@benihispeed benihispeed schrieb:Mit dem letzten Beitrag hast du dir eine gute Antwort auf dein erschüttertes „Gottesbild“ gegeben.
Wenn man nähmlich alles in Betracht zieht was du über die Welt beschrieben hast, kommt nur noch ein sich selber entwickelnder, nicht allmächtiger „Gott“ infrage.
Es ist ein Gott der Leben und Bewusstsein nicht konstruieren kann, sondern durch Evolution entstehen lassen muss. Dessen Ziel aber unbedingt die Entstehung von reflektierendem, Beziehungsfähigem Bewusstsein ist, um sich selber zu erfahren und zu entwickeln.
Von der These des sich entwickelnden Gottes habe ich auch schon gelesen bzw. sie mehr oberflächlich überflogen. Sie klingt zunächst logisch, aber bei näherem Hinsehen eröffen sich Fragen. Zunächst warum braucht ein Gott, der ja Bewusstsein hat, anders könnte er ja nicht willentlich Prozesse auslösen, die Evolution in Gang setzen, diese Evolution überhaupt? Beobachtet er sie, bis ein ausreichend großes Bewusstsein entstanden ist, das mit ihm in Kontakt treten kann? Oder verliert er sich in ihr, gibt sein bereits vorhandenes Bewusstsein auf, um es verteil auf Alles, was er geschaffen hat, sich erneut entwickeln zu lassen?
benihispeed schrieb:Das heisst wir sind Kinder von „Gott“ und er liebt uns wie sich selber. Er wartet darauf das wir mit ihm in Kontakt treten, um eine Bessere Welt zu gestalten, in der
Immer mehr Menschenbewusstseine sichnnicht mehr der Täuschung, der Trennung von ihm, erliegen.
Aber er ist kein Garant dafür das alles auf der Welt gut läuft, das kann er gar nicht sein.
Dass wir Kinder sind, kling auch im Jesus-Vers an: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben"
Die Reben fallen aber ab, verfaulen, streuen ihren Samen, werden gegessen ... was auch immer. Unsterblich ist nur der Weinstock, aber uns Menschen geht es ja um unser individuelles Dasein, das wir gerne auf ewig erhalten wollen, unser individuelles Bewusstsein. Wenn die Reben abfallen, sind sie definitiv getrennt von Gott. Sie haben seine Information durch Fortpflanzung zwar weitergegeben, aber sie selber sind dann weg. Von daher ist die Produktion von individuellem Bewusstsein, dass zur Kommunikation mit Gott und zur Gestaltung der Welt dient, reiner Opportunismus. Es sei denn, der Weinstock wäre gleichzeitig Informationsspeicher, der die Individualbewusstseine in ein universelles Bewusstsein überführt.
Letzteres war meine Hoffnung und ein bisschen auch mein Glaube, aber durch meine Bewusstseinseinschränkung in der genannten Erfahrung, fürchte ich, dass alles nur Illusion ist.
@savaboro savaboro schrieb:Punkt 2 Wenn ein stern explodiert dann entsteht daraus wieder neues leben. Die natur erschafft sich auch nicht nur immer wieder neu, sie entwickelt auch strategien um zerstörung wieder auszugleichen. Das leben hier auf der erde, hatte sich in s einem unfassbaren artenreichtum entwickelt, ökosysteme die sich selbst organisieren und jedes lebewesen einen beitrag dazu hat. Das kann man als "perfekten" Kreislauf sehen.
Von naturwegen hört sich das auch perfekt an. Aus der Sicht eines Individuums mit Ich-Bewsstsein ist das aber wenig befriedigend. Man möchte ja nicht nur verzichbares Teilchen eines perfekten Kreislaufes sein, sondern hat Beziehungen und empfindet deren Verlust als schmerzhaft und möchte weder sie noch sich selber dem großen Ganzen opfern. Wenn es nur um den perfekten Kreislauf ginge, wäre Bewusstsein obsolet.
@dedux dedux schrieb:Ich vermute, es fühlt sich an, wie ein Stau? Hier bist du, dort sind die anderen und dazwischen ist ein Wall aus aufgehäuften schlechten Erfahrungen. Wenn du schon so viele schlechte Erfahrungen gemacht hast, ist der Wall so groß, dass du die anderen, die dahinter stehen gar nicht mehr ganz sehen kannst, sie werden zur Hälfte vom Wall verdeckt.
