Es freut mich, dass ich dieses Mal nicht alleine clashen muss
;)Ich entschuldige mich schon mal für die schiere Länge des Posts, aber die lange Argumentation meines Gegners macht es nötig, dass ich so ausführlich werde. Ich hoffe aber, dass es durch eine klare Gliederung und viele Absätze trotzdem lesbar bleibt.
Um auf dein erstes Argument einzugehen:
Bettman schrieb: Bereits jetzt benötigen die Industriestaaten unmengen an Energie um ihren Wohlstand zu halten, die Schwellenländer sind unersättlich in ihrem Energiehunger und auch die Staaten der dritten Welt melden das Bedürfnis nach mehr Energie an
Nun behauptest du, dass es für dieses Energieproblem drei Lösungen gibt:
1. Fossile Brennstoffe
2. Erneuerbare Energien
3. Atomkraft
Dass Fossile Brennstoffe zu viel CO2 absondern, dem stimme ich voll und ganz zu. Dann argumentierst du aber weiter, dass die Atomkraft die richtige Lösung sei, weil erneuerbare Energien nicht ausreichend Energie zur Verfügung stellen würden. Ich finde es aber zumindest äußerst zweifelhaft, dass sie dies nicht könnten. Wenn genug in die erneuerbaren Energien investiert und deren Entwicklung vorangetrieben wird, wird die Energie durchaus reichen.
Abgesehen davon unterschlägst du eine 4. Lösung, nämlich die, den Energiebedarf der Welt zu reduzieren. Wie viel Strom wird täglich verschwendet? Wie viel ließe sich noch vermeiden durch sparsamere Geräte?
Durch eine Kombination aus erneuerbarer Energie und Einsparung wird es möglich sein, auf Atomkraftwerke zu verzichten.
Ergo: Es ist möglich auf Atomkraftwerke zu verzichten, dies geht nicht von heute auf morgen natürlich, aber es geht.
Zu deiner zweiten Aussage:
Bettman schrieb: Der Bau und Abriss eines Atomkraftwerkes erzeugt letzten Endes nicht mehr CO2 als der eines Kohlekraftwerkes gleicher Leistung. Der CO2 Ausstoß beim Bau erneuerbarer Energiequellen ist sogar ungleich höher wenn sie auch die gleiche Leistung bringen sollen
Eine Aussage, wie sie im ersten Satz formuliert ist, habe ich auch nie getätigt. Es mag sein, dass der Bau bestimmter Solarzellen eine schlechtere CO2 Bilanz aufweist, als Kernkraftwerke.
Aber erstens sind erneuerbare Energien nicht mit Solarzellen gleichzusetzen, erneuerbare Energien beschränken sich nämlich nicht nur darauf, sondern es gibt noch wesentlich mehr Energiegewinnungsmöglichkeiten, die eine bessere CO2 Bilanz haben, als ein Atomkraftwerk, wie zum Beispiel Windkraft. Siehe hier in einem Bericht des Öko Instituts:
http://www.bmu.de/fileadmin/bmu-import/files/pdfs/allgemein/application/pdf/hintergrund_atomco2.pdf (Archiv-Version vom 28.10.2013) S.8
Und zweitens ist der CO2 Ausstoß ja nicht die einzige Umweltbelastung, die auftreten kann. Die Gefahr der radioaktiven Verstrahlung ist sogar wesentlich schwerwiegender, als die Gefahr durch CO2.
Zum weiteren:
Bettman schrieb: zum Glück kein so starkes Problem wie das des zunehmenden CO2s in der Atmosphäre
Das Problem der Endlagerung ist wesentlich größer, als das des CO2 Ausstoßes. Die CO2 Menge beeinflusst "lediglich" das Klima der Erde, welches ohnehin zu anderen Zeiten schon wesentlich wärmer oder kälter war und somit „nur“ eine negative Folge für bestimmte Tierarten (inkl. dem Menschen) darstellt, während die Verstrahlungsproblematik für fast alle Lebewesen und wesentlich längere Zeit eine große Bedrohung darstellt.
Mittlerweile beginnt man aber Thorium als atomaren Brennstoff in Kraftwerken einzusetzen. Mischt man kleine Mengen an Thorium dem Uran bei stellen sich folgende Effekte ein:
- die Menge an radioaktivem Abfall nimmt ab
- man gewinnt deutlich mehr Energie
- die Halbwertszeit der Spaltprodukte nimmt enorm ab. Von Endlagerung kann nun keine Rede mehr sein.
Es gibt aber dennoch atomaren Abfall und somit ist er immer noch ein Problem. Endlagerung bleibt nach wie vor ein Thema. Was bedeutet, die Halbwertszeit nimmt ab? Um wie viel denn? Selbst wenn sie um die Hälfte abnehmen sollte, was ich bezweifle, wären es immer noch 12000 Jahre, was mit Sicherheit immer noch die selbe Problematik entstehen lässt, wie bei 24000 Jahren.
Zu deinem nächsten Argument:
Wie viel ein Kohlekraftwerk an Schadstoffen abstrahlt, ist mir übrigens für meine Argumentation relativ egal, da ich nicht für diese sondern für erneuerbare Energien argumentiere.
Bettman schrieb:Der Tsunami zerstörte fast eine halbe Millionen Gebäude, löste Brände in Erdöfraffinerien aus, ist verantwortlich für über 15.000 Tote und es sind wirklich die an der Strahlenkrankheit gestorbenen die uns nachdenklich stimmen?
Der Tsunami ist aber nicht von Menschen verursacht, im Gegensatz zum Atomkraftwerk. Du kannst doch nicht behaupten, dass 16000 Tote nicht so schlimm seien, weil eine Naturkatastrophe auch fast so viele Leben gekostet hat. Dann könntest du ja auch argumentieren, dass es nicht schlimm ist, wenn eine Person mal zwei drei Leute überfährt, schließlich sterben ja durch Blitzeinschläge auch ein paar Menschen im Jahr. Wir reden hier von 16000! 16000, die bei erneuerbaren Energien nicht hätten sterben müssen.
Und mit den Alkoholtoten kannst du das auch nicht vergleichen. Die sind für ihre Alkoholkonsum selbst verantwortlich, im Gegensatz zu den Opfern der Kernschmelze, die keinen Einfluss auf den Bau des Kraftwerks oder den Unfall hatten, zumal einige der Opfer noch nicht einmal geboren sind.
Um ehrlich zu sein, hielte ich schon 1000 Jahre Halbwertszeit für zu problematisch. Wir spielen hier mit der Zukunft der Menschheit und der Tierwelt auf dem ganzen Planeten. Kein Energiebedarf, egal wie hoch er auch sein mag, rechtfertigt das Bauen der Kraftwerke.
Wie du schon sagtest, gibt es viele Aspekte dieses Themas, aber da du nun wieder auf die Effizienz der Kraftwerke eingehst, muss ich sagen, die Frage nach der Wirtschaftlichkeit, den Bedürfnissen der Menschen usw. muss der moralischen Frage hinten angestellt werden!
Wenn es sich für uns moralisch verbietet, weil wir die Risiken nicht ausreichend kontrollieren können, dann dürfen wir keine Atomkraftwerke bauen, egal wie sehr sie gebraucht werden. Und dies ist der Fall, weil es hier um das Schicksal von nachfolgenden Generationen geht und wir haben kein Recht über deren Schicksal zu bestimmen, weil ihre Stimmen zu dem Thema noch nicht gehört werden können, da sie noch nicht geboren sind.