@libertarian libertarian schrieb:Dieses begründet sich aber auch gerade durch eine ganze Hand voll Indizien.
Jedenfalls ist das leicht behauptet.
libertarian schrieb:Außerdem ist es glaube ich durchaus durch Funde erwiesen, dass schon die Indus-Kultur das Dezimalsystem kannte. Das war es ja auch, was ich als Kontinuität hier speziell tatsächlich behauptete. Es wäre in diesem Fall jedenfalls sehr wahrscheinlich, dass die Dezimalzahlen dann von den Indogermanen übernommen und verfeinert wurden.
Da brauchst Du nur die indogermanischen Sprachen zu vergleichen, um festzustellen, daß die Kulturen indogermanischer Zunge allesamt das Dezimalsystem kannten. Das Dezimalsystem ist beim Menschen sowas von universal, weil naheliegend, daß das kein Indiz für kulturelle Kontinuität sein kann. Anders wäre das mit dem Zwölfer-, Zwanziger- oder Sechzigersystem.
libertarian schrieb:Habe ich das behauptet?
Fiel Dir mein "etwa" auf? War nur ein Beispiel. Selbst wenn es grad falsch ist, als Beispiel verstehste es doch.
libertarian schrieb:Ja, wir müssen hier eventuell differenzieren. Wir müssen klar geographische und historisch soziale Unterschiede herausbrechen. Warum etwa könnte es sich so verhalten haben, wie du es hier beschreibst? Ich sage dir klar, über Mesopotamien, Nord wie Süd, bin ich zu wenig informiert, um das hier sachgerecht evaluieren zu können.
Bedenke das bitte nächstes Mal vorher, bevor Du mit absoluten Aussagen wie weltweiter Gleichzeitigkeit daherkommst.
libertarian schrieb:Aber bei der Levante meine ich mich insofern einmischen zu können, als dass ihr geographischer und historisch sozialer Faktor gerade als Hindernis für die von mir genannte Entwicklung doch gerade zu ins Auge sticht.
Ja, das wird immer wieder mal gesagt. Tatsache aber ist, daß bei der Entstehung von Großreichen nur wenige Orte zum Großreich werden, die meisten Regionen hingegen werden Teil eines solchen Großreiches. Trotz der Versuche in der späten Bronzezeit, die Levante unter die Hegemonie Ägyptens bzw. Hattis zu bringen, gelang dies jedoch nicht wirklich bzw. nicht nachhaltig. Weil es nicht ging, wie Du sagst? Nö, denn ab den Neuassyrern ging es ja dann doch primstens, nahtlos weiter bei Babyloniern, Persern, Diadochen, Römern, Byzantinern, Arabern.
Daß die Levante nicht selbst ein Großreich hervorbrachte, teilt diese Region mit vielen anderen Regionen, selbst solchen, die innerhalb der frühesten Großreiche lagen.
libertarian schrieb:Die Levante ist ein doch relativ kleiner Flecken Erde, welcher sowohl als Seeweg sehr wichtige Zugangspunkte bietet, als auch als Landweg. Er ist die Kreuzung zwischen Kontinenten, ein kleiner Mittelpunkt. Und historisch gesehen waren um es herum nicht selten aggressive Großreiche, welche alle um die Vorherrschaft nicht zuletzt auch um dieses Gebiet gebuhlt haben.
Und was soll das jetzt erklären?
libertarian schrieb:Was könnte dies nun nach sich ziehen, solch eine Lage? Das zieht doch irgendwie schon klar nach sich, dass es immer invasiert wird und unter ständigem Druck von außen leidet.
Das stimmt so eben
nicht. Die Phönizier an der Nordküste etwa hatten bis in die ausgehende Eisenzeit eine relative Narrenfreiheit, wurden selten bekriegt und noch seltener erobert. Und wenn, dann reinstallierte man schnell wieder deren Freiheit und Unabhängigkeit. Selbst die aggressiven Neuassyrer mit ihrer strengen Vasallitätspolitik beließen die Phönizier stets im ersten Stadium der Vasallität. Die anderen kleinen und mittleren Königreiche hingegen wurden da ganz anders malträtiert, obwohl sie nicht aufmüpfiger waren als die Phönizier.
Die Phönizier haben das Kapital der Levante gekannt und erfolgreich genutzt. Und haben so genau das verhindert, was Du als einzige Folge dieses Kapitals behauptest. Die Phönizier hatten keine Ambitionen fürs Hinterland, sonst hätte es nämlich durchaus ein starkes Reich in der Levante geben können. Alle Handelswege des Alten Orients in einer Hand...
libertarian schrieb:Die verschiedensten Armeen sind hier durchgezogen. Wie will sich da ein festes Staatswesen und rentabler Ackerbau sowie gescheite Sesshaftigkeit entwickeln, wenn man immer in der Angst leben muss, dass man gleich eingenommen wird oder gar vertrieben.
