Freimaurer
18.10.2009 um 05:57
Zur Kabbala; auch mal etwas schreiben will:
Kabbala, im Hebräischen: Überlieferung, bezeichnete die neben dem geschriebenen Gesetz. ursprünglich mündlich.. überlieferte theosophische und theurgische Geheimlehre im Judentum, die in der talmudischen Zeit als mystische Reaktion gegen den übertriebenen Formalismus entstand, das religiöse Leben mit neuem Inhalt erfüllen wollte und im jüdischen Mittelalter zu einer Religionsphilosophie wurde, die ihre Aufgabe in der Lösung der tiefsten Fragen über Gott und Welt suchte.
In einer Entwicklung, die vom 7. bis zum 15. Jahrhundert dauerte, wurde aus einem auf Mitteilungen der “Heiligen Leuchte“ (Rabbi Simeon ben Joachi um 150 n. Chr.)
Zurückgehenden intuitiven Erfassung der übersinnlichen Welt und der von einem Hofstaat umgebenen Thronherrlichkeit Gottes etwa 9. Jahrhundert im “Sepher Jezirah“ (Buch der Schöpfung, Formung, Weltbildung) ein Hauptrolle spielten, die hier in Hauptsache noch kosmologisch gedeutet, dann zu metaphysischen Begriffen wurden.
Das 13. Jahrhundert bildete die Lehre von diesen zehn Zephirot aus, als von zehn Grundkräften, die zwischen Gott, dem En soph (aufgefasst als Urlicht, Urwille, Uridee)
Und Schöpfung vermittelten, sowie die Anschauung von vier sich abstufenden Weltordnungen und von der Seelenwanderung. Gleichzeitig entstanden Bemühungen um Erkenntnis der Namen Gottes, wofür die Vertauschbarkeit der Buchstaben mit ihren Zahlenwerken benutzt wurde. Als Zusammenfassung alles dessen gilt das um 1300 erschienene grundlegende Werk “Zohar“ (Glanz, Licht), ein in Form eines Kommentars zum Pentateuch geschriebenes Buch, “in dem schöpferische Gedankenkraft, phantastische Bildlichkeit und systematischer Geist sich das Gleichgewicht hielten“.
Es wurde in aramäischer Sprache herausgegeben von Mose de Leon aus Avila in Spanien. Von da ab nahm die Kabbala teils die Richtung auf das abstrakt- begriffliche Gebiet, teils auf magische Wunderwirkung. Die Verbindung von Wort und Zahl im Verein mit planmäßiger Askese und der kabbalistischen Seelenwanderungstheorie- um die Seele ins übersinnliche reich zu führen- erfolgte namentlich durch Isaak Lurja (1533 – 1572).
Zur Zeit der Renaissance lebte diese merkwürdige Denkverfassung auch außerhalb des Judentums, gestützt von christlichen Gelehrten, wieder auf. Diesmal als Reaktion gegen Scholastik. Man wollte sich über den schemenhaften Formalismus bis zu den Urgründen des Seins erheben.
Giovanni Pico della Mirandola (1463 – 1494) leitete in seiner Florentiner Akademie diese neue Bewegung ein, die nun auch neuplatonische, christliche Glaubenselemente, insbesondere aus dem Evangelium Johannis, in sich aufnahm. Der Humanist Johannes Reuchlin, Gründer der “Akademia secretissima philosophiae“ schrieb die grundlegenden Werke “De arte cabbalistica“ (1517) und “De verbo mirifico“ (1494).
Auch Agrippa von Nettesheim (1487 – 1533) war Kabbalist.
Nach Reuchlin gibt es drei Arten von geistigen Wesen: Die Oberen, die ihr Licht unmittelbar von Gott empfangen: die Himmlischen, die über Sphären des Weltalls gesetzt sind und den Himmel, die Sterne und die Planeten lenken, und schließlich die Wesen dritten Ranges, die für die Menschen sorgen.
Die kabbalistische Philosophie versucht, den religiösen Gehalt des eigentümlich ausgedeuteten Alten Testaments mit der Emanationenlehre, dem Glauben an die Seelenwanderung und der pythagoreischen Zahlenmystik im Einklang zu bringen.
