Bücherwurm schrieb:Im Christentum ist der Mensch das Ebenbild Gottes, das höchste Wesen was so auf Erden wandelt wenn Gott grade mal nicht anwesend ist.
Ja richtig, er ist als Ebenbild Gottes erschaffen und sogar mit der Herrschaft über alle Tiere betraut. Im ersten Schöpfungsbericht, dem Siebentagesbericht. Und nun? Krönung der Schöpfung? Wo steht das? Nur weil der Mensch in diesem einen Schöpfungsbericht so hoch angebunden ist, heißt das noch gar nichs. Denn schon im zweiten Schöpfungsbericht, dem mit Adam und Eva und dem Garten (in) Eden, da steht nämlich zu lesen, daß es weder gottgewollt noch gut ist, wenn der Mensch wie Gott ist, quasi die Ablehnung des "Menschen wie Gott", das genaue Gegenteil vom ersten Schöpfungsbericht. Gibts da wenigstens noch die Herrschaft über die Natur? Nope. Gott schuf den Menschen aus Staub, blies ihm den Odem in die Nase und setzte ihn in den Garten - diesen zu bewahren und zu bebauen. Der Mensch ist da der Diener der Natur, nicht ihr Herrscher. Zwei Schöpfungsberichte, direkt nebeneinander, aufeinander bezogen.
Du kannst nicht den einen Schöpfungsbericht lesen und sagen "so meint die Bibel den Menschen", und dafür die Aussage des zweiten Schöpfungsberichtes über den Menschen und dessen Stellung einfach außen vor lassen. Wenn Du das biblische Menschenbild benennen willst, dann mußt Du schon "beide Seiten der Medaille" berücksichtigen, von denen die Bibel absichtsvoll direkt nebeneinander berichtet.
Bücherwurm schrieb:Es wäre interessant zu wissen, wie die Kirche ihre "Krone" einordnet
Du solltest besser erst mal dem
Ob eines "Kirche spricht von Krone" nachgehen, bevor Du Dir nen Kopp machst über ein künftiges
Wie. Fakt ist, vom Menschen als der Krönung / Krone der Schöpfung sprach man erst richtig und sogar häufig ab dem späteren 19. Jahrhundert. Und da kann ich Dir auch problemlos zeigen, in welchem Zusammenhang der Mensch als Krone galt, und wer ihn also als Krone verstand und propagierte.
Original anzeigen (6,8 MB)Von Ernst Haeckel himself,
der deutschen Evolutionskoryphäe schlechthin. Hier nochmal mit originaler deutscher Beschriftung, nur nicht so schmuck in der Wiedergabe:
Jaaa aaaber, könnt man einwenden, da steht doch "Stammbaum des Menschen drübber". Klar, daß bei nem Stammbaum für XY eben der XY "am Ende" steht. Das meint jetzt nicht, daß dieses XY als die Krone von't Janze gilt. Nun, dem Irrtume kann abgeholfen werden mit Haeckels Stammbaum der Wirbeltiere:
Original anzeigen (0,3 MB)As you can see ---> Für Haeckel steht der Mensch generell ganz oben und voll in der Mitte.
Das Reden von der "Krone der Schöpfung" verdanken wir nicht Kirchens, sondern diesen Wissenschaftlern. Und mit Krone ist eben kein so ne klunkerbehangene Goldmütze von Königen gemeint, sondern die Krone eines Baumes. Sonst würde nämlich "Krone der Schöpfung" für den Menschen
überhaupt keinen Sinn ergeben. Denn die Krone eines Baumes ist schließlich Bestandteil des Baumes. Wäre hingegen mit der Krone der Schöpfung die gleichnamige Herrschaftsinsignie gemeint, dann wäre die Schöpfung die Schöpfung, aber die Krone darauf gar keine Schöpfung. Biblisch gilt der Mensch aber nun mal als Teil der Schöpfung und nicht als was anderes, das der Schöpfung dann zur Zierde (und meinetwegen zum Drüberherrschen, Drauflasten usw.) nur draufgepappt wurde, aber nix damit zu tun hätte, das diese Krone nun tragen muß.
Krone der Schöpfung, dieses zurecht kritisierte und weitestgehend verworfene Konzept kommt nicht aus der Kirche, nicht aus der Bibel, sondern von unseren frühen Evolutionswissenschaftlern.
Könnt man ja sagen, aber es heißt doch "der Schöpfung", und das ist ja wohl Kirchensprech, nicht Ausdrucksweise von Wissenschaftlern wie Haeckel. Tscha, kann ich nur sagen: der Stammbaum des Menschen, den veröffentlichte Haeckel in seinem bedeutenden Evolutionswerk mit dem Titel:
Original anzeigen (0,4 MB)Bonus am Rande: Auch die Rassentheorie wird in dem Werk kräftig ausgebaut. An der linken Bildseite kann man Haeckels Darlegung schon erahnen. Auch wenn die abgebildeten Primaten, menschliche wie tierische, nicht in direkter Abstammungsfolge zueinander stehen, so sind sie doch jeder ein Vertreter eines in der Abstammungsfolge erreichten Evolutionslevels, erst die Hundsaffen, dann die Menschenaffen, dann Hottentott (knapp über Orang und Gorilla) und Kaffer, dann ein paar mittlere Rassen wie Asiaten, aber am höchsten entwickelt schließlich der hochstirnige "Mediterrane". Haeckel verteilt auch Etiketten wie lebensunwürdig und zum Sterben verurteilt an diese verschiedenen Menschengruppen...
