@allRonimundus Lullus zum Heiligen Mittwoch
Fortsetzung:
... Wer würde einem ausgewachsenen Mann die Brust geben, oder einem neugeborenen Kind gebratenes Fleisch? Und wenn der Wunsch, dass das Kind rasch zum Manne heranwachsen möge, seine Pfleger dazu brächte, dem Säugling gebratenes Fleisch zu geben, würde dann nicht jeder sehen, dass Verlangen und Einbildung ihn wahnsinnig gemacht haben?
Doch das gleiche gilt für den Menschen: er ist voller Verlangen und Einbildungen und in diesem Sinne verrückt; und in seiner Obhut befindet sich ein kleines Kind.
Er möge also sich selbst, sein Verlangen und seine Einbildungen beiseitestellen; er möge sich nur Gott hingeben und sich von ihm leiten lassen; und er möge sich nicht beklagen, wenn seine erste Mahlzeit von der Mutterbrust kommt, denn das ist die Nahrung, die von Gott für das kleine Dind eigens geschaffen wurde.
Die rechte Nahrung wird zur rechten Zeit kommen, und das noch nicht entwöhnte Lamm knabbert bereits an den Halmen, die eines Tages seine Nahrung sein werden.
Alle Dinge brauchen ihre Zeit, und von Hast kommt nur Schaden.
Die Wunder des Erwachsenwerdens mögen das Kind faszinieren, doch wenn es vor der Zeit Zugang zu ihnen hätte, würde es nur Schaden nehmen. DasKind mag den Erwachsenen in seiner Freiheit erblicken und denken, dass es abends auch lange aufbleiben und bei jedem Wetter ausgehen möchte, angezogen wie es Lust hat - aber der Erwachsene weiss, dass es anders ist, denn mit der Freiheit kommt auch Verantwortung.
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..Wer zu früh sucht, weiss nicht, was er sucht, und was er dafür in Kauf nehmen muss...
Denn wenn ein Mensch vor der Zeit fähig wäre, Kranke zu heilen, könnte er durch das Heilen selber krank werden: und dies wäre nicht der Wille Gottes, sondern nur die folge seiner Unwissenheit und und seines Eigenwillens.
Die Bürden des Erwachsenen sind nicht für das Kind bestimmt. Das kind möge sich nicht nach Wundern wie nach Spielzeug sehnen, denn Wunder bringen eine Last mit sich, die nur ein Starker tragen kann.
So möge sich denn ein jeder in Demut und Geduld, mit Aufrichtigkeit und Vertrauen dem Willen Gottes hingaben, Dem Allwissenden, dessen Fürsorge den menschen mit allem versieht, was ihm nottut.
Auszug aus R:H: von Bissing: Von der Hingabe