VOLTA schrieb:Alles andere sollte euer Verstand erledigen.
Hat er schon.
Erledigt!
VOLTA schrieb:Und du hast mir nicht geantwortet auf die Frage,ab wann ist es ein Mensch.
Kommt drauf an, wo man die Grenze zieht.
Werkzeugherstellung gibts schon im Tierreich, speziell auch bei den Großen Menschenaffen.
Das Besondere der Steinwerkzeugkulturen der Gattung Homo ab ihren frühesten Vertretern war, daß sie das begriffliche Denken ihrer Hervorbringer belegen. Ein Werkzeug der Menschenaffen ist dies nur im Vollzug, zwischen zwei Nutzungen ist eine Termitenangel keine Termitenangel für den Schimpansen, sondern ein Stock. Speziell angefertigte Steinwerkzeuge hingegen waren keine Einwegware, sondern waren eigens für die Mehrfachnutzung hergestellt. Zu deutsch, Homo habilis und Homo rudolfensis stellten Werkzeuge her, nicht nur für den Gebrauch, der direkt anstand, sondern auch für weitere Nutzungen. Der Chopper (engl. pebble tool) galt dem frühen Homo auch zwischen den Nutzungen als Chopper. Er hatte also nicht nur ein Werkzeug geschaffen, sondern auch ein gedankliches Konstrukt, eine Idee, einen Begriff von etwas, das im Moment gar nicht "real" ist. Dieses Denken unterscheidet das Kulturwesen Mensch vom Tierreich.
Deswegen zählt man Habilis und Rudolfensis im Allgemeinen auch zur Gattung Homo, nicht zum Australopithecus, mit dem sie anatomisch noch mehr gemein hatten als mit uns. Aber die Verstandesleistung war die eines Kulturwesens.
Wie wäre es aber mit der Sprache? Macht das für Dich den Menschen aus? Auch Tiere haben ja eine Sprache, aber die tierische Sprache unterscheidet sich grundlegend von menschlicher Sprache. Nicht in der Art der Lautierung und Vielfalt. Nein, der Unterschied besteht darin, daß Vögel sich nicht darüber unterhalten können, was ihnen vorhin passiert ist, oder was sie nachher unternehmen wollen. Tierische Kommunikation beschränkt sich auf das Mitteilen von Aktuellem. Küken tschilpen "Hunger!", Wächtertiere von Herden etc. rufen bei Gefahr "Alarm!". Der Balztanz von Paradiesvögeln sagt "Du Sex wolle?" Und so weiter und so fort. Nun, das Zungenbein des Neandertalers zeigt, daß bereits der letzte gemeinsame Vorfahre von Sapiens und Neandertalensis, der Homo heidelbergensis, diese Voraussetzung für gezielte Artikulation besessen haben muß. Und auch wenn der Rachenraum für die Stimmbänder beim HN noch nicht so gestreckt war wie beim HS, so war doch bereits ein reichhaltiges Repertoire an verschiedenen Lautbildungen möglich, mehr als es "Buchstaben" in manchen heutigen Sprachen gibt. Die Dehnung der Stimmbänder dürfte ebenfalls beim Heidelbergensis aufgetreten sein, der frühe Homo erectus hingegen hatte noch kurze Stimmbänder. Das zeigt, daß ab dem Heidelbergensis Sprache schon so bedeutsam war, daß es sogar zu einer anatomischen Umbildung zur verbesserten Sprachnutzung kommen konnte. Ohne Sprache war diese anatomische Veränderung nämlich sogar nachteilig. Affen können noch gleichzeitig schlucken und atmen, wir nicht. Wir hingegen können uns verschlucken, etwas wirklich "in den falschen Hals" kriegen - und daran sterben. Ein Nachteil, der sich nur durchsetzen konnte, wenn er auch einen Vorteil mitbrachte. Also gab es bereits die Kommunikation, wahrscheinlich eben schon beim Erectus, eben weil das, was durch anatomische Veränderung verbessert wurde, schon da sein mußte, um einen Nutzen zu bringen.
Religion? Der Homo heidelbergensis von Bilzingsleben lebte in Gruppen größer als eine Familie, baute mehrere Hütten. Der Lagerplatz sah aus "wie bei Schweins", überall fanden sich Essensreste. Nur an einem Platz nicht, das war ein säuberlich gepflastertes Rund, an dessen Rand gezielt Bärenknochen plaziert waren (Schädelknochen, Tatzen und Penisknochen, nirgends fanden sich die übrigen Bärenknochen). Am einen Ende des Platzes war ein 80kg schwerer Stein hingestellt (von mehreren hundert Metern Entfernung hierhergetragen), der auch als Amboß hätte genutzt werden können. Tatsächlich ergaben mikroskopische Untersuchungen, daß hier Knochen zerschlagen wurden. Auch menschliche Schädelknochen fand man dort, z.T. waren diese ins Pflaster eingearbeitet. Bestattung oder Opfer? Beides aber deutet auf Religion hin. Der Neandertaler mit seiner Bestattungspraxis jedenfalls war auf jeden Fall schon zur Religion fähig.
Was, Volta, macht Deiner Meinung nach den Menschen zum Menschen? Denken? Kultur? Sinn fürs Schöne? Sinn fürs Metaphysische? Spätestens der Heidelbergensis verfügte über alles davon!
Erst mit Deiner Definition von Mensch kann man Dir sagen, wer von der "Ahnenreihe" dort für Dich als Mensch gelten muß.
Pertti