So, nochmal zu der Studie hier:
https://www.earsandeyes.com/blog/geschlechtergerechte-sprache-gendersternchen-17097/]
Ich wollte ja eigentlich noch ein Modell dazu entwickeln, aber irgendwie ist das nicht zielführend, ich stelle das mal zurück. Aber etwas anderes interessantes:
In der Studie sollten die Befragten ja jeweils zwei Musiker, Moderatoren oder Schauspieler nennen, und dann wurde ausgewertet, welchen Geschlechts die beiden Nennungen sind.
Nehmen wir mal die Gruppe der Musiker. Nach dem Opferbericht
https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/wie-sich-nicht-nur-frauen-ihren-platz-in-der-pop-landschaft-immer-noch-erkaempfen-muessen-100.html (Archiv-Version vom 27.04.2022)(natürlich gegendert, wie sich das für solche Berichte gehört) kommen auf eine Musikerin rund vier männliche Musiker:
Der Durchschnitt aller in den Titeln genannten Acts [Anmerkung: 2010-2020] besteht weiterhin zu einem deutlich höheren Anteil aus Männern. Nämlich 81 Prozent gegenüber 19 Prozent Frauen.
Man kann nun größenordnungsmäßig davon ausgehen, daß das die Verteilung von insgesamt bekannten Musikern, die bei der Befragung als Antworten zur Verfügung stehen, also ungefähr so aussieht. Wir haben also einen Pool aus 81% Männern und 19% Frauen, aus denen die Antworten kommen.
Was würde man bei einer völligen Zufallsauswahl, unabhängig vom Geschlecht, für ein Ergebnis erwarten?
2 Männer werden genannt: 81% * 81% = 66%
2 Frauen werden genannt: 19% * 19% = 4%
1 Mann und 1 Frau werden genannt: 2 * 81% * 19% = 31%
Nun schauen wir mal in die Studie direkt:
https://www.researchgate.net/profile/Melissa-Koch-9/publication/352778491_Kognitive_Effekte_des_generischen_Maskulinums_und_genderneutraler_Alternativen_im_Deutschen_-_eine_empirische_Untersuchung/links/6171e126435dab3b75948917/Kognitive-Effekte-des-generischen-Maskulinums-und-genderneutraler-Alternativen-im-Deutschen-eine-empirische-Untersuchung.pdfAb Seite 55 finden sich die Ergebnisse zur Befragung zum Thema Musiker. Bei der Frage mit dem generischen Maskulinum lauten die Antworten:
Frauen nannten zu 20% weibliche und zu 80% männliche Musiker. Männer nannten 15% und 85%. Das heißt während Männer leicht neben der real existierenden Verteilung der Musiker lagen, haben die Frauen fast exakt den Erwartungswert getroffen. Zur Erinnerung: Beim generischen Maskulinum.
Als nächstes war ich gespannt, was denn wohl die Kombination der beiden Antworten ergeben würde und scrollte zum nächsten Kasten "Kombination", woraufhin ich das schrieb:
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Nun zur Kombination der Antworten:
Frauen nannten zu 68% 2 männliche Musiker, zu 11% 2 weibliche und zu 22% jeweils einen.
Männer nannten zu 76% 2 männliche Musiker, zu 5% 2 weibliche und zu 19% jeweils einen.
Das ist ein wirklich frappierendes Ergebnis: Frauen haben - beim generischen Maskulinum wohlgemerkt! - gerade einmal 2 Prozentpunkte mehr Männernennungen gegeben als zufällig zu erwarten wäre. Und obwohl das generische Maskulinum angeblich dazu verleiten würde, nur an Männer zu denken, haben doppelt soviele Frauen gar keinen Mann angegeben als zu erwarten.
Männer liegen mit ihren 76% Mann-Nennungen schon etwas darüber, allerdings auch minimal mit einem Prozentpunkt bei Nur-Frauen-Nennungen.
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Erst anschließend fiel mir dann auf: Das ist das Ergebnis aller drei Fragen und nicht nur zu den Musikern.
Was ist denn das für eine mistige Studie? Erst zeigt man die Einzelergebnisse aus der einen Kategorie, und für die Darstellung der Kombination zeigt man eine andere Kategorie? Einzelergebnisse zu den Befragungen bezüglich Schauspielern und Moderatoren fehlen auch ganz.
Ergebnisse zu den gegenderten Fragen fehlen ebenfalls komplett.
Naja, zumindest aus den Einzelergebnissen bei Musikern kann man grob ableiten, daß das generische Maskulinum Männer so gut wie gar nicht in den Vordergrund stellt und dabei genauso an Frauen gedacht wird.
Für mich sieht die Studie aus wie "Ach, ich hab' jetzt schon so viel geschrieben, jetzt habe ich keine Lust mehr und kürze ab". Ärgerlich so etwas, und mit sowas wird dann als Beweis für die Benachteiligung durchs generische Maskulinum herumgewunken.