Hallo
@smokingun Blut hat durchaus nen Bedeutungsgehalt, nen Symbolwert, mag auch gelegentlich rein übertragen verwendet werden. Aber wenn ich Hesekiel16 lese, dann finde ich diesen Sinn dort gerade nicht.
V.4-5: "
Und [was] deine Geburt [betrifft]: an dem Tag, als du geboren wurdest, wurde deine Nabelschnur nicht abgeschnitten, und du wurdest nicht mit Wasser abgewaschen zur Reinigung und nicht mit Salz abgerieben und nicht in Windeln gewickelt. Niemand blickte mitleidig auf dich, um dir eines dieser Dinge aus Mitleid mit dir zu tun, sondern du wurdest auf die Fläche des Feldes geworfen, aus Abscheu vor deinem Leben, an dem Tag, als du geboren wurdest."
Da wird ein Bild verwendet, deutlich erkennbar, daß Jerusalem bzw. Israel als ein einzelner Mensch angesehen wird. In diesem Bild beschreiben alle Elemente deutlich die selbe Sache: ein Neugeborenes, das von den Eltern nicht angenommen wurde, das von ihnen direkt nach der Geburt "weggeworfen" wurde, und um das sich auch sonst niemand scherte. Das Durchtrennen der Nabelschnur, das Reinigen und Einwickeln, das sind ja alles Aktionen, die man mit nem Neugeborenen nach der Geburt macht. Es kommt in eine Wiege, nicht an den Wegesrand, und alle schauen es an, wollen es mal auf den Arm nehmen und "Gutschi gutschi" zu ihm sagen, und keiner geht achtlos vorbei und empfindet Abscheu.
In diesem Bild ist das Blut jener Geburts"dreck", der dem Neugeborenen noch immer anhaftet. Es steht hier weder für "Tod" noch für "Leben", sondern für das ungeheure Elend, in das dieses Kind hineingeboren wurde. So heißt es in Vers 9: "
nd ich wusch dich mit Wasser und spülte dein Blut von dir ab und salbte dich mit Öl." Hier wird der letzte Rest des Elends beseitigt, in dem Gott dieses Kind vorgefunden hatte, als er es erwählte.
Und dabei ist nicht das "Blut" die Chiffre für das Elend, sondern das ganze Bild vom unbeachteten, weggeworfenen Neugeborenen ist die Chiffre. Innerhalb dieses Bildes dagegen ist das Blut einfach nur das Blut, in dem das Neugeborene geboren wurde, ganz dinglich gedacht.
Klar ist, ein Neugeborenes, das an den Wegrand geworfen wird, stirbt. Ob dies von dem Bild als Aussage gemeint ist, ob Jerusalem/Israel gestorben wäre, hätte Gott es nicht für sich erwählt, das wage ich nicht zu behaupten. Es geht um den Status des großen Elends, den Gott beseitigt. Ob dieser Elendsstatus auch "dem Tode nah" mitmeinen muß, ist zumindest nicht notwendig anzunehmen. Auch im sogenannten kleinen heilsgeschichtlichen Credo Israels in 5.Mose26 (ich zitierte es ja bereits) kommt das große Elend Israels vor, das Gott zu Erbarmen und Rettung veranlaßte (V.7): "
und der HERR hörte unsere Stimme und sah unser Elend und unsere Mühsal und unsere Bedrängnis." Nicht aber ein zu erwartender Untergang, ein Tod Israels ohne Eingreifen Gottes. Das kann man natürlich immer mitdenken, es macht die Sache dramatischer. Aber eigentlich reicht das Bild eben auch so schon.
smokingun schrieb:Es lässt sich also überall etwas finden das man noch so interpretieren kann und was das NT betrifft wo die Auferstehung Jesus vorkommt ist man da schon der jüdischen Tradition gefolgt . Der unterschied ist eigentlich nur in dem zu finden dass es Bekentnisse gibt die ihn nach dem Tod gesehen haben sollen . ....die Auferstehung selbst wird ja gar nicht beschrieben..