Na das is ja mal ein Argument. Die diversen Armeen konnten deshalb so weit ins Land und erobern/zerstören, weil das Land keine einheitliche Wehr hatte. Aber immer dann, wenn die halbe Levante in Koalitionen zusammenstand (eigentlich warens sogar nur zwölf Kleinreichlein), dann konnte man wie weiland 853 v.Chr. in Karkar auch mal nen assyrischen Agressor gleich am Nordrand der Levante erfolgreich stoppen. Daß es den Aggressoren dennoch so oft gelang, liegt wohl eher an der Uneinigkeit der Reiche.
libertarian schrieb:Wenn man immer davon ausgehen muss, dass gleich im nächsten Augenblick dir dein Feld und Gut enteignet wird, dann kann man gut verstehen, warum die Leute es dort lieber mit der Sesshaftigkeit bleiben haben lassen, obwohl sie von doch recht hoch entwickelten Zivilisationen umstellt waren.
Und wenn ich Dir jetzt sage, daß es ein-, zweihundert Jahre zuvor genau anders herum war, daß zu der Zeit die Nomaden ne Minderheit waren?
Die Nomaden nahmen zu, als die umliegenden Großreiche zu schwach waren, um sich um die Levante zu klopptn. Als sie es konnten, gabs haufenweise Städter und nur wenige Nomaden. Komisch, gell? Dazu paßt es irgendwie gar nicht, was Du Dir da ausgedacht hast.
Es gab übrigens vorher und nachher noch mehrere solcher Bevölkerungswechsel seßhaft-nomadisch.
libertarian schrieb:Ich schrieb auch nicht von exakter Gleichzeitigkeit, sondern eher davon, dass sie beinahe gleichzeitig entstanden. Welche Streuung siehst du denn vor?
Die Frage stünde wohl besser Dir an. "
Es ist doch tatsächlich so, dass das Enstehen vieler Hochkulturen beinahe gleichzeitig stattfand." Wie weit auseinander ist bei Dir noch beinahe Gleichzeitigkeit. Ich für meinen Teil benannte einige Aspekte, sprach von Jahrzehnten, Jahrhunderten, brachte sogar ein konkretes Beispiel von 1000 Jahren bei weniger als 1000km Distanz. 1000 Jahre sollte "meilenweit jenseits" von auch nur annähernder Gleichzeitigkeit liegen.
libertarian schrieb:Die wirkliche Staatensbildung Ägyptens samt ersten Tempeln und Grabanlagen usw. fand nun ebenso +/- ein paar Jahre zu jener Zeit statt
Caral ist
ca. 5000 Jahre alt. Salinas de Chao ist aber schon mal 300 Jahre älter. Und nu? Caral gilt als Ursprungszentrum, aber da scheint mir eher ein Vergleich mit Uruk geboten denn ein Vergleich mit Sumer. Die Initialzeit, die die ganze Region betrifft, geht denn auch erst sehr viel später los.
Du suchst Dir willkürlich zwei Deiner Meinung nach irgendwie passende gleiche Daten raus. Sieh lieber, wie oft die Daten unterschiedlich ausfallen. Daß in einer Gruppe von 25...30 Menschen zwei mit dem selben Geburtstag vorkommen, die Wahrscheinlichkeit hierfür liegt bei 50%. Sowas besagt noch keinen Zusammenhang. Ständig entstanden und vergingen weltweit irgendwo gleichzeitig größere und lokale urbane Zentren.
libertarian schrieb:Künstliche Bewässerung kannten gerade zu jener Zeit just auch die Ägypter. Zufall?
Bei ein paar Jahrhunderten auseinanderliegender "Gleichzeitigkeit"? Ja was denn sonst! Oder hast Du etwas anzubieten?
libertarian schrieb:Archäologische Grabungen in Dschiroft führten außerdem zur Entdeckung verschiedener Objekte, die ins 4. Jahrtausend v. Chr. gehören.
Scherzkeks. Das entspricht ja wohl genau meinem Satz direkt nach dem von Dir zitierten: "
Eher denk ich, daß es Funde gibt, die ne Vorläufergesellschaft belegen, die es schon ab dem 4.Jt. v.Chr. gegeben hat." Dein "
Jedenfalls soll es auch Funde geben, die das Datum von Jiroft in das 4. Jahrtausend vor Christus vordatieren" hingegen ist mit diesem Zitat keineswegs be- oder nahege-legt. Wenn Du jungsteinzeitliche oder bronzezeitliche Siedlungsspuren unter ner deutschen Stadt findest, wird die nicht plötzlich so alt. Gab nur schon vorher Menschen da.
libertarian schrieb:Aber es gibt doch dennoch auch von mehr oder weniger angesehenen Archäologen und Frühzeitforscher durchaus die These, dass man damals schon über den Atlantik hinweg Kontakt hatte, wenn ich mich nicht recht täusche.
Wehe, Du sagst "Abora"!
Nein, ich kenne das nicht, daß dies ernsthaft diskutiert wird. Außer für die jungpaläolithische Besiedlung Amerikas kenne ich keine ernsthafte Diskussion. Einzelne Migrationen werden wohl nicht ausgeschlossen, aber kein wirklicher Kontakt hin und her. Diffusionismus ist in Anthropologie und Archäologie mehr als nur marginal, das geht eher gegen Null. Trotz Heyerdahl...
Pertti