HeizerP. schrieb:Kann es möglich sein, das es vor unserer Menschheitsgeschichte schon mal eine Zivilisation gab von der wir keine Artefakte finden? Die Zeit würde reichen.
Ich formuliere es mal um:
Kann es möglich sein, das es vor in unserer Menschheitsgeschichte schon mal eine Zivilisation Atombombe gab von der wir keine Artefakte finden? Die Zeit würde reichen.
Von der ersten Idee, eine Atombombe zu bauen bis zur ersten Atombombe vergingen nur sehr wenige Jahrzehnte. Die Geschichte menschlicher Hochkulturen währt nun aber schon gut 5000 Jahre. Das ist also genug Zeit, daß die Atombombe schon mehrere hundert Mal hätte entwickelt werden können.
Hier wird es schnell einsichtig: Man muß auch das nötige Equipment zum Bau der Atombombe entwickelt haben, man muß elektrischen Strom kennen, man muß ein sinniges Atommodell kennen, man muß so vieles. Auch das muß alles erst mal entwickelt sein, bevor es an das Planen und Bauen einer Atombombe gehen kann. Jede Neuentwicklung basiert auf einer langen Vorgeschichte zuvor erfolgter Entwicklungen, die erst mal stattgefunden haben müssen, damit die Möglichkeit für diese Neuentwicklung überhaupt gegeben ist.
In der Entstehung von Zivilisationen ist das nicht anders. Die Entstehung des hochtechnologisierten Menschenaus dem letzten gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Schimpanse brauchte nur sechs Millionen Jahre, ein Klacks in der Geschichte des Lebens, weniger als ein Fünfhundertstel der Geschichte des Lebens auf der Erde. Aber dieser Menschenaffe vor sechs Millionen Jahren, der brauchte ja auch erst mal ne Weile, um schon so komplex geworden zu sein, wie er nun mal war, sodaß er das Zeug dazu hatte, ne intelligente Spezies hervorbringen zu können. Und so kannst Du das ganze zurückverfolgen.
Vor rund 25 Jahren las ich mal nen Artikel "was wäre, wenn die Dinos nicht ausgestorben wären". Da tauchte die Frage auf, ob nicht auch aus der Gruppe der Dinos eine intelligente Spezies hätte hervorgehen können. Man verglich die Entwicklung des Dinogehirns vom Anfang der Dinozeit mit der am Ende der Dinoära; in dieser Zeit hatte sich das Hirn-Körper-Verhältnis bei einigen Untergruppen zum Teil beträchtlich verbessert. Man suchte sich die Gruppe mit dem "größten Tempo" aus und rechnete es hoch, was für ein entwickeltes Gehirn das heute ergäbe und was für eine Intelligenz damit möglich wäre. Man kam zu dem Ergebnis, daß die intelligentesten Dinos heute eine Intelligenz etwa in dem Maße von Keas oder Beos, den intelligentesten Vögeln, erreicht hätte. - Erst nach diesem Artikel setzte sich die Erkenntnis durch, daß Vögel tatsächlich Dino-Nachfahren sind! War also ne Punktlandung...
Es brauchte erst mal ne lange Zeit, bis die Erde ein lebensfreundlicher, zumindest lebenstolerierender Planet wurde (keine glutflüssige Oberfläche). Dann brauchte es, bis das Leben entstand, dann brauchte es lange Zeit, bis die ersten Vielzeller entstanden, dann mußten erst mal komplexe Vielzeller entstehen. Und die brauchten dann verdammt lange Zeit, um ihr ZNS so auszubauen, daß dieses das Potential hatte, sich zu was Intelligentem weiterzuentwickeln. Und so brauchte es offensichtlich all die gut 4 1/2 Milliarden Jahre bis zu uns heute. Nicht nur die schlappen sechs Millionen Jahre. Von "die Zeit würde reichen" für eine Zivilisation vor der Zivilisation würde ich da nicht sprechen. Nicht mal die Dinos hätten es hinbekommen, zeitlich mit uns wenigstens gleichzuziehen.
Pertti