OK, ich habe jetzt mal das Buch bis zum Ende des Kapitels über MH 370 gelesen. Im folgenden Kapitel geht der Autor ausschliesslich auf AF 447 und bezieht sich nicht mehr auf MH 370.
Der Autor schreibt nichts, was wir hier nicht auch schon besprochen haben. Seine Schlussfolgerung erinnert sehr stark an
@DearMRHazzard .
Der Autor ist kein Techniker und kein Pilot. Er ist Rechtsanwalt, der sich für Luftfahrt interessiert, besonders für Luftfahrtunfälle. Er beschreibt, wie er zu seinen Schlussfolgerungen gekommen ist, nämlich indem er das Verfahren anwendet, das Anwälte verinnerlicht haben. Ich wende es auch immer an: es ist das Ausschlussverfahren: zunächst wird geschaut, welche möglichen Szenarien es dem ersten Anschein nach gibt. Dann werden die bis dahin bekannten Fakten auf diese angewendet, und es wird eine Rangliste der Wahrscheinlichkeit aufgestellt. Ganz oben steht das Szenario, zu dem die bisher bekannten Fakten nicht in Widerspruch stehen, und welches verglichen mit anderen möglichen Szenarien am meisten Übereinstimmung mit den Fakten und mit dem gesunden Menschenverstand, mit der Logik aufweist.
Als Kontrollschritt beginnt man dann in der Liste die Szenarien auszuschliessen, wo Fakten definitiv nicht passen. Am Ende sollte dann ein wahrscheinliches Szenario übrig bleiben.
Der Autor brüstet sich anfangs damit, mit diesem Verfahren bisher einige Male erfolgreich das Ergebniss offizieller Luftfahrtunfalluntersuchungen vorhergesagt zu haben.
Zu MH 370:
Er sagt im Prinzip das, was wir hier auch schon oft gesagt haben: Er hält ein Szenario für Wahrscheinlich, in dem ein beabsichtigter Eingriff im Cockpit, durch einen oder beide Piloten oder eine andere Person stattgefunden hat, der zu einer beabsichtigten und ganz geplanten Kursänderung geführt hat, bei gleichzeitiger wohlüberlegter und beabsichtiger Vertuschung dieses Faktes so lange es ging.
Er legt sich zwar nicht 100% fest, aber für ihn deutet alles darauf hin, dass einer der Piloten der Urheber der Aktion war.
Der Autor schliesst nicht aus, dass das beabsichtigte Ziel der Aktion nicht erreicht wurde, und eventuell durch Eingreifen der Passagiere oder des anderen Piloten oder andere Einflüsse das Ende der Maschine anders passierte als ursprünglich vom "rogue pilot" geplant. Da will er aber nicht spekulieren.
Er kommt zu diesem Schluss gemäss dem oben beschriebenen analytischen Schema:
1) Zuerst weist einmal alles auf einen ganz normalen geregelten Flug hin. Es gibt nicht ein Anzeichen dafür, dass irgendein technischer Defekt alles Weitere ausgelöst hat. Bis zur übergabe bei IGARI ist alles normal.
2) Das Geschehen um die Übergabe bei IGARI weist eindeutig auf beabsichtigtes menschlisches Handeln an Bord hin: Er schliesst das aus der klaren Sequenz der Ereigninsse und dass diese genau zur besten möglichen Zeit am besten möglichen Ort für die beabsichtigte Tat stattfanden:
a) Der Transponder wurde direkt nach dem letzten Funkkontakt abgeschaltet, ACARS erst eine Viertelstunde später. Der Autor meint ein technisches Problem das zum Abschalten von Transponder und ACARS geführt hätte, hätten die Piloten bemerken können und sich dann über Funk melden können. Ausserdem sei es sehr unwahrscheinlich, dass zufällig genau dann, wenn die Übergabe an Ho Chi Minh stattfinden sollte, ein technischer Defekt die beiden elektronischen Systeme flachlegt, die der Aussenwelt die Position melden sollen und dann noch irgendetwas anderes ganz zufällig den Funk lahmlegt, genau nach dem letzten Funkspruch mit Lumpur und vor dem ersten mit Ho Chi Minh. Das ist für den Autor viel zu viel Zufall.
b) Dazu kommt dann noch, dass die Boeing 777 sehr zuverlässig ist und dem Autor sich kein Szenario erschliesst, in dem ausgerechnet in dieser Sequenz an diesem Ort und zu dieser Zeit erst die Positionsmeldeeinrichtungen versagen, dann der Funk und dann aber nichts weiter passiert, was das Flugzeug zum Absturz bringen würde. Damit legt er die "Feuer oder Rauch im Cockpit" Theorie ad acta.
c) Weiter weist er darauf hin, dass die nachfolgenden Beobachtungen des milit. Radars und von pings nahelegen, dass der folgende Kurs mehrfach ganz beabsichtigt durch den Piloten geändert wurde, um möglichst lange unbemerkt zu bleiben. Auch den letzten merkwürdigen Schlenker über Penang interpretiert er als "Abschiedsblick von Shah."
d) Der letzte Funkspruch, der ja wie schon festgestellt nicht ganz korrekt ist, weist für den Autor auf den Piloten. Normalerweise hätte er gegenüber Lumpur noch einmal die Frequenz wiederholen müssen, auf die er jetzt umschaltet. Das wurde unterlassen. Der Autor sagt: da der Pilot wusste, er würde sich dort nicht melden, war es uninteressant für ihn, sicherzustellen dass er die Frequenz richtig verstanden hat. Der Autor glaubt, dass dies eine unterbewusste Unterlassung war.
2. Die "Drohnentheorie", also die Fernsteuerung des Flugzeugs verweist er ebenfalls ins Reich der Fabel. Er sieht zwar eine theoretische technnische Möglichkeit heutzutage, aber er kann kein Motiv erkennen und glaubt nicht, dass ein solches Manöver geheimgehalten werden könnte.
3. Er glaubt nicht an die "ghost plane" Theorie, also dass schlagartig die Crew und die Passagiere bewusstlos wurden etc. Dann hätten die offensichtlichen Kursänderungen so nicht stattfinden können. Entweder wäre die Maschine stur weiter in Richtung Beijing geflogen oder sie wäre ganz ziellos herumgeiirt und wohl abgestürzt.
Das war es auch schon. Zu anderen Einzelheiten will er sich nicht festlegen. Er denkt, ein Massenmord-Selbstmord eines Piloten ist das wahrscheinlichste Szenario, wobei er offen lässt, ob es sich genau so entwickelt hat wie der Pilot es geplant hat oder nicht.