Ist "Westliche Welt" nur eine politisch korrekte Umschreibung?
23.08.2012 um 10:09
Also erst mal: Dass es ein Synonym für weiße Menschen wäre, kann nur Humbug sein. Schließlich geht vieles von dem, dessen der Westen sich heute so rühmen kann, ursprünglich auf Nicht-Weiße Personen zurück, wie etwa von Personen aus Mesopotamien, Indien und China. Übrigens: Viele Menschen unterschätzen gerade den Beitrag der Inder. (die Zahlen, diverses aus der Mathematik, religiöse Vorstellungen, Musik usw.)
Wie kann man also, wo doch vieles davon hier ihren Ausgang fand, davon sprechen, es sei westliche Kultur? Was ist Kultur? Das ist, was wir hier vielleicht zunächst fragen sollten.
Was ist Kultur? Kultur ist alles vom Menschen geschaffene. Autos sind Kultur, Schulen sind Kultur, Ideologien sind Kultur, Bräuche sind Kultur, Religionen sind Kultur, Gegenstände sind Kultur. Kultur ist alles, das der Mensch aus der Natur herausgehoben aus eigenen Kräften, kraft der eigenen Hände formt. Sei dies nun Bildhauerei oder Schriftstellerei.
Nun folgendes Szenario: Mensch A entwickelt etwas Kulturelles. Man kann also sagen, dies sei Kultur von Mensch A. Nun nimmt Mensch B die Kultur von Mensch A und entwickelt sie weiter - daraus entsteht wieder etwas Kulturelles; Kultur von Mensch B. Aber da die Kultur von Mensch B wesentlich auf der Kultur von Mensch A fußt, kann man nie wirklich von einer Kultur als solchen sprechen, die wirklich nur von diesen oder diesen Menschen stammt. Oder anders: Stammt denn das Kulturelle von B wirklich nur aus seiner eigenen Hand? Nein. Vielmehr ist jede Kultur jedes Menschen und jeder Zivilisation, jedes Staates auch immer die Kultur des ersten sich von der Natur lösenden Menschen, so also der gesamten Menschheit, da alles miteinander verbunden ist und das eine auf dem anderen aufbaut.
Das negiert schon mal, diese oder jene Kultur tatsächlich nur auf den einen Raum und die einen Menschen zu begrenzen. Es gibt, das ist ganz klar, Unterschiede; es gibt unterschiedliche Kulturen, Kulturkreise. Aber hier muss man lediglich davon sprechen, dass die einen eben dies, die einen das anders ausgeprägt haben. Aber alle haben sie auch viele Übereinstimmungen.
Wenn es nun zu westlicher Welt kommt, dann würde ich dies nun ganz klar lediglich geographisch interpretieren. Es lässt sich sagen: Hier, in diesen Breitengraden, ist die Kultur gerade dermaßen gestaltet, dass sie relative Demokratie, relativ große Freiheit und relativen Wohlstand anbieten kann. Ich würde nicht sagen, dass westliche Kultur universell ist; vom universellen ist auch sie, auch der westliche Breitengrad bzw. das, was man unter Westen versteht, noch relativ weit entfernt. Aber ich würde sagen, dass sie näher am Universellen und somit humanitären ist, als es beispielsweise nahöstliche oder asiatische Kultur derzeit ist.
Aber Demokratie und Freiheit nur mit dem Westen, diesem Breitengrad, oder halt sogar Weißen zu verbinden, ist meines Erachtens, wenn man an sauberer Sprache und Logik interessiert ist, erstens falsch und zweitens abträglich, um diese Werte auf der gesamten Welt zu streuen, indem es inkludiert, dass der Westen per se etwas Höheres wäre und eigentlich aller Fortschritt nur hierher. Das schreckt Menschen ab, schließt sie aus und erzeugt Widerwillen. Man sollte vielmehr von universeller Kultur sprechen, wenn man von direkter Demokratie und der Herrschaft der auf Menschlichkeit und Würde bedachten Justitia spricht, die diese Demokratie auch gegen Barbarei verteidigt. Ja, man sollte von universeller Kultur sprechen, gerade da, wie ich meine, das Streben nach Vorgenannten latent jedem vernünftigen Menschen zu eigen ist.