univerzal schrieb:Du willst wohl eher deine Sichtweise etablieren, die ganz klar in einer klassischen Wertevorstellung mündet.
Selbstverständlich möchte ich das^^
univerzal schrieb:Denn dann muss sich konsequenterweise der komplette, gesellschaftliche Umgang zu Tieren ändern - z.B. Tierhaltung, -handel, Jägertum und Populationsbekämpfung, Sport, Fischerei und vielen weitere Punkte nebst Forschung & Entwicklung.
Nein, muss es nicht. Wenn Tiere beispielsweise als Nahrungsmittel"lieferant" dienen, wird ein Naturzustand erfüllt. Tiere fressen Tiere, der Mensch ernährt sich von ihnen. Und das ist auch so vorgesehen, der Mensch steht in der Hierarchie der "Futtertiere" nunmal ganz oben. Das ist ein Zustand, an dem sich auch nichts ändern wird. Und ein Zustand, der mit der Natur völlig vereinbar ist. Fressen und gefressen werden.
Der gesellschaftliche Umgang mit Tieren im Bezug auf den Nutzen zum körperlichen Erhalt des Menschen ist so alt wie der Mensch selbst. Wie bereits erwähnt, es dient dem Erhalt des Menschen.
Du wirst sicher argumentieren wollen, dass es sich bei Tierversuchen zum Wohle des Menschen nicht anders verhält, denn auch hier steht der Erhalt des Menschen an erster Stelle. Allerdings ist dies kein natürliches Verhalten wie jagen oder schlachten.
Hier handelt es sich um wissenschaftliche Versuche (wenn wir in diesem Sektor verweilen wollen), um ausprobieren und experimentieren. Und dies zulasten "niederer" Geschöpfe (nicht wertebezogen, eher im Sinne von "schutzbedürftig).
Nicht nur dies, sondern auch deine Aversion gegen die Klasseneinordnung wirkt leicht widersprüchlich, nämlich zitierst du bereits im ersten Beitrag die oberste Klassifikation, Tiere sind per Gesetz Mitgeschöpfe.
Ich kann keinen Widerspruch erkennen, wenn ich die Aussagen gegenüberstelle.
a) Tiere sind Mitgeschöpfe.
b) Tiere sollen nicht klassifiziert werden; im Zusammenhang mit Tierversuchen soll keine Qualifizierung vorgenommen werden - ein Tier ist so gut/oder schlecht wie das andere
Vielleicht reden wir aber auch gerade aneinander vorbei?!
univerzal schrieb:Ein trockener Passus der zusammengefasst aussagt: Wenn Tierversuche genehmigt werden sollen, entscheiden Tierärzte, Mediziner/Naturwissenschaftler und Tierschutzvertreter über die Legitimation.
Dies gilt aber nur für das dementsprechende Landesrecht. Man darf allerdings nicht vergessen:
Bundesrecht bricht Landesrecht, daher sollten wir auf das Landesrecht bisweilen nicht allzu genau eingehen, da ich vermute, dass es einige Unterschiede zwischen den einzelnen Landesrechten der BRD gibt.
univerzal schrieb:Wir müssen jetzt nicht so tun, als wäre Dosierung ein grosses Hexenwerk. Ähnlich erfolgt es in der Grundlagenforschung, man konzentriert sich bei Tieren auf ähnliche Verhältnisse, um es vereinfacht auszudrücken. Beispielsweise entdeckte man die Wirkung von Insulin auf den Blutzucker durch Versuchsreihen an Hunden und Kaninchen. Bei Mäusen/Ratten wird Krebsforschung und Prüfung von Arzneimittel betrieben, Schweine hingegen sind Versuchstiere bei Notfall- und Transplantations-chirurgie, Herz-Kreislauf-Forschung und Veterinärmedizin. Rinder und Pferde werden für die Impfstoffentwicklung sowie ebenfalls für veterinärmedizinische Wissenschaften eingesetzt. Das ist jetzt nur ein kleiner Eindruck vom vielfältigen Gebrauch.
univerzal schrieb:Nun sollte jeder mal kurz selber abwägen, könnte er eine Sepsis bei sich oder Angehörigen verantworten, weil wir Untersuchungen und Bekämpfung von Infektionen schlagartig einschränken?
