Eines der zentralsten Rechte unserer modernen Gesellschaft ist das Recht auf Leben. Jeder Mensch hat es, keinem Menschen kann es genommen werden, jedenfalls nicht in Deutschland.
Es ist ein Recht, keine Pflicht. Eine Pflicht zu Leben gibt es nicht. In einer freien und mündigen Gesellschaft sehe ich keinen Grund, wieso jedem Menschen mit dem Recht auf Leben nicht auch gleichsam die volle Gewalt über sein eigenes Leben überlassen werden sollte.
Die Adjektive "frei" und "mündig" sind hier hervorzuheben.
Auch wenn viele Menschen einen mehr oder weniger standardisierten Lebensweg gehen, gibt es keinen goldenen Weg. Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg finden, jeder Mensch wird auf andere Weise glücklich und zufrieden, deswegen ist es in einer freien Gesellschaft essentiell wichtig, dass Lebenswege akzeptiert werden, natürlich nur, solange durch den eigenen Lebenswegs den Mitmenschen nicht geschadet wird. Das Ende des Weges, auch wenn es oft nicht in unserer Gewalt liegt(Unfälle und unerwartete Todesfälle) sollten den gleichen Freiheiten unterliegen.
Sterbehilfe ist eine sehr, sehr individuelle Angelegenheit. Der Punkt ab dem einer Person ein Weiterleben als schlechtere Alternative zum Sterben erscheint ist von Fall zu Fall anders angesiedelt und wenn man Sterbehilfe gesetzlich regeln möchte, dann muss man sehr sensibel vorgehen.
Wenn ein Mensch den Wunsch äussert zu sterben, dann darf das noch lange nicht ausreichen um Sterbehilfe leisten zu dürfen.
Ich würde gerne erläutern welche Bedingungen meiner Meinung nach gelten müssten um eine Legalisierung der aktiven Sterbehilfe zu rechtfertigen.
Zuerst einmal sollten die Beweggründe der Person erforscht werden. Warum möchte sie nicht mehr weiterleben? Liegt eine Depression oder eine sonstige psychische Störung vor? Welche Gründe hat die Person? Welche Probleme? Sind diese Probleme lösbar/temporär?
Ein psychologisches Gutachten ist also schonmal unumgänglich.
Wenn der Psychologe feststellt, dass die Person bei klarem Verstand ist, mit gesunder Psyche, rational in der Lage ist die Situation zu beurteilen, sowohl die eigenen Probleme als auch die Folgen der Entscheidung, dann sehe ich keinen Grund, warum man der Person diesen Schritt verbieten sollte. AUSSER die Person schadet mit ihrem Ableben anderen. Sind z.b Kinder vorhanden die noch großgezogen werden müssen kommt Sterbehilfe unter keinen Umständen in Frage, denn der Tod eines Elternteils ist für Kinder ein zu großer Schaden. Die Trauer anderer Angehöriger hingegen darf in Kauf genommen werden.
In unserer Gesellschaft herrscht meiner Meinung nach das Dogma, dass jedes Leben lebenswert ist. Allerdings finde ich diese Annahme sehr arrogant, den niemand kennt die Situationen in denen sich einige Menschen befinden.
Ich habe lange über Argumente für die Sterbehilfe nachgedacht und meiner Meinung nach ist die beste Antwort die man auf die Frage, warum man die Sterbehilfe legalisieren sollen geben kann: Warum nicht?
Wir sind freie Menschen in einem freien Land, das allein ist das ultimative Argument wenn es darum geht eine freie Entscheidung zu legalisieren.
Nun, natürlich gibt es einige Gegenargumente, aber meiner Meinung nach lassen die sich alle entkräften, jedenfalls so weit, dass sie nicht mehr stark genug wiegen um eine Einschränkung er Freiheit der Menschen weiterhin zu rechtfertigen. Deswegen fange ich damit mal an.
Das erste Gegenargument, dass ich aus deinem Text herauslesen könnt war dieses hier:
Die meisten Menschen schieben das Thema "Tod" weit von sich[…] Doch um sich hierüber eine Meinung bilden zu können, ist es durchaus hilfreich darüber nachzudenken.
Menschen denken nicht ausreichend über den Tod nach und sind deshalb nicht "qualifiziert" um diese Entscheidung zu treffen? Meinst du das damit?
Ich muss hier widersprechen. Auch wenn einige Menschen nicht gerne offen über die eigene Vergänglichkeit reden, ist es wohl sicher, dass jeder Mensch sich mit diesem Gedanken auseinander setzt. Und ganz besonders Leute die evtl. die aktive Sterbehilfe in Anspruch nehmen würden, werden und müssen sich ganz extrem und unter Aufsicht bzw. mit psychologischem Beistand mit dem Thema auseinander setzen.
Wie oben schon erläutert, ich bin ich nicht für eine kopflose Legalisierung, sondern für eine genaue Überprüfung der Umstände und für ein genaues Abwägen der Möglichkeiten.
Das nächste Argument, dass du bringst dreht sich um den Missbrauch der aktiven Sterbehilfe
Befen schrieb:Die offen geführte Debatte über aktive Sterbehilfe im Deutschland des frühen 20.Jahrhunderts und die breite Zustimmung in der Bevölkerung, gipfelten in der schlimmsten aller denkbaren Wucherungen.
Den Euthanasiemorden der Nationalsozialisten.
Das waren zweifelsohne schreckliche Verbrechen, die damals unter dem Deckmantel der Sterbehilfe verübt wurden, allerdings sehen ich den Zusammenhang zur heutigen Zeit nicht.
Die Nazis haben einige Einrichtung pervertiert und zu schrecklichen Dingen missbraucht. Polizei, Rechtsprechung, Ärzte, Forschung, Militär. Und heute können wir dieselben Einrichtung nutzen ohne, dass die wieder in alte Muster zurückfallen.
Unsere Gesellschaft hat sich gewandelt. Wir leben nichtmehr im Damals. Wir sind durchaus in der Lage so etwas wie die Sterbehilfe im Rahmen bestimmter Moralvorstellungen zu halten.
Und selbst wenn jemand kommt und bei den Arzt mit Begriffen wie "nutzloser Esser" argumentiert, auch wenn ich daran nicht glauben will, dann stehen diese Ärzte der Entscheidung im Weg.
Noch mal: Strenge Bedingungen und genaue Überprüfung des Ganzen. Anders wäre eine Legalisierung nicht zu rechtfertigen.
Gleich Teil 2