Freimaurer
02.08.2008 um 14:13
Lieber snoogans,
zuerst möchte ich mich bei dir für deine ausführliche Antwort bedanken und dir meine
Gedanken zu deinen Ausführungen mitteilen.
"Ich verstehe deine Definition vom Willen, er ist in der Tat frei, jedoch auch frei
"ansteuerbar". Es spricht nichts dagegen, dass du dies als Erscheinung deines Seins
wertest. Jedoch gebe ich an dieser Stelle zu bedenken, dass sich viele Personen
diesem "Willen" oder eigenem "Willen" nicht bewusst sind. Sie geben einfach viel zu
schnell auf, da Sie sich Ihrer "Kraft" die der Wille hat nicht bewusst sind.
Dies bedeutet aber im Umkehrschluss, dass Sie sich Ihres Seins nicht bewusst sind.
Dies könnte in der Tat zutreffen, denn wie oft geben wir den anderen die Schuld, als
die Fehler des Versagens bei uns zu suchen. Ein sehr gutes Beispiel für dieses
durchaus "menschliche" Verhalten stellt der Baum der Versuchung dar - Ich möchte
nicht in aller Ausführlichkeit in die Laufende Diskussion eingreifen - jedoch wird hier
auch der Fehler bei anderen gesucht - nämlich bei Gott, wie konnte er nur.
Der Wille ist in meinen Augen nur auf den ersten Blick frei, da dieser sehr oft von
aussen mitbeeinflusst wird. Wir nehmen das System der Gesellschaft an ohne es zu
hinterfragen und im Unterbewusstsein manifestiert sich dies in der Wechselwirkung zu
unserem Willen. Somit kann man nur bedingt die Aussage treffen, dass jeder Mensch
über einen freien Willen verfügt. Das Beispiel des indischen Lehrers welches du
gebracht hast, hat mich zu diesem Gedankengang veranlasst.
Denn dieser Lehrer gerade die Bettelmönche sind zwar ein Bestandteil der
Gesellschaft - vom Blicke der Gesellschaft aus. Von ihrem Blick jedoch haben Sie sich
aus dem - in unserem Verständnis - "normalen" Gesellschaft verabschiedet. Somit ist
Ihr Wille in der Tat frei. Des weiteren habe Ihre Aktivitäten die Sie unternehmen vllt.
einen ideelen Wert auf die Gesellschaft, jedoch treten Sie nicht in Wechselwirkung so
wie wir es aus westlicher Sicht verstehen.
Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte, ist das wir nur scheinbar frei sind - dh.
alles um uns tritt in Wechselwirkung und nimmt somit Einfluss auch auf unser "Seins".
Somit ist es nur verständlich, dass wir uns "häufig" über materielle Dinge definieren.
Snoogans:"
Die Aussage: Ich will ein besserer Mensch werden. ; z.B. hat mit diesem Willen nichts
zu tun, denn es ist eine Reflektion unseres Werte und Moralsystems, welche nicht
scharf genug abgegrenzt ist."
Im Prinzip hast du Recht, jedoch sprichst du vom Idealzustand, wenn wir die Natur
uns betrachten, gibt es diesen Idealzustand nicht. Wie ich oben aufgeführt habe,
nimmt das Wertesystem Einfluss auf unseren Willen. Somit ist die Aussage
verständlich. Sie ist auch dahingehend verständlich, wenn ich mir durch die "Kraft"
meines Willens ein eigenes Wertesystem erschaffe. Dies wird sich aber immer an der
Gesellschaft orientieren, da ich mich an die bestehenden Gesetze halten muss. Eine in
meinen Augen günstigere Formulierung bei dieser philosophischen Betrachtung wäre,
"Ich will ein anderer Mensch werden." (Basisversion und muss durch das
Bezugssystem erweitert werden - besser ist in dem Moment unglücklich gewählt, da
es bereits eine Wertung enthält).
gläubiger:
„Der Mensch verfügt nur bedingt über einen Freien Willen. Die meisten Handlungen
die wir vollziehen sind bereits im Unbewußten entschieden und werden unserem
Verstand als freie Entscheidung vorgegaukelt.“
Beide Positionen sind verständlich und auch nachvollziehbar - da der Wille jedoch von
uns aus gesteuert wird und NUR wenn er Zugriff auf die intuitive Ebene hat, nur dann
ist die Entscheidung nicht getroffen. Bis zum diesem Zeitpunkt gebe ich gläubiger
Recht, dass uns der Wille einen Zustand vorspielt.
