Timotheus schrieb:Der Staat MUSS seinen Haushalt nur im momentanen System mit Steuern finanzieren, es gäbe andere Systeme wie z.B. aus meinem Beispiel in dem das nicht nötig wäre. Und Kredite sind ja keine Finanzierung sondern eher eine Notlösung (oder sollten es sein).
Steuern sind auch das einzige Mittel, hinter denen tatsächlich ein Wert steckt und bei denen sich der Staat nicht verschuldet. Dein System, so wie ich es verstanden habe, befähigt den Staat wie eine Zentralbank zu handeln. Das heißt aber nicht, dass sich der Staat mit selbst gedrucktem Geld auf Dauer finanzieren kann, denn zusätzliches Geld schafft keinen neuen Wert. Die EZB produziert auch nicht einfach Geld, damit plötzlich mehr Wert vorhanden ist, sondern sie versucht die Geldmenge entsprechend so zu halten, dass Angebot und Nachrage relativ ausgeglichen sind.
Insofern unterscheidet sich deine Idee faktisch nicht von dem, was wir jetzt haben - nur, dass der Staat selbst das Geldmonopol inne hat. Er muss trotzdem noch den Bedarf der Banken und Nichtbanken nach Liquidität befriedigen und darauf achten, dass die Inflation gering gehalten wird.
Timotheus schrieb:Naja ich halte sowieso nicht viel vom Euro und würde gerne zu nationalen Währungen zurückgehen.
Kritisch. Eine Rückkehr zu DM hätte vermutlich äußerst negative Konsequenzen für die deutsche Wirtschaft, aber das ist ein anderes Thema.
Timotheus schrieb:Aber wenn man beim Euro bleiben sollte, dann müsste man entweder jeden Staat in meinem Beispiel das Geld drucken lassen, dabei aber darauf achten das jeder sich an eine vernünftige Strategie hält um die Inflation zu verhindern oder aber man macht dann eine zentrale Stelle, die aber dennoch an alle Staaten das Geld zinslos vergibt.
Wenn jeder Staat in der Währungsunion selbst bestimmen kann, wie viel Geld er druckt, dann läuft der Euro Gefahr, stark in seinem Wert zu schwanken und im Angesicht der Weltwirtschaft zu versagen. Wenn du allerdings voraussetzt, dass sich jeder Staat an eine Strategie hält, dann sind wir fast schon wieder bei der Institution EZB.
Interessanter ist dein Einwurf, ob die Staaten Kapital zinslos erhalten sollen. Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ein Problem, was ich darin sehe, ist, dass der Staat bei zinslosen Darlehen immer mehr Geld nachfragen wird - es sei denn, man installiert strenge Richtlinien, die -und das wissen wir von Staaten- aber ohnehin nicht beachtet werden, wenn man in der Krise steckt etc. Bei Kapitalkosten = 0 besteht erstmal keine Möglichkeit, die Nachfrage zu steuern. Wie auch? Der Staat kann sich jederzeit Geld zum Nulltarif beschaffen. Ausgaben werden dann grundsätzlich mit solchen zinslosen Darlehen getätigt, die aber schnell die Steuereinnahmen übersteigen werden. Das sieht man ja permanent an der Staatsverschuldung.
In deinem Modell wäre die Staatsverschuldung lediglich deshalb nicht existent, weil der Staat bei drohenden Schulden einfach die Geldmenge erhöht. Mit Steuern lassen sich diese Schulden nicht tilgen - das Geld vernichten ist auch nicht möglich, da bestehende Schulden bezahlt werden müssen. Wohin das führt dürfte klar sein: Zur Inflation.
Das soll jetzt nicht der Weisheit letzter Schluss sein, aber ich tendiere dazu, zinslose Darlehen an den Staat eher abzulehnen.
Timotheus schrieb:Die Nachfrage nach Geld wird durch den Leitzins gesteuert. Dass die Banken das Geld zurückzahlen, wird dadurch erreicht, dass überhaupt Zins da ist, der eine Nichtrückzahlung immer teurer werden lässt.
Die Aussage finde ich interessant. Du sagst, dass die Banken ihre Verbindlichkeiten nur begleichen, weil sie Zinsen zahlen müssen. In Anlehnung an meinen obigen Text muss ich dir dann die Frage stellen, ob der Staat denn noch bereit wäre, die Schulden zu begleichen, wenn sie ihre Darlehen durchweg zinslos erhalten?
Timotheus schrieb:Monetative
Der Begriff gefällt mir. Allerdings könnte man dann auch einfach die EZB so umgestalten, wie es dir vorschwebt oder eben die Bundesbanken mit entsprechenden Kompetenzen ausstatten.
Timotheus schrieb:Ob die EZB auch an Unternehmen Kredite vergibt weis ich nicht.
Nein, die EZB tätigt nur Geschäfte mit bestimmten Banken, insbesondere mit der Bundesbank. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob der Staat zum Banker werden sollte - in der Regel ist dieser nämlich kein guter Geschäftsmann (Ich weiß, auch viele Banker sind keine guten Banker.
:D ), sondern eher ein Verzerrer des Marktes.
Timotheus schrieb:Damit die Geldpolitik eben nicht politisch missbraucht wird, soll es eben eine Monetative geben, die das verhindert.
De facto eine Institution, die relativ unabhängig ist, aber vom Staat durchaus Impulse erhält und Vorgaben erhalten kann. Klingt für mich schon sehr nach EZB.