Gott als das Grenzenlose (En soph) bedarf der Mittelwesen, um die unvollkommene und unendliche Welt hervorzubringen; in seinem Sohn Adam Kadmon (dem androgynen, himmlisch- astralen Urmenschen) leben die geistigen Kräfte (die Zephirot), die die wirkende Kraft Gottes durch das Weltall leiten: Weisheit, Verstand, Gnade, Stärke usw.
Die zehn Zephirot (auch Lichtkreise), die Urpotenzen, gewöhnlich in der Form des “kabbalistischen Baums“ (auch “Lebensbaumes“) geordnet, bilden den Ausgangspunkt aller Spekulation.
Sie sind nichts Materielles, sondern “stellen bloß die Grenzen dar, in welche die höchste Wesenheit der Dinge sich selbst eingeschränkt hat, die verschiedenen Abstufungen der Finsternis, in welche das göttliche Licht seinen unendlichen Glanz hat einhüllen wollen, um angeschaut werden zu können“.
Die Formen aller Arten des Seins sind in den Zephirot enthalten, und diese selber wieder in der Quelle, aus der sie fließen.
Sie nehmen eine ähnliche Stellung ein wie bei Plato die Ideen, bei den Gnostikern die Äonen und- später die Quellgeister der Rosenkreuzer. Dieser obersten der Welten: Aziluth (Welt der Zephirot oder Ausstrahlungen des En soph) folgen drei weitere: Beriah, Welt der Urschöpfung mit zehn Urformen der zu schaffenden und geschaffenen Dinge, Jezirah, Welt der Formung (Sphären, Geister, Seelen) mit den zehn übersinnlichen Vorbildern der materiellen Welt und Azijah, Welt der Erscheinungen, des Materiellen (Körper- und Sinnwelt).
Jede dieser Welten ist also in gleicher Art wie die der Zephirot aus zehn Wesenreihen aufgebaut; alle in enger Verbindung miteinander, aber so voneinander geschieden, dass die oberste (die geistige) von den drei höchsten Zephirot beeinflusst wird (Kether, Chochma, Binah = Krone, Weisheit, Verstand), die das Vernunftsreich bilden, die mittlere (die seelische) von den drei mittleren das Seelenreich verkörpernde Zephirot (Hosed, Geburah, Tiphered = Gnade, Stärke, Schönheit) und schließlich die letzte (die körperliche), wiederum von den drei folgenden Zephirot (Nezach, Hod, Jesod = Macht, Glanz, Materie), die das Reich der Natur bilden. (Die unterste Zephira, Malkuth, “Reich“ fasst die drei vorangehenden im Prinzip der Materialität zusammen.) Der irdische Mensch (den die Kabbala als Mikrokosmos auffasst), solange er noch nicht durch Seelenwanderung gereinigt in die Geisterwelt eingegangen ist, gehört allen drei Welten an, da er nach ägyptischen Vorbildern eine dreigeteilte Seele hat (nach Zohar ist sie das, was ihn wirklich ausmacht: der Körper ist nur ihr Kleid) Neschamah, die vernünftige Seele, Ruach, die Geistseele, den beseelenden Atem und Nephesch, die animalische Seele, die Lebenskraft.
Der Zusammenhang jedes der drei Seelenteile mit einer der drei Welten ermöglicht es dem Menschen, den Lauf der Dinge zu seinen Gunsten zu ändern, auf die Geistes- und Naturwelt zu wirken, doch muss er dazu fromm sein, den hinter den Worten der Heiligen Schrift verborgen wahren Sinn ergründet haben (Hauptaufgabe der kabbalistischen Spekulation) und außerdem die Namen Gottes (und ihre Bedeutung) und der Engel kennen, um durch Worte und Formeln magische Handlungen begehen, Wunder wirken zu können.
Jedes Wort im Gesetz enthält einen tieferen Sinn und ein verborgenes Mysterium, sagt schon der Sohar, die Erzählungen des Gesetzes sind nur das Gewand des Gesetzes. Wehe dem, der das Gewand für das Ganze selbst hält.
Das wirkliche Wissen war aber den Weisen vorbehalten, denen die vorbereitet sein würden, in zukünftigen Zeiten die Seele der Seele, welche im Gesetze atmet, zu schauen.::::