Haeckel macht es sowas von klar, wo der Baum seine Krone hat! Haeckel (& co.), nicht Kirchens!
Ja, es gab vorher schon so ein Verständnis von der Hochanbindung des Menschen innerhalb der belebten Natur. Etwa in der (im lateinischen Titel
:) Scala Naturae, der Stufenleiter der Natur, vom Platoschüler Aristoteles, wo ebenfalls ganz oben einsam der Mensch steht. Und auch Jahrhunderte vor Haeckel & co. gab es solche Konzepte wie z.B. hier zu sehen:
Original anzeigen (4,4 MB)In den inneren Kreisen sieht man links einen Mann und rechts eine Frau am oberen Ende des Animalia-Rings, wie im Mineralia-Ring links Gold und rechts Silber sich ganz oben befinden. Also "oberst = edelst", keine Frage. Nur stammt diese Darstellung des frühen 17.Jh. nicht aus einer kirchlichen Schrift, sondern von
Robert Fludd, einem theosophisch-esoterisch mehr als nur angehauchten studierten Naturphilosophen (damals nannte man Wissenschaft "Philosophie" und die Wissenschaftler Philosophen; so kritisiert auch ein Galilei seine ausdrücklich "Philosophen" genannten Kollegen, weil die anders als die Römische Kurie seine heliozentrischen Arbeiten und den Sternrohrblick auf die Jupitermonde als Mini-Sonnensystem-Vergleich rundheraus ablehnten und verwarfen).
Immer und immer wieder, es waren nicht die Religionen, sondern die Wissenschaftler, Protowissenschaftler und die großen antiken Denker, die sowas bastelten und propagierten. Wenn man mal was von der Aufklärung in Sachen Kirche lernen kann (freilich selbst dies nur mit großer Vorsicht und reichlich Abstrichen), dann dies, daß Kirchens in Mittelalter wie Frühneuzeit die Stellung des Menschen in der Welt eher für gering erachtete und Demütigsein predigte statt "Wir sind die Krone, da kannste Dir was drauf einbilden!" Erst Humanismus und Renaissance, später dann Aufklärung haben nach der Antike den Menschen wieder zum Maß aller Dinge gepusht, zur Krone der Schöpfung, zum Herrenwesen (Primat = Erster, Vorrang). Und erst ab der Industrialisierung wurde der Bibelspruch "machet euch die Erde untertan und herrschet über sie" zum allseits gebrauchten Slogan.
Bücherwurm schrieb:Die Arroganz des Menschen in der Religion kennt keine Grenzen.
Du kommst immer so mit absoluten Tatsachen in Behauptung statt Fundierung, oder gar Differenzierung. Wenn an dem blöden Ding da was dran ist, dann stimmt das allenfalls partiell - und für alle, nicht nur Religionen / Religiöse. Zu deutsch, selbst nach Abstrichen der Absolutheit ist dieser Satz falsch, da falsche Abgrenzung der damit beschriebenen Gruppe.
Mit dummen Sprüchen wie diesem läßt sich zwar gut polemisieren und die dazu passenden Clacqueure unter dem Steinen hervorlocken. Aber ne Diskussion sachlich voranbringen oder Einwände entkräften kann man damit nicht. Wenn Du Dich über sowas auskotzen willst, mach nen Blog auf, aber die Threads sind eigentlich für Sachdiskussionen da, also für Sachbeiträge.
Heide_witzka schrieb:Warum sollte ich mich aufregen, wenn ein Gott nachgewiesen wird?
Sowas hatte ich mich damals auch gefragt, als meine Atheisteneltern mir zwei Jahre lang die Hölle heiß gemacht haben, nachdem ich ihnen sagte, ich wolle mich taufen lassen. Ich mein, dachten die, ich komm jetzt in die Atheistenhölle? Wurden meine Noten schlechter? War ich plötzlich unfähig zu sozialem Verhalten, logischem Denken, verlor ich meine naturwissenschaftlichen und sonstigen Interessen? War ich in irgendwas "mißraten", weil ich Christ geworden war? Erst als meine Schwester später zu den Zeugen Jehovas ging, wurde es angesichts meines "ja nur evangelisch" wieder besser.
Vorher hatten meine Eltern auch keine Probleme mit Kirchens und religiösen Menschen und hätten sich auch nicht vorstellen können, damit Probleme zu haben. Nach meinem Taufwunsch haben die selbst im Urlaub ewig lange jeden tolle Kirchenbau gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Oder den österlichen Bibelschinken im Fernsehen, der sonst jedes Jahr aufm Programm stand. Wie man selbst auf sowas reagiert, wenns einen in der eigenen Weltanschauung trifft, das weiß man auch dann nie so genau, wenn man behauptet, es zu wissen.
Doors schrieb:Wenn "Ausserirdische" auf der Erde leben bzw. lebten, dann waren sie doch eher "Irdische", oder?
Klar sind in SciFi-Stories Menschen auf den Marskolonien Marsianer. Dennoch bleiben sie stets auch Terraner, spätestens für die Aliens von Ceta Reticuli, egal, ob die aufm Heimatplanet leben oder ebenfalls auf Terra bzw. Mars. Und auch genetisch wäre ein Mensch auf dem Heimatplaneten der Cetareticulianer stets ein Terraner, selbst nach mehreren Milliarden Jahren (ok, dann wärs kein Mensch i.S.v. Homo sapiens mehr, aber Terraner, "irdisch").
Und so werden / würden Aliens auf der Erde ebenfalls stets und immer
auch Aliens bleiben, egal, wie lange die hier schon leben (würden) oder gelebt haben (/hätten).