Nein, wie ein Stau fühlt es sich nicht an. Eher wie: Von Feinden umzingelt.
Ist natürlich völliger Unsinn und polemisiert. Aber Gefühle sind ja bekannt dafür nicht rational zu sein.
dedux schrieb:Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Problem zu lösen. Z.B. retrospektive Neuordnung der Erfahrungen. Du kannst dir negative Erfahrungen zurück ins Gedächtnis holen, sie durchspielen und nach deinem heutigen Entwicklungsstand neu bewerten. Versuche ihnen positive Wirkungen auf deinen Entwicklungsweg zuzuordnen.
Das klingt gut. Ein interessanter Ansatz, mit dem ich mich mal auseinandersetzen werde.
dedux schrieb:Beschreibe mir bitte diese Sensibilität genauer.
Ich höre keine Stimmen
:) und bin auch sonst psychisch stabil.
Es sind die Gesten, die (Mikro-) Mimik, die Körperhaltung, der Tonfall, der Blick und die Handlungsweisen, die ich an Menschen intensiver wahrnehme, alles was sie unbewusst von sich preisgeben, auch das, von dem sie glauben, es sei besonders clever angestellt und verberge ihre wahre Intention. Ich weiß auch wo das herkommt. Ich bin darauf konditioniert "Gedanken zu lesen", weil ich ein Elternteil hatte, das eben nicht kommunizieren konnte, über das was es sich wünscht und in gewisser Weise die kindliche Erwartungshaltung hatte, dass man schon weiß, was Sache ist.
Dieses Training hat, auch in Bezug auf deine oben angesprochene Neubewertung von Ereignissen, sicherlich seine Vorteile.
Man lässt sich nicht so leicht etwas vormachen. Auf der anderen Seite macht es einem das Leben auch schwer, weil viele Mensch hintergründig gar nicht so nett sind, wie sie sich geben und die dargebotene Freundlichkeit nur Opportunismus ist. Würde ich das nicht so merken, hätte ich mehr Kontakte und wäre froh, denn was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
Ich merke schnell, wenn mich jemand gar nicht leiden kann, aber die Umstände es erfordern, freundlichen Umgang mit mir zu pflegen. Ich spüre die Vorurteile, die Menschen gegen mich haben, ich ersehe es aus ihren Äußerungen, die sie mir im Vorbeigehen "unter die Weste drücken", ohne dass ich ihnen einen Gruend gegeben hätte und ohne dass ich die Gelegenheit hätte, etwas zu erwidern oder klar zu stellen. Es gibt immer mindestens zwei Sichtweisen auf einen Sachverhalt, meistens werde ich mit der Sicht der anderen konfrontiert ohne meinen Standpunkt erläutern zu können. Meist lassen (andere Frauen) ihre Unzufriedenheit an mir aus, projezieren ihre eigenen Ängste, was man von ihnen denken könnte (aber gar nicht tut) einfach auf mein Denken und tätigen Äußerungen aus denen ich klar ersehen kann, was sie denken, was ich denke, was aber gar nicht stimmt. In den meisten Fällen habe ich mit diesen Menschen nicht einmal so viel zu tun, dass ich mir überhaupt Gedanken um sie mache, geschweige denn das, was man mir zwischen den Zeilen als Vermutung, was ich denken könnte, mitteilt.
Das klingt jetzt wie Tittifax. Ich weiß. Sollte mir egal sein, was andere denken. Ist es aber nicht. Man möchte nicht verkannt werden und möchte auch gemocht werden. Wenn mich jemand ablehnt, weil ich bin, wie ich bin, ist das eben so. Wenn mich aber jemand ablehnt ohne mich zu kennen und mir Denkweisen unterstellt, die ich gar nicht habe, dann frisst mich das an, vor allem wenn es gehäuft vorkommt. Das liegt natürlich daran, dass ich zur Introversion gegenüber Fremden neige und damit die ideale Projektionsfläche für deren Sicht diene. Wer nichts von sich preis gibt, in den wird eben hineininterpretiert und da sind die Möglichkeiten schier unbegrenzt.
