Guten Morgen an alle Mitleser,
leider muss ich bis jetzt vergebens auf einen Post meines Kontrahenten warten, was schade ist, da ich mich wirklich auf eine Diskussion gefreut hatte. Vielleicht meldet er sich ja noch zu Worte. Nachdem ich gerade die parallele Diskussion beobachten konnte, in der doch schon mehrere Beiträge abgegeben wurden, möchte ich dennoch versuchen, noch etwas weiterzuargumentieren. Dies fällt natürlich ohne Gegenpost etwas schwierig aus, da ich verständlicherweise nicht anfangen möchte, mir selbst mögliche Gegenargumente zu meiner Argumentation zu nennen, um diese dann zu entkräften.
Dennoch ist mir noch etwas eingefallen, über das ich zu dem Thema schreiben könnte: Ich habe im vorherigen Post versucht, Gründe zu nennen, warum der Glaube an Gott rational nicht haltbar ist. Nun ließe sich die These, dass es keinen Gott gibt, aber nicht nur dadurch verteidigen, dass Argumente für Gottes Nichtexistenz geliefert werden, sondern auch noch dadurch, dass so genannte Belege für die Existenz Gottes entkräftet werden. Daher möchte ich nun auf einige dieser eingehen.
Zuerst möchte ich auf einen Gottesbeweis eingehen, der gemeinhin als anthroposophischer bzw. teleologischer Gottesbeweis bezeichnet wird. Hinter dem komplizierten Namen versteckt sich jedoch ein, zumindest von mir, sehr häufig gehörtes Argument für die Existenz Gottes. Und zwar Argumentiert der Gottgäubige hier damit, dass die Naturgesetze so genau abgestimmt wären, der Kosmos so perfekt durchdacht, Lebewesen so komplex aufgebaut, etc. sind, dass dies alles einfach von einem Intelligenten Wesen geschaffen worden sein muss.
Anfangs kam mir dieses Argument recht schlüssig vor und ich wusste nicht so recht, was man darauf entgegnen könnte. Doch die Leute, die diesem Argument glauben schenken, unterliegen einem Trugschluss. Demselben Trugschluss, denn auch viele Spieler unterliegen könnten: Die Wahrscheinlichkeit, dass eines von 100000 Losen gewinnt ist sehr gering, dennoch würde niemand, der Gewonnen hat, behaupten, jemand
müsse zwangsweise die Ziehung zu seinen Gunsten beeinflusst haben. Jedes andere Los hätte genauso gezogen werden können. Analog dazu verhält es sich mit den anderen genannten Beispielen: Irgendwie muss der Kosmos aufgebaut sein, irgendwie müssen die Naturgesetze sein, irgendwie muss das Leben aufgebaut sein, sofern dies alles existiert. Von daher wäre jede andere Möglichkeit gleich wahrscheinlich gewesen und daraus lässt sich nicht schließen, dass zwangsweise alles mehr als ein glücklicher Zufall war. Möchte man doch noch einige Zugeständnisse machen, könnte man noch sagen, dass dieser Gottesbeweis es wahrscheinlicher erscheinen lässt, dass es irgendein höheres Prinzip gibt, nachdem Dinge geordnet sind, aber keinesfalls wird bewiesen, dass es einen Gott geben muss.
(Seid mir bitte nicht böse, dass ich mich hier nicht mehr an eine Quelle erinnern kann, ich habe dies alles in der Fachliteratur gelesen, weiß aber nicht mehr genau wo, bei Interesse lässt sich sicher einiges davon auf Wikipedia finden.)
Ein weiterer interessanter „Gottesbeweis“, den ich noch untersuchen möchte, bevor ich diesen Post beende, ist ein philosophisches Gedankenexperiment, welches sich Pascals Wette nennt. Es wurde vom Philosophen Blaise Pacal entworfen (
Wikipedia: Pascalsche Wette). Gottesbeweis war deshalb in Anführungszeichen geschrieben, weil es hier nicht darum geht, Gottes Existenz zu beweisen, sondern es geht dabei darum, dass es vernünftiger wäre, an Gott zu glauben, weil man, wenn man falsch liegt, nichts zu verlieren hat, wenn man richtig liegt allerdings das Paradies erwarten kann. Glaubt man nicht an Gott, liegt aber falsch, hat man ewige Verdammnis zu befürchten, während man, wenn man recht hat, wiederum nichts gewinnt. Kritik daran wurde natürlich reichlich geübt im Laufe der Jahre. Mir fällt als erstes dabei auf, dass die Wette voraussetzt, dass es überhaupt möglich ist, seinen Glauben an Gott ohne weiteres zu ändern. Wer im inneren davon überzeugt ist, dass es quatsch ist, zu glauben, dass es einen Gott gibt, wird sich nicht einfach dafür entscheiden können, nun an Gott zu glauben.
Außerdem setzt das Argument noch voraus, dass es Gott egal wäre, aus welchem Grund man an ihn glaubt – also egal wenn es nur aus Angst vor der ewigen Verdammnis wäre.
Außerdem – und dieser Einwand tötet letztendlich das Argument von Pascals Wette – wäre es, selbst wenn man dem Gedankenexperiment ansonsten zustimmen würde, nicht mehr rational an Gott zu glauben, wenn man für dessen Existenz eine Wahrscheinlichkeit von 0 annimmt. Von daher wird dieses Argument gänzlich ungeeignet sein, einen Nichtgläubigen zu überzeugen.
Ich schließe diesen Post nun ab und hoffe bald etwas mehr Resonanz von meinem Kontrahenten zu bekommen und hoffe, die Leser auch so etwas unterhalten zu haben.