Als ich mit Fallschirm springen angefangen habe war ich in diesem Zustand - du weist
nicht ob du alleine springst. Du hast alles gelernt - du freust dich, du bekommst deinen
ersten Adrenalinstoss beim besteigen des Flugzeuges. Jetzt hast du ca. 15 Minuten
Zeit bis zum Exit - du bekommst Blasendrücken. Du fängst an zu zittern, der Flieger
drosselt, das grüne Licht geht an, die Tür wird geöffnet. Du denkst nur noch daran
was schief gehen könnte - und sagst dir ich springe nicht - was passiert DU springst.
Die Entscheidung hast du bereits im Vorfeld im Unterbewusstsein getroffen.
snoogans:"
Der Mensch verfügt über einen komplett freien Willen, denn er ist dank seiner
Allmacht frei (Ich erinnere hier gern an die übermenschlichen Leistungen, zu denen
wir fähig sind, ohne über etwas nachzudenken. Z.B. die Kraft, die wir entwickeln,
wenn es darum geht in einem verschütteten Bergwerk zu überleben, oder aber, wenn
wir einen geliebten Menschen erreichen wollen)."
Auch dieses Beipiel würd ich differenziert sehen, denn die Gesellschaft gibt dir vor den
Bergmann zu retten. Es ist ein Wert der vorher definiert worden ist. Du identifizierst
dich mit diesem Wert und dein Wille setzt eben diesen um. Du gehst im Beispiel vom
Idealzustand aus, dh. die Werte der Gesellschaft stimmen mit deinen inneren Werten
Überzeugungen mit ein. Sobald hier ein Missverhältnis auftreten würde - hat man
einen sehr heftigen Konflikt.
snoogans:"
Aber das Erkennen, Steuern, Regeln, das Katalysieren ist nicht von Anfang an voll
gegeben, weil es hier vllt. an Bewußtsein mangelt?!"
Ich bin der Überzeugung, dass du es schon immer hattest, es jedoch verloren
(verborgen) hast. Stell dir ein Baby vor, es ist unschuldig - OK bis auf die kleinen
Monster ;-) - Wenn man die Kinder heranwachsen sieht, so erkennt man - pers.
Auffassung - dass Sie genau dies umsetzen was Sie möchten, ohne Rücksicht auf
Verluste.
Erst durch das aktive eingreifen der Eltern, der Umgebung erhalten Sie die Werte der
Gesellschaft und unsere eigenen. Hierdurch nehmen wir auch Einfluss auf die
Entscheidungsfreiheit und somit auf das Seins der kleinen Racker. Dies ist in meinen
Augen vielen nicht bewusst, wenn ich sehe wie Sie mit Ihren Kleinen tatsächlich
umgehen.
Der philosophische Ansatz den du befolgst finde ich nicht nur interessant, sondern
geht auch meines Erachtens in die richtige Richtung. Jedoch sollten wir bei unserer
Betrachtung die Möglichkeit einer Realisierung mit ins Blickfeld nehmen, denn noch
heute, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, definieren Philosophen uns und
geben Werte vor.
Ich möchte die Wechselwirkung noch an einem Beispiel ein wenig erläutern, in der
Pubertät kommt es zu Konflikten und zu Fragen. Die Heranwachsenden begehren
gegenüber unserem Wertesystem auf - ich weiß die Formulierung trifft es nicht, ich
gehe aber erst einmal davon, dass ihr ahnt worauf ich hinaus möchte.
Werte und die Ansichten sowie deren Ausführungen und Erscheinungsformen ändern
sich, dies spiegelt sich wiederum im Gesetzesentwürfen wieder, die die Gesellschaft
wiederspiegelt. An diese sind wir oben gebunden - Stichwort Einflussnahme. Somit
haben wir nur einen bedingte Freiheit, da wir auch eine Verantwortung gegenüber
unserer Gesellschaft haben, ob es aktiv oder passiv ist, kann ich an dieser Stelle noch
nicht sagen?
Liebe Grüße und ein tolles Wochenende!!
nautix