Das kann ich nicht so stehenlassen. Vor allem die Wortwahl "Wir müssen jetzt nicht so tun, als wäre Dosierung ein grosses Hexenwerk" gefällt mir gar nicht.
Ein Team aus 39 Wissenschaftlern von 20 US-amerikanischen und kanadischen Forschungseinrichtungen hat im Januar 2013 eine umfangreiche Studie veröffentlicht, der zufolge Mäuse (um konkret nur auf dieses Tier einzugehen, da Du es ja eingangs konkret erwähnt hast) und Menschen auf Entzündungsprozesse und andere Verletzungen völlig unterschiedlich reagieren.
So kam es beim Menschen zunächst zu einem »Gen-Sturm« mit überschießenden Reaktionen und anschließenden Genveränderungen, die bis zu einem halben Jahr lang anhielten. Bei den Mäusen hingegen war alles nach ein paar Stunden oder Tagen vorüber. Ich würde sagen, dass dies doch ein ziemlich erheblicher Unterschied ist.
Eine am 11. Januar 2013 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift International Journal of Medical Sciences veröffentlichte Studie bestätigt erneut, dass Tierversuchsergebnisse generell nicht auf den Menschen übertragbar sind.
Wissenschaftler von der kalifornischen Organisation Americans For Medical Advancement kommen nach ihrer Analyse zu dem Schluss, dass selbst bei einer verbesserten Standardisierung von »Tiermodellen« diese kein geeignetes Mittel sind, um Reaktionen des Menschen auf Medikamente und andere Stoffe zu testen.
Eine 2009 veröffentlichte wissenschaftliche Studie zeigt, dass mit »Tiermodellen« potentielle Risiken für den Menschen nicht vorhergesagt werden können. Das Ergebnis belegt, dass Mensch und Tier sowie verschiedene Tierarten untereinander nur unzureichende übereinstimmende Reaktionen zeigen.
Sogar Tierarten
untereinander sind nicht geeignet, um schlüssige Ergebnisse zu liefern, die in der Praxis auch verwertbar sind. Aber von Tier zu Mensch soll das dann gehen? Offensichtlich nicht.
Denn:
Wir sind keine 70 kg-Ratten!!!Wir leben in anderen Umgebungen als Labortiere, leben länger als diese und haben einen anderen Stoffwechsel, was vor allem in der Toxologieforschung eine sehr große Rolle spielt.
Soviel zu "Wir müssen jetzt nicht so tun, als wäre Dosierung ein grosses Hexenwerk".
Quelle:
http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/infos/wissenschaftliche-studien.htmluniverzal schrieb:Damit ist man höchstens auf dem besten Wege, um Erkenntnisse zu schmälern und die Entwicklung ganz auszubremsen.
univerzal schrieb:wenn du eine umfassende Alternative zu allen Tierversuchen bieten kannst.
"A recent survey of European animal researchers found that none had a budget to search for alternatives to using animals and only 50% reported that they did try to look for alternatives, spending an average of only two hours per project doing so."
Quelle:
http://www.eceae.org/en/the-truth-about-animal-testing/humane-science (Archiv-Version vom 10.05.2012)Wenn man nicht sucht, kann man auch nichts finden...
Allerdings gibt es einige Alternativen, wie man auf oben genannter Seite wunderbar nachlesen kann:
• Cell cultures (Zellkulturen)
• Chemical methods (Chemische Verfahren)
• Tissue and organ culture (Kulturen von Gewebe und Organen!!!)
• Computer models (Computermodelle)
• Human volunteers (menschliche Probanden)
Weitere Alternativen gibt es hier:
http://www.alternativen-zu-tierversuchen.kater-blacky.de/Es mangelt also nicht an Möglichkeiten, lediglich an dem Wunsch, diese Möglichkeiten und Alternativen ausführlicher zu erforschen und schließlich auch umzusetzen.
Mal ganz naiv gefragt: Wieso kann der Mensch auf den Mond fliegen und andere Planeten besuchen, während er gleichzeitig nicht in der Lage ist, sein umfangreiches Wissen zu nutzen und Alternativen zu erforschen, die es ermöglichen, ganz auf Tierversuche zu verzichten?
Ich weiß, wie naiv diese Frage ist und es ist wohl eine Frage rhetorischer Natur, auf die es keine Antwort zu geben scheint.