Einfach so, π × Daumen wird also Geburtshelfern das Geschlecht eingetragen, naja, ich halte das zum Beispiel für eine doch etwas gewagte Aussage, die impliziert, dass alles andere als das kulturelle Geschlecht keine wissenschaftliche Relevanz haben würde. Sicher, die Zeiten haben sich geändert, doch Alice Schwarzer fast direkt an die Seite von Beatrix von Storch zu stellen, ist für meinen Geschmack dann doch ein zu billiger Schenkelklopfer, den ich trotzdem gönnen kann, so ist es nicht. Ich meine, Alice Schwarzer hat sich doch in den verstaubten 80ern als eine der sehr wenigen dafür engagiert, dass die Selbstbestimmung gesetzlich verankert wurde. Oder wie war das noch? Und wenn sie von einer Mode spricht, dann hat das vielleicht mehr mit einer Industrie zu tun, die mit schnellen, einfältigen Problemlösungsstrategien ihr Geld verdient, oder mit Kindern, die diesen Schritt eventuell bereuen, als Betroffenen diesen Schritt zu verwehren, aber das Boulevardmagazin will das nicht sehen: Schwarzer, verstaubt wie der Katar, haha, alles klar.
Als Ursache dafür vermutet die Emma-Herausgeberin etwas ganz Anderes: „Diese jungen Mädchen, die jetzt die Therapeutenpraxen stürmen, leben in einer Welt, die ihnen sehr widersprüchliche Botschaften vermittelt. Einerseits wird ihnen gesagt: „Du kannst Kanzlerin werden, du kannst Astronautin werden, du kannst alles, was die Männer können!“ Gleichzeitig wird ihnen aber nicht nur im Netz signalisiert: „Aber immer schön Frau bleiben dabei! Der Körper, der Busen, das Gesicht – muss alles perfekt sein!““
Durch diesen Spagat entstehe verständlicherweise ein Unbehagen mit der eigenen Frauenrolle. „Die Lösung dieses Problems ist aber nicht, den eigenen Körper zu verstümmeln. Die Lösung ist, die Frauenrolle zu überwinden und sich sogenannte männliche Freiheiten einfach zu nehmen. Die Therapeuten müssen unterscheiden lernen zwischen den seltenen echten Fällen von Transsexualität und den vielen, vielen Fällen, in denen junge Frauen und manchmal auch junge Männer einfach Probleme mit ihrer Geschlechterrolle haben.“
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Schwarzer argumentiert: „Bei dieser ganzen Debatte wird meiner Meinung nach Natur mit Kultur verwechselt. Ich gehöre zu den Menschen, die die kulturelle Geschlechterrolle abschaffen wollen. Das heißt, ich glaube zum Beispiel nicht, dass Frauen nur weil sie Kinder gebären können, die besseren Mütter sind. Und ich finde, Mädchen sollen Fußball spielen können und Jungen weinen dürfen. Jetzt aber geht man plötzlich her und sagt: „Das biologische Geschlecht muss geändert werden.“ Wir können die Natur aber nicht abschaffen.“
https://www.berliner-zeitung.de/news/selbstbestimmungsgesetz-alice-schwarzer-warnt-von-trans-mode-li.219298Aber klar, statt sich mal mit Geschichte oder ihrer Bio ein wenig auseinanderzusetzen, um wenigstens etwas konstruktive Kritik zu üben, muss Steuerbetrug, Transphobievorwürfe, Altenfeindlichkeit herhalten. Hab ich noch was vergessen? Egal, Prost, auf den Antifeminismus. Haha, eine TERF, geil. Er kapiert auch nicht mal ansatzweise den problematischen Zusammenhang zwischen Feminismus und Transgender, keine Ahnung, vielleicht ist es ihm auch völlig egal, vielleicht nicht mehr, wenn am Ende nur noch Männer und FLINTAS überbleiben...
Wer nicht die Möglichkeit einer falschen Entscheidung in jungen Jahren miteinbezieht, stattdessen Selbstbestimmung als den alles niederstechenden Joker spielt und jegliche Kritik als verstaubt und transphob identifiziert, hat meiner Meinung zum Thema Selbstbestimmung und Transpersonen wenig zu sagen, das hilft den (zweifelnden) Betroffenen auch gar nicht, ganz im Gegenteil.
Ich denke, dass einiges meiner inhaltlichen Positionierung zumindest in Ansätzen erkennbar sein sollte. Wenn nicht, dann auch gut.
Tussinelda schrieb:also doch eher ein Blogeintrag, als etwas zur Diskussion zu stellen
Ich habe Böhmis Ausgabe, die nicht ich eingestellt habe, kritisiert und darauf Bezug genommen.