zur Begrifflichkeit siehe hier unter der Rubrik Formeltradition :
Wikipedia: Auferstehung Jesu Christi
Richtig, es gab genügend vorgegebene Vorstellungen von Auferstehung im Judentum der damaliegen Zeit, gespeist aus der jüdischen Tradition, die wiederum aus anderen Traditionen mitbeeinflußt, gar verursacht sein können. Aber die Auferstehungssichtungen, wie auch immer die vorzustellen seien und wodurch veranlaßt, diese Sichtungen stehen am Anfang der nachösterlichen Bewegung. Sie waren der Anstoß, daß Menschen an Jesus glaubten, die "Initialzündung" des Christentums. Und die Auferstehung selbst wurde nicht beobachtet oder beschrieben, sie wurde letztlich nur gefolgert aus dem Umstand, daß Menschen den ehemals toten Jesus körperlich gesehen haben.
smokingun schrieb:hab noch neh frage zu deinem link jesaja ... was genau sagt dieser Satz eigentlich aus?
"The addition of aleph in the same way is less frequent and will be cited."
Das hängt mit der Eigenart des Hebräischen zusammen, daß es sich um eine Konsonantenschrift handelt. Vokale werden nicht mitgeschrieben. Nun entwickeln Sprachen sich weiter, und uns Heutigen fällt es z.B. schwer, Walter von der Vogelweide zu lesen und zu verstehen, oder das Nibelungenlied in seiner mittelalterlichen Formulierung. Ähnlich ging es auch den Juden mit ihren alten hebräischen Texten. Besonderes Handycap: heißt "lbn" nun laben, leben, lieben oder loben?
Um hier ein bißchen mehr Sicherheit hineinzubekommen, verwendete man bestimmte Buchstaben als Vokalersatz. So steht der Buchstabe Waw für W, kann aber auch als Vokalersatz für O oder U verwendet werden. Und Alef für A, He für E, Jod für I... Später haben dann die Massoreten ein Punktesystem eingeführt, mit dem sämtliche Vokale wiedergegeben werden können. Man brauchte die Hilfsvokale nicht mehr. So verschwanden viele Hilfsvokale, doch manche sind noch immer erhalten geblieben. So findet sich im hebräischen AT für David mal die Schreibweise dwd, aber zumeist dwyd.
Wie auch immer, zur Zeit der Jesajarolle gab es noch nicht die massoretische Punktation, also verwendete man viel mehr Hilfsvokale als später. Daher finden sich diese Hilfsvokale in der Jesajarolle häufiger als in heutigen hebräischen Bibeln. Das ist wie mit ner "Rechtschreibreform". In alten Texten findest Du noch häufig "naß", "Faß", "Kuß", in neueren hingegen "nass", "Fass", Kuss".
Dein zitierter Satz nun besagt, daß beim Zitieren der hebräischen Form von Vokabeln das Alef, so er über die heutige Schreibweise hinaus in der Jesajarolle vorkommt, mitzitiert wird. Anders als der Buchstabe Waw, der weit häufiger als Vokalersatz eingesetzt wurde als das Alef. Davon war im Vorsatz die Rede: "
Two frequent variations will NOT be cited in this review. The addition of waw and yod to words as pronunciation helps to indicate vowels is very frequent and corresponds to the pointing to indicate these vowels, which was added by later Masoretic scholars."
Jedenfalls kommt in den Belegen des Verbes chaja in der Jesajarolle nirgends ein Vokalersetzendes Alef vor. Vielleicht kannst Du ja auf diesem Bild was sehen. Da Hebräisch von rechts nach links geschrieben wird, stehen die Stellenangaben und die Vokabelbelege aus der Schriftrolle rechts. Links steht zuerst die Umschrift der Aussprache, dann die Umschrift der Buchstaben (hier aber von links nach rechts). Und zwar beides so, wie es in der heutigen hebräischen Bibel steht. Die zweite Umschrift der Buchstaben, die andersfarbige, ist dann die Schreibweise der Jesajarolle. Leider sind die Fotos der Jesajarolle nicht so hochauflösend und scharf, wie ichs gern hätte, aber vielleicht erkennst Du doch die wiederkehrenden Buchstaben, deren Position Du aus der Umschrift direkt daneben entnehmen kannst (nur das vertauschte Links-Rechts berücksichtigen). Da kommt kein Alef zusätzlich vor.
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