte der Forscher. Auch in der Meteorologie setze man Düppel ein, etwa umLuftbewegungen in Wolken zu vermessen. Zum Beweis zeigen die Wissenschaftler in ihremFachaufsatz Radarbilder früherer "Geisterwolken" vom Juni 2003 und Dezember 2001. DieDüppelwolke vom 19. Juli 2005 war laut Blahak nicht einmal außergewöhnlich groß. "Sie warim oberen Bereich des Üblichen."