Schon das hier alles zu schreiben, kostet mich imense Überwindung. Ich empfinde das als unerträglichen Seelenstiptease, der sich nicht gehört, aber ich tue es, weil ich wissen möchte, was andere davon halten.
dedux schrieb:Die Erfahrung hab ich auch gemacht. Ich habe das Nichts gesehen, die Dunkelheit. Ich bin aber nach meiner Genesung langsam dahinter gekommen, dass sich dieses Nichts auf das "sichtbare Universum" beschränkt. Diese Erfahrung war eine Todessimulation, die dazu anspornen soll, das diesseitige Leben zu transzendieren und in höhere geistige Sphären aufzusteigen
Das hört sich ein wenig nach Depression an, weil du von Genesung sprichst. Oder war das ein spirituelles Erlebnis? Auf jeden Fall geht es dir besser, das ist wichtig.
Zum besseren Verständnis würde ich aber doch gerne wissen, was du mit Todessimulation meinst? Ist damit der Tiefpunkt im Rahmen einer Depression gemeint, der dann den Wendepunkt gebracht hat, dein Leben neu anzugehen, weil es so kostbar ist, oder
war es ein spiritueller Anstoß, sich mit dem Jenseits, dem Leben nach dem Tod zu beschäftigen, weil dies vorher nicht so den Raum in deinem Leben eingenommen hat? Was bedeutet für dich "das diesseitige Leben zu transzendieren?
Ich gehe davon aus, dass es ein diesseitiges Leben gibt und im Anschluss ein Fortleben in einer jenseitigen, spirituellen Welt aus Bewusstsein. Das diesseitige Leben zu transzendieren bringe ich mit dem körperlichen Sterbevorgang in Verbindung, aber gehe davon aus, dass du das nicht so gemeint hast.
Mein Erleben des Nichts (von dem ich immer ausging, dass es das gar nicht geben kann) hat mir vermittelt, dass es nichts gäbe, auf das ich mich ausrichten könnte, keine Transzendenz. Das ist es, was mich geschockt hat. Ich hatte "einen Glauben", der ist nun in Frage gestellt. Dieses Erlebnis positiv umzudeuten gelingt nicht ganz. Es spornt mich zwar an, mehr aus meinem Leben zu machen, ja sogar Mitleid mit den Anderen zu haben, die auch nur Illusion des Einen sind, damit ES nicht allein ist, ja tatsächlich Mitleid mit Gott zu haben, es könnte mich aber auch - hätte ich keine ethischen Grundsätze - in einen Nihilismus treiben, der dazu führen könnte, zum Egoschwein zu mutieren.
dedux schrieb:Du hast vermutlich auch jenseitige Komponenten. Stelle eine Verbindung zu ihnen her.
Du meinst im schamanistischen Sinne? Oder durch Meditation?
Wie stellst du Verbindung zu deinen jenseitigen Komponenten her?
Manchmal melden sie sich von alleine, zumindest ist das eine Interpretationsspielart von "gewissen Ereignissen". Man wird am Arm festgehalten, weil man sonst überfahren worden wäre, aber da war gar niemand. Oder sind das doch Geistwesen anstatt höherer Wesensanteile des eigenen Ichs? Wer weiß es schon .... Die Engelvariante wäre mir lieber.
Ich stelle mir keine Sinnfragen, denn das würde nur meine Aufmerksamkeit aus dem Gewahrsein ins Philosophieren verschieben. Der Sinn offenbart sich durch Erkenntnis und nicht durch Nachdenken.
Wie bist du zu diese Einstellung gelangt? Durch das Dunkelheitserlebnis? Das würde mich interessieren.
Ich denke da ganz anders. Ich denke: Ich m u s s den Sinn erfassen, sonst komme ich nicht "in den Himmel". Ich muss den Erkenntnisgewinn irgendwie forcieren, zum Beispiel durch das, was mich die geschilderte Erfahrung hat machen lassen. Ich habe diesen Weg gewählt, weil auch mir klar ist, dass man durch Nachdenken keine Erleuchtung erfährt. Ich wollte den Weg der Erfahrung gehen. Und jetzt komme ich nicht damit klar.